Die Sache ist weder neu noch sonderlich kompliziert: Der Mensch lebt gerne in einer Umgebung, in der er sich wohlfühlt. Er mag Orte in der Stadt, an denen er ohne Auftrag und Zwang sein kann. Das heißt an konsumfreien, kommunikativen Plätzen in Gegenden mit Verweilpotential. Dass es immer weniger dieser Orte gibt, ist der Finanzialisierung der Stadt zu verdanken. Allerorts entstehen geklonte Wohnburgen, deren Außenraumqualität sich auf Balkone und Autoabstellplätze beschränkt. Auch die alibimäßig angelegten Wasserspiele in Büro- und Geschäftshausvierteln locken keinen müden Vogel an. Privatisierung führt zu Anonymisierung und Vereinzelung.
Dass das nicht die Zukunft unserer Städte sein kann, führt die diesjährige Ausgabe der Oslo Architecture Triennale mit dem kämpferischen Titel Mission Neighbourhood – (Re)forming Communities in aller Dringlichkeit vor. In der von Christian Pagh kuratierten Hauptschau finden sich mit Fokus auf die Nordischen Länder rund 30 Projekte, die das Mehr zeigen, das unsere Städte erst lebenswert macht: Nachbarschaften. Doch was und wer macht Nachbarschaft aus? Wie kann sie entstehen? Welche Werkzeuge stehen uns zur Verfügung? Wie nutzen wir Straßen sinnvoll? Welche Rolle spielt Natur und wie integrieren wir sie in das städtische Gefüge? Welche politischen Hebel haben wir und welche Instrumente müssen wir erst noch erfinden? Anhand realisierter Bauten, Studien und Forschungsarbeiten werden Wege aufgezeigt, wie ein gemeinsames Miteinander entstehen kann.