Den Soundtrack zu ÜBER LEBENSKUNST liefern u.a. Bonaparte mit ihrem „Look-at-what-we-found-in-your-backyard 4tet“, Peaches mit einem DJ-Set, die Avantgarde-Formation „zeitkratzer“ mit einem unplugged-Konzert ihres elektronischen Repertoires sowie die WMF-DJs mit einer Clubnacht. Am Eröffnungsabend vertont Berlins internationale Musikszene den Klimawandel.
In den Performances während des Festivals geht es um ein wahrhaft bewusstes Leben und die Beschränkung auf das Wesentliche. Während Benjamin Verdonck in seinem Erlebnispark experimentiert, ob das Halbe nicht das Ganze sein kann, lässt sich Ivan Civic in seiner Langzeitperformance „Welcome Home“ auf eine bewusste Einschränkung seines Lebensraums ein. Kris Verdonck beschäftigt sich mit einer neuen Qualität des Schlafens. Martin Clausen, Lars Rudolph, Beatrice Fleischlin, Monster Truck, Mariahilff u.a. erproben eine Performance-Nacht lang das Leben in den Wäldern.
Florian Wüsts Filmprogramm reflektiert die inhaltlichen Spannungsfelder von ÜBER LEBENSKUNST durch künstlerische Visionen und Geschichten des Alltags.
Im Foyer des HKW bauen FAT KOEHL ARCHITEKTEN eine durch das Neben- und Übereinanderlagern mehrerer Holzkonstruktionen entstehende Stadtstruktur „imbau einbau“, deren zukünftiges Leben ebenso zentral ist wie ihre Rolle im Festival. Die Besucher können in den neu entstandenen Räumen an Workshops zu Themen wie Mobilität, Ernährung, Bildung, Ressourcenverbrauch teilnehmen sowie Gespräche mit Experten, Politikern und Künstlern führen. Das Bildungsprogramm ÜBER LEBENSKUNST.Schule präsentiert sich mit Aktionen und Diskussionen und arbeitet vor Ort mit Schülern. Junge Erwachsene schlagen während des Festivals ein Camp auf und debattieren das Programm aus der Perspektive der kommenden Generationen. Und auch die Festivalbesucher sind eingeladen zu Teilnehmern und Mitmachern von ÜBER LEBENSKUNST zu werden und in nomadischen Nachtherbergen zu übernachten, die von Studierenden der „Habitat Unit“ der TU Berlin entworfen wurden.
Berlin - „Unter den Pflastern der Stadt liegt die Stadt von Morgen“
Am vorletzten Festivaltag heißt es „Da mach ick mit“, Berlin und seine Bewohner stehen im Mittelpunkt des Festivals. Berliner Politiker diskutieren im HKW über aktuelle politische Fragen wie eine CO2-freie Klimahauptstadt, Energiewende u.v.m. Das Festival führt in den Berliner Stadtraum, wo sich die 14 ÜBER LEBENSKUNST.Initiativen präsentieren, die nach weltweiter Ausschreibung seit September 2010 gefördert werden. „Energy Harvesters“, utopisch-praktische Objekte, fangen überschüssige Energie an U-Bahn-Stationen ein, Pfandflaschensammelstationen in Parks regen zur Werteumverteilung an und ein Kreuzberger Fitnessstudio verwandelt sich in ein Kleinstkraftwerk. Die Studierenden des Center for Metropolitan Studies an der TU Berlin stellen in Exkursionen das nachhaltige Berlin vor. Die Touren machen die meist unsichtbaren Wege unserer Abfälle sichtbar, führen zu Orten der Besinnung und Muße und lassen Mobilität anders erfahrbar machen.
ÜBER LEBENSKUNST @ die Welt
ÜBER LEBENSKUNST verbindet die lokale Aktionsebene mit der globalen Diskursebene. Die Konferenz zum Festival bringt in Diskurs und Performance sechs Weltregionen zusammen, wofür die Städte St. Petersburg, Neu Delhi, Nairobi, São Paulo, New York und Berlin stehen. Das Auditorium des HKW wird dafür zum „Global Room“, in dem internationale Experten aus Wissenschaft, Politik und Wirtschaft, Aktivisten und Künstler virtuell und in persona aufeinander treffen, sich mit dem Publikum austauschen, Performances und praktische Modellprojekte vorstellen und lokale Problemstellungen und Lösungsansätze nachhaltiger Entwicklung unter einer globalen Perspektive diskutieren. Alle Debatten können auf fünf Leinwänden im Auditorium sowie in Partnerinstitutionen auf anderen Kontinenten live mitverfolgt werden. Sechs internationale Experten sind während des Festivals zu Gast im HKW: Arjun Appadurai (USA), Nnimmo Bassey (Nigeria), Tim Jackson (GB), Juliet Schor (USA), Vandana Shiva (Indien). Mit den Festivalbesuchern und weiteren Experten werden sie über folgende Frage sprechen: Was macht uns wirklich glücklich und wie kommen wir dahin? Wie werden wir nachhaltig in einer post-fossilen Gesellschaft leben? Was muss dafür geschehen? Wer sorgt dafür, wer entscheidet und wer macht mit? Sind wir mitverantwortlich für den Rest der Welt? Wann fangen wir an? Die fünf Satelliten werden in Kooperation mit den Büros des Goethe-Instituts und der Heinrich-Böll-Stiftung organisiert.
Nachhaltigkeit in der Kulturproduktion
Mit dem Festival reflektiert ÜBER LEBENSKUNST auch die Praxis zeitgenössischer Kulturproduktion und verfolgt das Ziel, das gesamte Projekt möglichst ressourcenschonend, emmissionsarm und klimaneutral umzusetzen. ÜBER LEBENSKUNST wird mit all seinen Teilprojekten wissenschaftlich-technisch vom Öko-Institut e.V. zu nachhaltigem Management und zur umweltfreundlichen Durchführung beraten. Die durch Betrieb und Veranstaltungen entstehenden und unvermeidbaren schädlichen Auswirkungen auf Klima und Umwelt werden nicht nur über den sparsamen Einsatz von Energie und Materialien, die weitgehende Vermeidung von Langstreckenflügen und die Förderung umweltfreundlicher Verkehrsmittel verringert, sondern auch über Investitionen in den Klimaschutz ausgeglichen. Das HKW als zentraler Veranstaltungsort führt derzeit ein Umweltmanagementsystem ein, um seinen Energie- und Ressourcenverbrauch zu optimieren. Ausgehend von den Erfahrungen des Projekts wird ein Leitfaden für ein nachhaltiges Management von Kunst- und Kulturveranstaltungen erarbeitet, der sich auf die Region Berlin- Brandenburg bezieht.
Eine Programmauswahl finden Sie auf den Seiten des Haus der Kulturen der Welt.
Künstlerische Leitung ÜBER LEBENSKUNST: Hortensia Völckers, Künstlerische Direktorin, Kulturstiftung des Bundes und Dr. Bernd M. Scherer, Intendant, Haus der Kulturen der Welt; Kuratoren: Detlef Diederichsen, Leiter Bereich Musik, Tanz, Theater, HKW; Paula Marie Hildebrandt, Politologin,Kuratorin und Stadtforscherin, Jenny Jungehülsing, Politologin und Gutachterin; Janek Müller Dramaturg & Regisseur; Valerie Smith, Leiterin Bereich Bildende Kunst, Film, Medien, HKW; Dr. Susanne Stemmler, Leiterin Bereich Literatur, Gesellschaft, Wissenschaft, HKW; Florian Wüst, Filmkurator & Künstler