Daniel Poller nutzte 2018 ein Arbeitsstipendium der Stiftung Kunstfonds Bonn, um sich in Potsdam mit der geplanten Wiederherstellung des historischen Stadtkerns zu beschäftigen: Alter Markt mit Nikolaikirche, Altes Rathaus, Nachbauten von Stadtschloss und Palais Barberini, Garnisonkirche, Rechenzentrum, Abriss von DDR-Architektur wie der Fachhoch-schule aus den siebziger Jahren.
Die Fotoserie Endgültige Fassung der Beschlussvorlage entstand während des Abrisses des Instituts für Lehrerbildung (FH Potsdam) im Jahr 2018 auf dem Alten Markt. Die Bilder zeigen die Zerstörung dieses herausragenden Beispiels der DDR-Moderne durch Bagger und Abrissbirne. Kenner der Architekturgeschichte sehen in dem Gebäude Anklänge, sogar eine Kopie der von Mies van der Rohe 1962 in Des Moines (Iowa) erbauten Verwaltung einer US-Bausparkasse. Nackter Beton, abgeschlagene Kacheln, Geröll, gegeneinander verbogene rostige Armier-Eisen oder Rohre führen den von den Potsdamer Stadtverordneten entgegen zahlreicher Proteste beschlossenen Abriss in seiner Brachialität vor Augen. Diesen Details stehen Aufnahmen des Gesamtensembles des Platzes gegenüber, die die beinahe kulissenhaften Schichten verschiedener Architekturepochen zeigen.
„Wie schon in Berlin, wo sämtliche Repräsentationsfassaden der Ostmoderne mit dem immer gleichen Sandsteinmäntelchen verhängt wurden, sollen auch hier alle Spuren der Moderne verschwinden – besonders, wenn sie vom besiegten System hinterlassen wurden. Was man am Alten Markt versucht, ist die komplette Auslöschung all dessen, was zu Zeiten der DDR gebaut wurde“, schrieben Niklas Maak und Claudius Seidl 2017 in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.