Eröffnung: Giardini
13:15 Uhr Performance der FORWARD DANCE COMPANY von LOFFT – DAS THEATER
13:30 Uhr Ansprachen: Bundesministerin Klara Geywitz und Kurator*innen
14:15 Uhr Empfang

Fest: Giudecca
16:30 — 22:00 Uhr Nachbarschaftsfest in der Siedlung Casette auf der Giudecca
Ort: Calle Cantiere 687/C, 30133 Venezia, Vaporetto-Haltestelle Palanca

Konzept

Mit dem Beitrag Open for Maintenance – Wegen Umbau geöffnet „instandbesetzt“ das kuratorische Team ARCH+ / SUMMACUMFEMMER / BÜRO JULIANE GREB den Deutschen Pavillon auf der diesjährigen Biennale Architettura.

Open for Maintenance ist keine Ausstellung. Es ist ein Handlungsansatz für eine neue Baukultur. In Anlehnung an die „Instandbesetzungen“ im Berlin der 1980er Jahre macht der deutsche Beitrag das Gebäude in den Giardini nutzbar. Mit gebrauchten Materialien und „Spolien“ aus knapp 40 Länderpavillons der Kunstbiennale 2022 wird der Pavillon zu einer produktiven Infrastruktur.

Open for Maintenance besetzt den Deutschen Pavillon „as found“, das heißt samt der Arbeit Relocating a Structure der Künstlerin Maria Eichhorn für die Biennale Arte 2022. Kunst- und Architekturbiennale werden auf diese Weise erstmals räumlich und programmatisch miteinander verwoben. Die baulichen Eingriffe orientieren sich an lokalen Bedarfen und umfassen eine große inklusive Rampe vor dem Portikus des Pavillons, ein Materialdepot, eine Werkstatt, einen ökologischen Sanitärraum, einen Versammlungsraum und eine Teeküche. In Zusammenarbeit mit venezianischen und deutschen Initiativen wird damit die räumliche und soziale Sorgearbeit in Venedig und andernorts sichtbar gemacht, die normalerweise dem Blick der Öffentlichkeit entzogen ist.

Open for Maintenance verwandelt den repräsentativen Deutschen Pavillon in einen gelebten Ort der (Re-)Produktion. Gemeinsam mit zivilgesellschaftlichen Gruppen, wie etwa der Assemblea Sociale per la Casa (ASC), werden von hier aus Studierende und Auszubildende des Handwerks im Rahmen des sechsmonatigen Werkstatt-Programms Maintenance 1:1 soziale Infrastrukturen in Venedig pflegen, reparieren und instand setzen. Die gemeinschaftlichen Interventionen im Pavillon und im städtischen Raum sind dabei nicht lediglich als Kritik an den Biennalen als Format und der Architektur als Disziplin gemeint. Vielmehr legt der praxisbezogene Ansatz die Vielzahl an möglichen Handlungsoptionen der Architektur zu Umbau und Gestaltung einer inklusiven und sozialökologisch nachhaltigen Stadt offen.

Maintenance 1:1

Workshop program of the German Pavilion at the Biennale Architettura

in collaboration with Venice Biennale LAB by Sto Foundation, AIT-Dialog, and Università Iuav di Venezia

During the Biennale, the curators, in cooperation with the Sto Foundation’s Venice Biennale Lab series and AIT-Dialog, are organizing a workshop program that seeks to prove a fundamental idea of Open for Maintenance: Only a social turn in architecture will lead us to sustainable practice. For the program, architecture students and apprentices of the trades will work with local organizations on specific projects in Venice that focus on the care, repair, and maintenance of existing buildings, as well as valorization and recognition of the work involved. Participants will upgrade sanitary facilities, build ramps, design furniture for the community, paint fences, and repair roofs.

The program supports existing material and social (infra)structures counteracting the negative effects of Venice’s commercialization and actively promoting the social inclusion of underprivileged groups. The fully equipped workshop and material repository in the German Pavilion serve as a productive infrastructure and a starting point for the interventions around the city. The participants will live together during the workshops’ duration, promoting dialogue which will be consolidated by a networking event in the fall of 2023.

Übersicht der Orte der urbanen Interventionen

Circular Sanitation Days

with Project Group Sanitary Revolution

The newly installed sanitary infrastructure in the German Pavilion addresses the ecological issue as much as the social one. It reacts to the fact that drinking water will be a rare resource in the future, which makes our “comfortable,” water-based toilet system increasingly inappropriate. Therefore, the urinal and toilet in the Pavilion operate without water. The urine is evaporated in a reactor called the nutrient harvester and turned into powdered fertilizer. The feces, in turn, are transported to an organic farm on the mainland, where they are hygienically processed by a mechanical rapid composter before being used as fertilizer for the farm’s crops. More than twenty scientists and practitioners were involved in the planning and realization of the prototypes: Experts in accessibility, equality, product design, (waste)water and composting technology, as well as the Leibniz Institute of Vegetable and Ornamental Crops. They are all united by the goal of a sanitary revolution—leaving behind the linear, water-based system for disposing of human waste in favor of a circular reuse process which, instead of human waste, sees a resource. The program brings together all participating parties for an exchange of knowledge in the field of circular sanitation.

Daily, 10:30 am – 12:00 pm
IN MOTION …
THEMATIC GUIDED TOURS
Meeting point: Entrance of the German Pavilion

INCLUSIVE AND ECOLOGICAL. ALL THE WAY FROM THE STREET TO THE TOILET
Guided tour with Eleftheria Xenikaki

CIRCULAR MATTER[S] – TREAT AND REUSE
Guided tour with Ariane Krause and Nikola Schwarzer

SPACE FOR CIRCULAR SANITATION
Guided tour with Johanna Moser, Marco Grimm, and Michel Riechmann

Places of Resistance

Künstlerin: Maria Eichhorn; Guides: Giulio Bobbo und Luisella Romeo

Als Teil von Maria Eichhorns Relocating a Structure werden zweimal wöchentlich englischsprachige Führungen zu Denkmälern und Orten in Venedig angeboten, die an Aktivitäten des antifaschistischen Widerstands sowie an die Deportation der jüdischen Bevölkerung erinnern: Tour A Ghetto, Tour B Bahnhof und Tour C Arsenale. Die Stadttouren werden in Zusammenarbeit mit dem Istituto veneziano per la storia della Resistenza e della societá contemporanea (Iveser) durchgeführt und von Giulio Bobbo und Luisella Romeo begleitet.

Hier können Sie Ihr Ticket reservieren.

Wir bieten ein umfangreiches begleitendes Vermittlungsprogramm an. Für Gruppenführungen und besondere Wünsche sprechen Sie uns gerne an: biennale(at)archplus.net

In diesem Jahr finden die Pavillon Days vom 14. bis 15. September statt. Sie bieten ein koordiniertes Programm in allen teilnehmenden Pavillons der Biennale. An beiden Tagen findet um 12:55 Uhr eine kuratorische Führung im Deutsche Pavillon statt.

Als Teil des Programms findet am 14. September zwischen 14:00 und 15:30 Uhr eine öffentliche Veranstaltung im Deutschen Pavillon statt. Mitglieder des kuratorischen Teams werden die Ergebnisse des Workshop-Programms Maintenance 1:1 präsentieren.

Im Rahmen der Veranstaltung wird das aktuelle Team vor Ort, Studierende der HfbK Hamburg und der IUAV sowie Auszubildende von VW und Mitglieder der Initiative Assemblea Sociale per la Casa, das laufende Projekt Public Design Support auf der Giudecca vorstellen.

Sie sind herzlich eingeladen, an der Veranstaltung teilzunehmen. Zutritt nur mit gültigem Ticket für die Giardini. 

Zur Eröffnung der Biennale wird das Goethe-Institut mit seiner Programmreihe Performing Architecture als Programmpartner des Deutschen Pavillons mit künstlerisch-performativen Projekten zu Themen wie Inklusion, Sorgearbeit und urbane Praxis Aspekte des kuratorischen Konzepts aufgreifen. Workshops zu den genannten Themen werden zu einem späteren Zeitpunkt bekanntgegeben.

Der deutsche Beitrag für die 18. Architekturbiennale stellt die Vielzahl beteiligter Initiativen und Gruppen nicht aus, sondern bezieht sie aktiv in das Programm und die konkrete Arbeit an einer sozialökologischen Wende der Gesellschaft ein. Hier werden ihre Beiträge nach und nach dokumentiert und vorgestellt.

Anne Femmer (*1984) ist Architektin und Mitgründerin von SUMMACUMFEMMER Architekt*innen in Leipzig. Während und nach ihrem Studium an der TU Dresden und der ETH Zürich arbeitete sie in internationalen Büros, u. a. bei Adolf Krischanitz, Wien, Go Hasegawa, Tokio, von Ballmoos Krucker, Zürich und architecten de vylder vinck taillieu, Gent. Von 2015 bis 2018 war sie Entwurfsassistentin an der ETH Zürich bei Christian Kerez und Jan de Vylder, 2019 Gastprofessorin an der TU München. 2020 bis 2022 betreute sie die Gastprofessur Integral Architecture an der TU Graz. Seit 2022 ist sie Gastprofessorin an der UdK Berlin.

Franziska Gödicke (*1998) studierte Architektur an der Bauhaus-Universität Weimar und der IUAV Venedig. Seit Juli 2021 arbeitet sie im redaktionellen Team der ARCH+. Als freie Autorin veröffentlicht sie Essays, wie zuletzt im trans Magazin der ETH Zürich. Seit Januar 2022 ist sie Teil der kollaborativen Architekturpraxis b+ in Berlin. In Workshops und Gastkritiken z.B. an der AA London, der RWTH Aachen und der University of Cambridge spricht und arbeitet sie zu Fragen von Care, Repair und Maintenance – insbesondere im Kontext postsozialistischer Strukturen in Ostdeutschland.

Juliane Greb (*1985) ist Architektin und leitet seit 2015 ihr eigenes Büro in Gent. Parallel zu ihrem Studium an der RWTH Aachen und AHO Oslo arbeitete sie im redaktionellen Team der ARCH+. Nach Studienabschluss war sie bei architecten de vylder vinck taillieu, Gent, als Projektleiterin für die Realisierung mehrerer experimenteller Wohngebäude verantwortlich und anschließend freiberuflich für osar architecten in Antwerpen tätig. In den letzten Jahren war sie Dozentin an der UAntwerpen und der TU Delft. Sie ist Gastprofessorin an der PBSA Düsseldorf. 

Christian Hiller (*1975) ist Medienwissenschaftler, Redakteur und Kurator. Er leitete Ausstellungs-, Veranstaltungs-, Publikations- und Forschungsprojekte u.a. für die Stiftung Bauhaus Dessau, das Haus der Kulturen der Welt und die ARCH+. Er kuratierte internationale Ausstellungsprojekte wie bauhaus.film (SESC São Paulo u.a.), Mensch-Raum-Maschine (Bauhaus Dessau, MMCA Seoul u.a.) und Encounters with Southeast Asian Modernism/Contested Modernities (Gudskul Jakarta, Goethe Institut Myanmar, NTU CCA Singapore u.a.). Mit ARCH+ kuratierte er u.a. projekt bauhaus (2015–2019), An Atlas of Commoning (2018) und Cohabitation (2021).

Petter Krag (*1978) ist Architekt, Fotograf und seit 2017 Partner im Büro Juliane Greb. Nach seinem Fotografiestudium an der Oslo Fotokunstskole und sechsjähriger Tätigkeit als freischaffender Fotograf studierte er Architektur an der AHO Oslo. Er arbeitete mit Künstler*innen an Publikationen und Ausstellungen sowie in internationalen Büros, darunter Christian Kerez, Zürich und architecten de vylder vinck taillieu, Gent.

Melissa Angela Alemaz Makele (*1989) ist Redakteurin bei ARCH+. Sie studierte Architektur und Kunstgeschichte am KIT Karlsruhe und als Gaststudentin an der HfG Karlsruhe. Nach ihrem Studium war sie unter anderem für Atelier Bow-Wow und Studio Velocity in Japan tätig. Ihr derzeitiges Forschungsinteresse liegt im Bereich intersektionale feministische (Raum-)Praxis. 2022 war sie Berlin-Stipendiatin an der Akademie der Künste, Berlin.

Anh-Linh Ngo (*1974) ist Architekturtheoretiker, Kurator und Mitherausgeber von ARCH+. Er kuratiert mit ARCH+ regelmäßig Ausstellungs- und Forschungsprojekte wie projekt bauhaus (2015–2019), Cohabitation (2021) und The Great Repair (2022). 2010–2016 war er Mitglied des Kunstbeirats des Instituts für Auslandsbeziehungen (ifa), für das er die Tourneeausstellungen An Atlas of Commoning (2018) und Post-Oil City (2009) entwickelte und co-kuratierte. Er ist aktuell Mitglied des Kuratoriums der IBA 2027 StadtRegion Stuttgart und der Akademie Schloss Solitude sowie Beiratsmitglied des Goethe-Instituts. Seit 2022 ist er Mitglied der Akademie der Künste, Berlin.

Florian Summa (*1982) ist Architekt und Mitgründer von SUMMACUMFEMMER Architekt*innen in Leipzig. Nach seinem Studium an der RWTH Aachen und der ETH Zürich arbeitete er fünf Jahre bei Caruso St John Architects in London und Zürich. Von 2015 bis 2018 war er Entwurfsassistent an der ETH Zürich bei Adam Caruso, 2019 unterrichtete er an der TU München. 2020 bis 2022 betreute er die Gastprofessur Integral Architecture an der TU Graz. Seit 2022 ist er Gastprofessor an der UdK Berlin.

Der deutsche Beitrag für die 18. Internationale Architekturausstellung – La Biennale di Venezia praktiziert die ressourcenschonenden, jedoch arbeitsintensiven Prinzipien von Wiederverwendung und Zirkularität und bezieht dabei zahlreiche zivilgesellschaftliche Akteur*innen, Forscher*innen und Kulturschaffende ein. Für ihr Vertrauen und für die großzügige Unterstützung bei der Realisierung des ambitionierten Projektes danken wir dem BMWSB und dem BBSR sowie folgenden Unternehmen und Institutionen:

Pressekonferenz: 19.5.2023, 12:30 Uhr, Deutscher Pavillon, Giardini

BUREAU N
Caroline Wolf, Inga Krumme
Grosse Hamburger Strasse 28
10115 Berlin

Auszug aus dem Statement zum Biennale-Titel „The Laboratory of the Future“ von Lesley Lokko, Kuratorin der 18. Internationalen Architekturausstellung – La Biennale di Venezia

“The vision of a modern, diverse, and inclusive society is seductive and persuasive, but as long as it remains an image, it is a mirage. Something more than representation is needed, and architects historically are key players in translating images into reality. […] We envisage our exhibition as a kind of workshop, a laboratory where architects and practitioners across an expanded field of creative disciplines draw out examples from their contemporary practices that chart a path for the audience — participants and visitors alike — to weave through, imagining for themselves what the future can hold.”

Statement der Parlamentarischen Staatssekretärin Cansel Kiziltepe, Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen

„Das Kuratoren-Team um ARCH+ greift in seinem Beitrag für den Deutschen Pavillon auf der 18. Architekturbiennale Venedig den Umbau des Gebäudesektors angesichts der sozialen, politischen und ökologischen Herausforderungen auf. Transformation und Nachhaltigkeit in einem umfassenden Sinn sind Themen von höchster Aktualität, insbesondere auch im Bauwesen. Diese Dringlichkeit zeigt sich an der dazu intensiv geführten Kooperation zahlreicher Aussteller-Länder miteinander und mit lokalen Initiativen in Venedig. Ich freue mich, dass der Deutsche Pavillon 2023 spannende Lösungsansätze zu den komplexen Fragestellungen des klima- und ressourcenschonenden und des sozial verantwortungsvollen Planens und Bauens für die globalen Gesellschaften präsentieren wird. Auf die Details zum kuratorischen Konzept bin ich sehr gespannt.“

Persönliches Statement von Peter Cachola Schmal, Direktor des Deutschen Architekturmuseums, Juryvorsitzender im Auswahlverfahren für den deutschen Beitrag 2023

„Die Jury war überrascht von der Frische des Konzepts, den Fokus auf das Reparieren und auf einen Werkstattcharakter zu legen, der auch das Einsammeln von physischen Resten der Kunstbiennale zum Inhalt hat. Inmitten eines solchen improvisierten, nicht vorhersehbaren Ambientes sollen beispielhafte Projekte gezeigt und Initiativen eine Plattform geboten werden. Die Jury verspricht sich von diesen Strategien eine innovative Bespielung des Deutschen Pavillons und einen transformativen Ansatz im Biennale-Geschehen, besonders durch die Vernetzung mit bestimmten Akteurkreisen der venezianischen Stadtgesellschaft.“

Begleitend zur Ausstellung erscheint anlässlich der Eröffnung im Mai 2023 eine Ausgabe der Zeitschrift ARCH+ in deutscher und englischer Sprache mit Dokumentation der beteiligten Initiativen und Beiträgen von Marco Baravalle, Hélène Frichot, Andrej Holm, Vittoria Martini, Shannon Mattern, Eva Stricker, Françoise Vergès u.a. zu den materiellen, sozialen und urbanen Dimensionen der Maintenance.