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ARCH+ features

ARCH+ 209 Kapital(e) London und ARCH+ features 17

Freitag, 14.12.12, ab 19 Uhr, 
Villa Elisabeth, 
Invalidenstr. 3, 
10115 Berlin-Mitte

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Warum gehört alles Land der Krone? Was hat London mit Lagos zu tun? Welche Rolle spielt das Dreiecksverhältnis London-Berlin-Moskau? Wieso sind Architekten Entfesselungskünstler? Warum war Mrs Thatcher schon immer da? Diese und viele andere Fragen haben wir am 14.12.12, ab 19 Uhr anhand der neuen ARCH+ 209 Kapital(e) London mit Charlotte Skene Catling, Marc Frohn und Maren Harnack diskutiert.

19:00: Begrüßung & Heftpräsentation
19:15: Escape Artists, Marc Frohn & Charlotte Skene Catling
19:45: Sozialer Wohnungsbau in London, Maren Harnack
20:15: Diskussion
21:00: Ende und anschliessend Bar mit Musik von Karel Duba

Marc Frohn und Charlotte Skene Catling beschrieben im Text "Der Architekt als Entfesselungskünstler" und in ihrem Vortrag, dass wie in kaum einer anderen Stadt in London die architektonische Praxis von Präzedenzfällen bestimmt wird. Am Beispiel einiger neuer Projekte zeigten sie, wie eine junge Generation von Architekten heutzutage mit den engen rechtlichen und ökonomischen Beschränkungen einer Stadt wie London umgeht.

Sie beschrieben ihre Produktionsbedingungen und Taktiken, nahmen die Möglichkeitsräume ins Visier, die sich trotz aller Einengungen eröffnen, und fragten, wie sich ihre Potenziale nutzen lassen. Die urbanen Entfesselungsstrategien seien lose drei Kategorien zugeordnet: temporär, unsichtbar oder exterritorial. Sie schlossen mit: "Die architektonischen Entfesselungsversuche sind fragil. Was im einen Moment noch als Bruch innerhalb der beeindruckenden Kontinuitätslinie Londons erscheint, wird im nächsten Moment bereits von der Stadt absorbiert. So wie die South Bank der Schauplatz von Bordellen, Bärenhatz und Theatern war, ist das Vergnügen noch heute der kontinuierliche Faden, der das South Bank Centre durchzieht. Londons Präzedenzfälle werden in einem ständigen Kreislauf immer wieder aufgeführt. Und in ähnlicher Weise wurden die „Pop-ups“ von Modehäusern und Markennamen aufgegriffen, einverleibt und für Marketingszwecke vereinnahmt. Der Möglichkeitsraum schließt sich wieder. Was wird das nächste architektonische Schlupfloch sein?"

 

Maren Harnack schreibt in ihrem Artikel "Lernen von London. Sozialer Wohnungsbau zwischen privater Stadtproduktion und Gentrifizierung" und führte dies überzeugend auf dem Podium aus:

"Kommerzielle Projektentwickler dominieren nach wie vor den Wohnungsmarkt. Sie stehen in der Tradition der Entwickler von Estates seit dem 17. Jahrhundert und bauen weitgehend standardisierte Wohnungen und Häuser. Die vier größten Wohnungsbaufirmen waren 2007 für fast 40 Prozent der Fertigstellungen verantwortlich und hatten damit eine Position erreicht, in der sie den Markt aktiv beeinflussen können. Trotz der stetig steigenden Nachfrage ist die Produktion von Wohnungen seit 1994 annähernd gleich geblieben. Als Gründe hierfür werden seitens der Investoren vor allem die Baulandknappheit und ineffiziente Genehmigungsverfahren genannt.

Allerdings gibt es keine verlässlichen Daten darüber, in welchem Umfang die Investoren Baulandreserven vorhalten. Es steht jedoch außer Frage, dass sie in Zeiten des Booms zumindest einen Teil ihrer Gewinne auch aus den Wertzuwächsen ihrer Baugrundstücke erwirtschaftet haben. Es war durchaus lukrativer, auf weitere Preissteigerungen zu spekulieren, als Grundstücke und Immobilien sofort zu verwerten. Außerdem haben die Investoren lange von der vorherrschenden Wohnungsknappheit profitiert, weil sie dadurch auch relativ minderwertige Wohnungen zu hohen Preisen verkaufen konnten. Die Tradition, Wohnungsgrößen nicht in Quadratmetern sondern mit der Anzahl der Schlafzimmer anzugeben und die Abschaffung von Flächenstandards durch die Konservativen im Jahr 1980 hat die Entstehung von Wohnungen mit sehr kleinen, eigentlich nicht nutzbaren Zimmern gefördert.

Erst in diesem speziellen Kontext können Wohnungen des sozialen Wohnungsbaus gegenüber den auf dem freien Markt gebauten auch unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten Vorteile aufweisen, die beispielsweise darauf beruhen, dass die Raumqualität der Wohnungen, Größe oder der rechtliche Status besser ist, und die Nachteile, die etwa aus dem sozialen Umfeld erwachsen können, aufwiegen."

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Why does all land belong to the Crown? What does London have in common with Lagos? Why are architects escape artists? Why has Mrs Thatcher always been there? We did discuss these and many other questions with Charlotte Skene Catling, Marc Frohn and Maren Harnack on Dec. 14, 2012, from 19 h, based on the recent ARCH+ 209 Kapital(e) London.

19:00: Welcome & Introduction
19:15: Escape Artists, Marc Frohn & Charlotte Skene Catling
19:45: Sozialer Wohnungsbau in London, Maren Harnack
20:15: Discussion
21:00: End and afterwards Bar with music by Karel Duba