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Architektur als Experiment

Achtung: Aufgrund des Coronavirus wird das Programm auf Herbst verschoben. Neue Laufzeit voraussichtlich 24.9–25.10.2020

Ludwig Leos Umlauftank // Ludwig Leo (1924–2012)
Ausstellung mit Begleitprogramm in Berlin (BHR OX bauhaus reuse) und anschließend in Leipzig (Techne Sphere, Halle 9)

© Marcus Ebener, 2017
 
 
 
 

Sneak Preview April 2020

Wir haben in die Röhre geschaut. Nicht nur, weil wir die Termine zur Ausstellung über den Umlauftank 2 von Ludwig Leo wegen der Corona-Pandemie in den Herbst verschieben mussten, sondern nun auch buchstäblich! Bei einem Probeaufbau haben uns BARarchitekten (Antje Buchholz, Jack Burnett-Stuart, Michael von Matuschka, Jürgen Patzak-Poor) und Gregor Harbusch, die das Projekt anlässlich der Fertigstellung der Instandsetzung des UT2 gemeinsam mit der Wüstenrot Stiftung realisiert haben, einen Einblick gewährt. Die begehbare Ausstellungsarchitektur bildet die ikonische Rosa-Röhre nach und zeigt auf kleinstem Raum eine überraschende Auswahl an bisher unbekanntem Material. Soviel können wir schon verraten: Die feine Ausstellung geht mit dem BHR OX bauhaus reuse-Paviilon eine starke Symbiose ein. Die neuen Termine finden Sie unten.

 

Der spektakulär aufragende Umlauftank 2 in Blau und Rosa an der Straße des 17. Juni in Berlin ist eine Ikone des experimentellen Entwerfens der internationalen Spätmoderne. Die Anlage für schiffstechnische Modellversuche funktioniert ähnlich wie ein Windkanal – aber mit Wasser. Sie wurde Mitte der 1960er-Jahre von dem jungen Ingenieur Christian Boës konzipiert, durch den Architekten Ludwig Leo im Rahmen einer künstlerischen Oberleitung gestaltet und 1974 offiziell eröffnet. Von Anfang an war der Umlauftank 2 (kurz: UT 2) nicht nur eine faszinierende Maschine. Leos Entwurf war immer auch Projektionsfläche und Versprechen – eine assoziationsreiche und komplexe Architektur, die irritierende ästhetische Erfahrungen und unendlich viele Bedeutungen zu provozieren vermag.

Die Ausstellung „Architektur als Experiment“ zeigt anhand weitgehend unbekannter, historischer Fotos und Pläne sowie drei neu produzierter Filme den technikgeschichtlichen Kontext, den architektonischen Entwurfsprozess und die denkmalgerechte Instandsetzung des Umlauftanks 2. Sie geht von der Hypothese aus, dass er nur im West-Berlin des Kalten Krieges so gebaut werden konnte, wie er gebaut wurde. Denn in der insularen Frontstadt gab es den politischen Behauptungswillen, die nötigen Subventionen und den Mut zu einer radikalen Architektur, die es ermöglichten, dass inmitten des Zentrums die bis heute weltweit größte Anlage für schiffstechnische Modellversuche ihrer Art gebaut wurde.

Im Herbst 2017 schloss die Wüstenrot Stiftung die denkmalgerechte Instandsetzung des Gebäudes ab, die von den Büros HG Merz und adb Ewerien und Obermann durchgeführt wurde. Seitdem sind der Umlauftank 2 und sein historischer Entstehungskontext wieder in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt – und damit auch die Frage nach dem gesellschaftlichen Wert experimentellen Denkens. Denn der Umlauftank 2 erzählt von einem Berlin, das erstaunlich weit zurückliegt und heute – vor dem Hintergrund des neuerlichen Konservatismus in der Berliner Architektur seit 1989 – zunehmend als Sehnsuchtsort einer experimentellen Spätmoderne begriffen wird, die aus dem Lokalen heraus wirkte und dabei internationale Maßstäbe zu setzen vermochte.

Teil der Ausstellung ist der 45-minütige Animationsfilm „Ludwig Leo Werkfilm“, der sieben Projekte Leos aus den Jahren 1956–73 anhand montierten und digital in Bewegung gebrachten Archivmaterials aus dem Baukunstarchiv der Akademie der Künste in Berlin zeigt. Im Zentrum stehen Leos vielschichtige Zeichnungen aus den 1960er-Jahren.

Eine Ausstellung der Wüstenrot Stiftung zum Abschluss der denkmalgerechten Instandsetzung des Umlauftanks, kuratiert von BARarchitekten (Antje Buchholz, Jack Burnett-Stuart, Michael von Matuschka, Jürgen Patzak-Poor) und Gregor Harbusch, in Zusammenarbeit mit ARCH+. Kooperationspartner: BHR OX bauhaus reuse, zukunftsgeraeusche GbR und Techne Sphere, Halle 9.

Parallel zur Ausstellung erscheint bei Spector Books die zweisprachige (dt./engl.) Publikation „Ludwig Leo. Umlauftank 2“ der Wüstenrot Stiftung. Sie ist dem Prozess der Instandsetzung gewidmet und beleuchtet die Rolle des Denkmalschutzes für junge Bauwerke.

www.ludwigleo.tumblr.com
www.wuestenrot-stiftung.de/umlauftank-2-ludwig-leo-berlin
www.bararchitekten.de

 

STATION BERLIN

ARCHITEKTUR ALS EXPERIMENT. LUDWIG LEOS UMLAUFTANK
Ausstellungseröffnung: Donnerstag, 24. September 2020, 19 Uhr
Anmeldung bis zum 21. September unter features(@)archplus.net
Laufzeit der Ausstellung: 25. September bis 25. Oktober 2020
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag, 10–18 Uhr

Ort: BHR OX bauhaus reuse
Temporärer Pavillon auf der Mittelinsel des Ernst-Reuter-Platzes, 10587 Berlin
Der Zugang erfolgt über einen Fußgängertunnel vom U-Bahnhof Ernst-Reuter-Platz.

Buch-Release:
Im Rahmen der Ausstellungseröffnung präsentiert Pablo von Frankenberg die Publikation „Ludwig Leo. Umlauftank 2“, die er für die Wüstenrot Stiftung konzipiert hat. 

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Leitstand der Antriebsanlage nach der Sanierung. Foto: Philipp Lohöfener, 2017 / © Wüstenrot Stiftung, Ludwigsburg / Philipp Lohöfener, Berlin


BEGLEITPROGRAMM:

Wegen der Covid-19-Einschränkungen müssen wir das ursprünglich geplante Begleitprogramm anpassen. Der Umlauftank 2 ist derzeit geschlossen, eventuelle Besichtigungstermine werden wir kurzfristig bekanntgeben. „Ludwig Leo Werkfilm“ wird im Rahmen der Eröffnung open-air auf dem Ernst-Reuter-Platz gezeigt. Es ist geplant, die Vorführung im Kino mit anschließender Diskussion im nächsten Jahr nachzuholen.

Das Begleitprogramm wird gemeinsam von ARCH+ und der Wüstenrot Stiftung präsentiert. 

Filmstill aus „Ludwig Leo Werkfilm“ (Antje Buchholz, Gregor Harbusch 2019), Grundriss aus dem Wettbewerb für das Französische Gymnasium in Berlin, 1966 / © Originalmaterial: Ludwig-Leo-Archiv im Baukunstarchiv der Akademie der Künste, Berlin / Morag Leo


STATION LEIPZIG

ARCHITEKTUR ALS EXPERIMENT
LUDWIG LEO (1924–2012)
Eröffnung: Donnerstag, 5. November 2020, 18 Uhr
Laufzeit der Ausstellung: 6. November bis 13. Dezember 2020
Öffnungszeiten: Freitag 13:30–17:30 Uhr, Samstag 15–17 Uhr sowie auf Anfrage unter info(@)halle9-technesphere.de
Ort: Halle 9 / Techne Sphere Leipzig, Niemeyerstraße 2–5, 04179 Leipzig, Instagram

Die Leipziger Ausstellung unterscheidet sich in der Konzeption und im Untertitel von der Ausstellung in Berlin. Sie integriert auch die ältere Ausstellung "Ludwig Leo Ausschnitt", die ebenfalls im Auftrag der Wüstenrot Stiftung von BARarchitekten und Gregor Harbusch kuratiert wurde und in den Jahren 2013–15 in Berlin, Stuttgart und London zu sehen war.

Pressekontakt:
Gregor Harbusch (Co-Kurator)
g.harbusch@b31.net
Tel: 0049 179 8295338

 

Eine gemeinsame Veranstaltung von ARCH+ und der Wüstenrot Stiftung