Der Master of Advanced Studies (MAS) in Geschichte und Theorie der Architektur ist ein zweijähriges berufsbegleitendes Teilzeitstudium, das 1993 als zentraler Bestandteil des Instituts für Geschichte und Theorie der Architektur (gta) an der ETH Zürich gegründet wurde. Das Programm verfolgt drei Ziele: erstens, Vermittlung von Grundlagen der Architekturgeschichte und -theorie; zweitens, Diskussion aktueller Fragen der Architekturpraxis in Verbindungen mit Debatten der Architektur-, Stadttheorie; drittens, Einführung in Methoden des kritischen wissenschaftlichen Arbeitens, um diese den Studierenden als Instrument des Schreibens, des Entwerfens und des Forschens zur Verfügung zu stellen.
Schnittstellen zwischen Architektur und Stadt
Der thematische Schwerpunkt des Studiums leitet sich aus gegenwärtigen Fragestellungen an die Zukunft der Stadtentwicklung ab – darunter die Auswirkungen von Finanzialisierung und Digitalisierung, der Klimakrise und der zunehmenden sozialen Polarisierung. Methodisch untersuchen wir diese Fragen anhand der Einbettung von Architektur in gesellschaftliche Entwicklungen und Machtverhältnisse anhand spezifischer historischer Konstellationen von 1500 bis zur Gegenwart. Ziel der Lehre ist es, die Wechselwirkungen von architektonischer Gestalt und Stadtentwicklungsprozessen erfassen und konzeptualisieren zu können: Dazu gehören unter anderem die Schnittstellen von Regulation, Ökonomie, Form und sozialem Raum sowie jene zwischen den Mikro- und Makroebenen von Architektur, Stadt und Territorium.
Schnittstellen von Theorie und Praxis
Wir betrachten die Verschränkung von Theorie und Praxis und deren historische Vertiefung als einzigartig produktiv für die Weiterentwicklung neuer Methoden und Erkenntnisse nicht nur in den entwerfenden Disziplinen. Denn es geht beim MAS nicht primär um Problemlösung, sondern darum, die Bedingungen, Annahmen, Theorien und Präzedenzfälle jener Anliegen zu identifizieren und zu untersuchen, die Studierende aus der Praxis oder aus einer früheren akademischen Tätigkeit in das Studium mitbringen. Dementsprechend unterstützen wir die MAS-Studierenden darin, ihre Berufserfahrungen als Ausgangspunkt zu nehmen, um, darauf aufbauend, den MAS als Raum für die theoretische Hinterfragung und historische Vertiefung ihrer Anliegen zu nutzen.
Stärkung eigener Positionen
Unsere Fragestellungen bewegen sich zwischen dem Anspruch von Architektur auf Allgemeingültigkeit und ihrer einzigartigen Situiertheit: geographisch und historisch in Bezug auf ihre Materialität, aber auch im Hinblick auf gewählte Forschungsmethoden. Um diese Beziehung in den Blick zu nehmen und mit der Spannung zwischen Universellem und Spezifischem sinnvoll umgehen zu können, braucht es sowohl Instrumente aus der Wissenschaft als auch methodischen Erfindungsreichtum. So lernen Studierende im Lauf des MAS-Programms einerseits, den Forschungsstand ihres Themas zu recherchieren und zusammenzufassen; andererseits entwickeln sie einen eigenen methodologischen Zugang, um innerhalb des von ihnen gewählten Forschungsfeldes eine eigene Position aufzubauen.
Aufbau des Programms
Während des Semesters verbringen die Studierenden zwei Tage pro Woche (Donnerstag, Freitag) an der ETH. Sie belegen MAS-spezifische Seminare, Workshops und eine jährliche Studienreise. Ausserdem besuchen sie ausgewählte Vorlesungen und Seminare des Instituts und Departements. Einen weiteren, wichtigen Bestandteil des Studiums bildet jeweils der Beitrag zu einem Forschungs-, Veröffentlichungs- oder Ausstellungsprojekt.
2021–22 stand das Forschungsprojekt in Zusammenhang mit Bodenfragen beim Abriss und Neubau von Wohnsiedlungen weltweit; die gemeinsame Forschung wurde 2023 am ZAZ Zentrum für Architektur Zürich als Teil der Ausstellungen „Verdichtung oder Verdrängung? Wenn Neubauten ersetzen“ gezeigt und „Landschaftstadt Zürich“ gezeigt. Das Projekt ist hier dokumentiert.
2020–21 erarbeiteten die Studierenden einen Forschungs- und Ausstellungsbeitrag über die Bedingungen Zürcher Wohnbaugenossenschaften für die Architekturbiennale Venedig: „Cooperative Conditions: A Primer on Architecture, Finance, and Regulation in Zurich”. Das daraus entwickelte Buch erscheint 2024 im gta Verlag.
Neben den Seminaren und der Mitarbeit an einem Forschungsprojekt schreiben die Studierenden zwei Hausarbeiten und eine Masterarbeit zu eigens gewählten Themen.
MAS-Studierende kommen aus verschiedenen Disziplinen und befinden sich in unterschiedlichen Phasen ihres Berufslebens. Für Absolvent*innen bildet das Studium den Grundstein für eine erfolgreiche Weiterentwicklung ihrer Karrieren unter anderem an der Universität, in Architekturbüros, in der Stadtplanung, Denkmalpflege oder in der Publizistik und Kulturvermittlung. Sie pflegen zudem ein starkes Alumni-Netzwerk.
Eckdaten
Voraussetzung: Master bzw. Diplom in Architektur oder verwandten Disziplinen
Abschluss: MAS ETH GTA, steht für: Master of Advanced Studies ETH in Geschichte und Theorie der Architektur, eidgenössisch anerkannt und geschützt
Programmdauer: 2 Jahre (vier Semester) Teilzeit
Kreditpunkte: 60 ECTS
Studiengebühr (für den gesamten Studiengang): 19.500 CHF
Unterrichtssprachen: Deutsch, zum Leseprogramm gehören jedoch englische Texte. Schriftliche Arbeiten können auf Englisch verfasst werden.
Leitung und Verantwortung: Dr. André Bideau
Akademischer Kalender
Herbstsemester: 16. September – 20. Dezember 2024
Frühjahrssemester: 17. Februar – 30. Mai 2025
Weitere Informationen unter: mas.gta.arch.ethz.ch
Bewerbung unter: https://sce.ethz.ch/