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„Standard Vernacular“ – standardisierte Alltagsarchitektur

Text von Paula Lupkin

Online-Beitrag zu ARCH+ 233: Norm-Architektur – Von Durand zu BIM

2017 richtete das Fachgebiet Architekturtheorie und Entwerfen der Universität Kassel im Deutschen Architekturmuseum in Frankfurt a. M. das Symposium Norm-Architektur – Von Durand zu BIM aus, auf dessen Basis 2018 die gleichnamige ARCH+ 233 erschien. Eine Auswahl von zusätzlichen Konferenzbeiträgen veröffentlichen wir nun erstmals online.

„The City of Service“, Montage der AT&T-Filialen im Südwesten der USA zu Werbezwecken in: Southwestern Bell Telephone News, Februar 1922. Courtesy of AT&T Archives and History Center
„The City of Service“, Montage der AT&T-Filialen im Südwesten der USA zu Werbezwecken in: Southwestern Bell Telephone News, Februar 1922. / Courtesy of AT&T Archives and History Center

Das Standardwerk Architectural Graphic Standards for Architects, Engineers, Decorators, Builders, and Draftsmen (AGS) wurde 1932 erstmals veröffentlicht und revolutionierte die Gestaltung der Alltagsarchitektur in den Vereinigten Staaten.[1] Es war ein Kompendium technischer Information und abstrakter Diagramme und bot, was die Autoren „ein Datengerüst“ für alles „vom Fundament bis zu den Möbeln“ nannten. Ohne speziellen Stil oder irgendwelche Ausschmückung präsentierten diese Kerninformationen die eine beste Art, ein Bauprogramm in Ausführungszeichnungen zu übertragen. Es wurde aus einer ganzen Reihe von Quellen zusammengestellt und standardisierte alle Aspekte des Entwurfs, von Zeichnungskonventionen und Abkürzungen für Elektroinstallationen bis zu den Details und Maßstäben für Stahlunterlagen, Schornsteinfutter, Hohlziegel, Holzmaße, Postsammelsysteme in Hochhäusern, Leitungen und Schächte, Umkleideräume und Schwimmbäder, Saalbestuhlung und die Größe von Wendekreisen in Garagen und auf Parkplätzen.[2] In seinem Vorwort erklärt der Architekt Frederick Ackerman, wie dringend es eines solchen Buchs bedarf, und bezieht sich auf die Komplexität und die Herausforderungen des Bauens im 20. Jahrhundert. Längst verfüge eine einzelne Person oder auch ein einzelner Berufsstand nicht mehr über das notwendige Wissen dafür und könne auch die Arbeitsabläufe nicht mehr allein koordinieren. Die meisten Projekte verlangten eine “endlose Liste von Materialien und Gegenständen […], die alle hoch spezialisierte Herstellungs- und Installationsmethoden erforderten“.[3] Daher stellten die Autoren Charles George Ramsay und Harold Reeve Sleeper ein genormtes technisches Handbuch für Dimensionen und räumliche Anordnungen des modernen Lebens zusammen.

Die AGS und verwandte Publikationen kodifizierten eine gerade aufkommende Sprache der Gestaltungsprozesse und -praktiken sowie organisatorischer Strategien, die als Leitlinien für die effiziente Massenproduktion der gebauten Umwelt dienen sollten. Ich nenne diese Sprache „standard vernacular“ oder „Standardjargon“. Dabei kombiniere ich zwei Kategorien, die von mehreren Disziplinen als Gegensätze aufgefasst werden. In der Linguistik ist Standard die allgemeinverbindliche Sprachnorm, die in Politik, Zeitungen und Kultur gebraucht wird. Sie wird von Referenzwerken reguliert und definiert, etwa von Wörterbüchern oder Grammatiken. Jargon wiederum bezieht sich normalerweise auf informelle Dialekte, die von einfachen Leuten in bestimmten Regionen oder Orten gesprochen werden. Die Kombination von Standard und Jargon verbindet zwei Dinge, die sich eigentlich per Definition ausschließen.

In der Architekturgeschichte und im Studium traditioneller Bauweisen findet sich ein ähnlicher Widerspruch. Pioniere in diesem Bereich, besonders solche, die sich mit Folklore, Anthropologie und Materialkultur beschäftigten, beschrieben mit dem Begriff „vernacular“ gemeinhin vorindustrielle, ländliche und Wohnbauten.[4] Sie wurden von Bauherren und Bauunternehmen ausgeführt, die keine formale akademische Ausbildung hatten, und ihre Tradition wurde mündlich weitergegeben und durch Beobachtung erhalten. Über diese Form der Architektur gibt es keine Abhandlungen oder Handbücher. Stattdessen, wie Thomas Hubka feststellte, bestehen Bautraditionen in den Köpfen der Bauherren in Form einer abstrakten mentalen Sprache für grundlegende Regeln und Verhältnisse, die den spezifischen kulturellen Notwendigkeiten angepasst werden.[5]

In der Forschung wurde das Lokale, der Jargon, gemeinhin als Antithese zum Standard und an eine bestimmte Zeit gebunden betrachtet. Sein Schwerpunkt liegt auf regionalem Material, Handarbeit und Handwerkskunst und ist im Wesentlichen vorindustriell. Standardarchitektur war das Ergebnis von Forschung, Maschinenproduktion und Entwurfsroutinen, die auf genormten Diagrammen und Formeln beruhten. Die Unterscheidung zwischen Handwerker und technischem Zeichner bestimmt die chronologischen und konzeptionellen Grenzen der Disziplin. In den vergangenen Jahren wurde das Forschungsfeld traditioneller Bauweisen beträchtlich erweitert und erfasst nun auch Kasernen, Einkaufsstraßen, Sommercamps und andere Elemente der „gewöhnlichen“ modernen Architektur, doch die Parameter und Definitionen des Begriffs „lokal“ bleiben umstritten und ungelöst.[6]

Lassen Sie uns darüber nachdenken, was vernacular im Zeitalter der Industrie- und Massenproduktion bedeutet. Dazu kann man auf eine ganze Reihe neuer Forschungen und Theorien zurückgreifen, die moderne Gebäudetypen berücksichtigen, darunter Bibliotheken, Kraftwerke, Schulen und Reihenhaussiedlungen. Wie entstanden im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert Alltagsbauten in den USA? In den Fußstapfen früherer Forscher, die sich der Linguistik zuwendeten, um über traditionelle Bauweisen, auf Englisch „vernacular architecture“, zu theoretisieren, griff ich zum Oxford English Dictionary.[7] Eine Definition von „vernacular“ beschreibt das Wort als Nomen, das „die Ausdrucksweise und den Jargon eines bestimmten Berufsstands oder Handwerks“ bezeichnet.[8] Ich möchte den Begriff „standard vernacular“ oder „Standardjargon“ als Idiom für die Konventionen und Praktiken vorschlagen, mit denen die typischen Landschaften der  der USA im frühen 21. Jahrhundert produziert wurden. Die Verbindung von Standard und Jargon in einem Wort erhellt und nuanciert beide Kategorien und hebt die Gestaltungspraktiken und -prozesse hervor, die nicht nur die großen Monumente hervorbrachten, sondern auch die Bausubstanz für das Leben in der Moderne.[9]

Damit konzentriere ich mich auf die Arbeit der Pioniere des Standardjargons: eine Gruppe von Architekten, Handwerkern, Ingenieuren, Bauunternehmern, Herstellern und Innenarchitekten, die auf die organisatorischen und technischen Gebote der Moderne mit einer Neugestaltung des Bauprozesses reagierten. Ab Ende des 19. Jahrhunderts forderten Urbanisierung und Modernisierung mit ihrem Ruf nach serieller, wiederholter und technischer Fertigung die lokalen, einzigartigen, individuellen Praktiken heraus.  Die Städten weiteten sich aus, in jeder großen und kleinen Stadt errichteten Bauunternehmer ganze Straßen mit Reihen- und Einfamilienhäusern sowie Mehrfamilienhäusern, die einem genormten Plan oder Bausatz folgten, der für alle dieselben Entwürfe und modernen Ausstattungen wie Sanitärinstallationen, Heizung und Elektrizität in einem sich wiederholenden Muster vorsah. Jedes neue Viertel brauchte sein eigenes Postamt, seine Bank und seine YMCA-Herberge, die oft anhand eines koordinierten Ausbauprogramms mit den neuesten Techniken geplant und gebaut wurden.[10]

Jenseits der Stadtgrenzen konnten Unternehmen dank der landesweiten Ausdehnung des Handels und der Expansion des Eisenbahnnetzes weit entfernte Märkte durch den Aufbau eines Netzwerks aus Bahnhöfen, Filialen, Fabriken und Telefonvermittlungen erobern. Die Telefongesellschaft Southwestern Bell Telephone and Telegraph erbaute im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts Dutzende beinahe identische Gebäude von Houston bis St. Louis.  Zentrale Entwurfsbüros, deren vorrangiges Interesse der Effizienz galt und die dafür auf die einfache Lieferung massenproduzierter moderner Materialien von Dachpfannen bis zu gusseisernen Fassaden setzten, standardisierten die Pläne und das Erscheinungsbild solcher Filialen immer weiter.[11] Auch die Hersteller spielten bei der Standardisierung eine entscheidende Rolle. Die Mesker Iron Works in St. Louis verkauften ihre Geschäftsfassaden mithilfe eines Katalogs und lieferten sie in enggepackten Güterwaggons in jeden kleinen Ort in jedem Bundesstaat der USA. Damit schufen sie ein einheitliches Bild der Main Street, der Hauptgeschäftsstraße in vielen amerikanischen Städten.

Angesichts der geografischen Ausdehnung, Innovationen in Technik und Kommunikation sowie neuer Geschäftspraktiken fand man zu immer einheitlicheren Lösungen für Gestaltungs- und Bauprobleme, die oft die lokalen Gegebenheiten, mündlich überliefertes Wissen und Traditionen zugunsten von in Buchform oder Artikeln zugänglichen Informationen, technokratischer Forschung und Daten verdrängten. Architekten, technische Zeichner, Hersteller und Ingenieure standen unter dem Einfluss einer neuen Berufsgruppe, der Industriemanager, und entwickelten anonyme Standardpraktiken und -pläne, um die Effizienz beim Bauen zu erhöhen und Kosten und Zeitaufwand zu reduzieren.[12] Das Bauen nach den Vorgaben von Musterbuch, Materialkatalog und Handbüchern für die Organisation von Fabriken brachten eine genormte Alltagsarchitektur in der Praxis ebenso wie in der Literatur hervor. Drei in Beziehung stehende Abhandlungen, The Hoggson Building Method (1908), Louis Jallades The Association Building (1913) sowie Ramsay und Sleepers Architectural Graphic Standards (1932), demonstrieren die kodifizierten Prozesse und Praktiken, Entwurfsprinzipien und Planvorlagen, die die Basis dieses „standard vernacular“ bilden.

 

Die Hoggson-Baumethode

Nach der „Hoggson Building Method
Nach der „Hoggson Building Method" errichtete Bankgebäude in den Staaten New York, New Jersey, Conneticut, Illinois und Pennsylvania, in: Hoggson Brothers: The Hoggson Building Method New York 1910

1910 gaben die Brüder Hoggson, nach eigenem Bekunden eine Firma für “ausführendes Gestalten“ aus New York, das sich weit verbreitende Werbeblatt „Die Hoggson-Baumethode“ heraus.[13] Sein Ziel war es, potenziellen Kunden eine neue rationalisierte Bauweise schmackhaft zu machen. Indem er die bestehende Baukultur mit dem Turm zu Babel verglich, versicherte der Vizepräsident Noble Hoggson, dass „die Verwirrung durch unterschiedliche Vorstellungen, das Fehlen von übereinstimmenden Interessen und gegenseitigem Verständnis sowie die Aufteilung der Verantwortungsbereiche“ in die Katastrophe führten.[14] Mit ihrem Plan könnten die „desaströsen Auswirkungen der geteilten Verantwortlichkeiten“ vermieden werden, so die Hoggson Brothers. All die unterschiedlichen Aktivitäten, die für die Fertigstellung eines Gebäudes notwendig sind, von der Öffentlichkeitsarbeit über den Entwurf und die Auftragsvergabe bis zur Bauaufsicht, sollten unter einem einzigen Vertrag zu einem garantierten Endpreis koordiniert und ausgeführt werden. Das wurde als „Ein-Vertrags-Methode“ bekannt.[15]

Wenn sie ihre wie ein Geschäft aufgebaute Organisation anhand eines Flussdiagramms erklärten, bezogen sich William und Noble Hoggson stark auf wissenschaftliche Betriebsführung und die Schriften von Industrieingenieuren. Alle Aktivitäten wurden in vier Bereiche unterteilt: Vertrieb, Rechnungswesen, Ausführung und Entwurf.[16] Der ausführende Zweig hatte die Kontrolle über alle Verträge sowie über die hauseigenen Zimmerleute, Maurer, Bauingenieure, Buchhaltung, Vertrieb, Tischlerei, Dekoration und Polsterei. Die Entwurfsabteilung übernahm Werbung und Öffentlichkeitsarbeit, Innenarchitektur und -ausbau. Fotografien aus den zur Firma gehörenden Abteilungen gewähren einen kleinen Einblick in die Bandbreite der Tätigkeiten: die Entwurfs- und Architekturabteilung, die Abteilung für Kostenvoranschläge und Einkauf, der Technik- und Konstruktionsraum, der Montageraum, in dem „Proben von Baumaterialien aus aller Welt aufbewahrt“ wurden.[17]  Für den Erfolg der Hoggsons war auch das System der Arbeitsflusstabellen und Laufzettel von entscheidender Bedeutung, das Budget, Subunternehmer, Einkäufe und Fertigstellung für jedes Projekt nachvollziehbar machte. Es nahm vorweg, wie Architekturfirmen ein Jahrzehnt später arbeiten sollten.[18]

Hoggson Brothers: Organisationsdiagramm aus der Werbebroschüre The Hoggson Building Method, New York 1910
Hoggson Brothers: Organisationsdiagramm aus der Werbebroschüre The Hoggson Building Method, New York 1910

Die Firma war dank ihrer kreativen Öffentlichkeitsarbeit und Verkaufsstrategien, die auf die Geschäftswelt ausgerichtet waren, sehr erfolgreich. Sie platzierte Werbeanzeigen und Artikel in Magazinen wie Banker’s Magazine, Country Life, Buildings and Building Management, Michigan Manufacturer und Financial Record, beschrieb ihre einzigartige Organisation und bot ihre Broschüre möglichen Kunden an. Die Firma veröffentlichte selbst ein Architekturmagazin und gab sogar einen Film in Auftrag, der ihre Großprojekte und Methoden anpries. Am wichtigsten war aber wahrscheinlich, dass sie den Vertreter Clifford Beers anheuerte, der 200 Städte besuchte, mit 1.500 Bankern vor Ort sprach und 300 Aufträge gewinnen konnte.[19] Seine Kontakte und gesammelten Daten, gaben oft den Ausschlag bei der Akquise und ermöglichten den Aufbau dreier Firmenfilialen. Die Hoggson-Banken, die von Norfolk, Virginia, über Chicago, Illinois, bis Corpus Christi, Texas, entstanden, waren Variationen eines im Allgemeinen neoklassizistischen Themas und wurden nach Grundstücksgröße, Geschosszahl und Budget klassifiziert.[20] Die Verwendung der gleichen Lampeninstallationen, Stühle und Konferenztische stellte innerhalb dieses Bankennetzwerks die Qualität und Haltbarkeit der Möbel trotz unterschiedlicher  Budgets sicher.

Diese Aufträge verschafften der Firma eine Expertise beim Entwurf von Banken; sie pflegte eine umfassende Sammlung mit Spezifizierungen, Daten und Herstellerkatalogen für technische Ausstattungen wie Banktresore.[21] Das „einmalige“ Ablage- und Aktenverwaltungssystem der Firma, das in einem Artikel des Magazins Building Age dargestellt wurde, verwahrte das firmeneigene Wissen über Banken.[22] Diese Expertise wussten die Bankmanager, -präsidenten und Mitglieder der Baukomitees sehr zu schätzen, die das technische Wissen, erfahrene Planer, intelligente Bauaufsicht und Ausführung bis zum vollständig eingerichteten Bankgebäude innerhalb des vorgegebenen Zeit- und Kostenrahmens lobten.[23]

 

Das YMCA-Gebäude

Ungefähr zur selben Zeit, als die Hoggsons ein neues Modell etablierten, das die Geschäftserfordernisse erfüllen und Wirtschaftlichkeit durch Massenproduktion sicherstellen sollte, dachte der YMCA [dt. Christlicher Verein Junger Männer, CVJM] über die Rationalisierung seines eigenen Bauprogramms nach. An der Wende zum 20. Jahrhundert plante der Verein, eine YMCA-Herberge an der Hauptstraße jeder Stadt in Amerika zu bauen. Er richtete Ableger entlang der Eisenbahnlinien in den immer dichter besiedelten Staaten Illinois, Missouri, Kansas und Nebraska sowie im gesamten Westen ein. Zusammen mit der Bücherei, dem Rathaus, der Highschool, Kirchen und dem Gericht wurden sie zu Bausteinen der modernen amerikanischen Stadt.[24]

Der Bauboom erreichte seinen Höhepunkt 1908, als der YMCA über das ganze Land verstreut 43 Gebäude für durchschnittlich 150.000 Dollar baute.[25] Bis 1910 war der YMCA, dessen Führungsebene vor allem aus Geschäftsleuten bestand, die Effizienz höher schätzten als künstlerische Werte, zu einem der größten Bauherren des Landes geworden. Die Investitionen in diese Gebäude waren enorm und die Herausforderungen ebenso. YMCA-Gebäude gehörten an ihren Standorten zu den modernsten Bauten und stellten höchste Anforderungen an Sanitärinstallationen, Heizungsanlagen, Beleuchtung, Telefonanlagen und Lüftungen. Sie mussten unterschiedliche Aktivitäten in einer Umgebung ermöglichen, die Störungen durch Geräusche minimierte, nur wenig Aufsicht durch Mitarbeiter benötigte und das meiste aus dem Budget herausholte, das die Menschen der jeweiligen Stadt aufgebracht hatten. Nur sehr wenige lokale Baukomitees, ja, auch nur wenige lokale Architekten, brachten Erfahrungen mit Planung, Einkauf und Durchführung dieser Art von Einrichtung oder derart komplexer Systeme mit.

Die Unternehmung der Brüder Hoggson und ihre Methoden sprachen den YMCA auf mehreren Ebenen an.[26] Wie Hoggson diente auch der YMCA Geschäfts- und Finanzkunden, die Wertigkeit und professionelles Geschäftsgebaren suchten. Beide waren landesweit aktiv, beide mussten mit spezifischen technischen Anforderungen der Nutzung sowie mit den Themen Aufsicht und Überwachung umgehen.[27] Der YMCA teilte besonders die biblische Einschätzung von Nobel Hoggson bezüglich des zersplitterten Bauprozesses. Als direktes Echo auf Noble Hoggsons Analogie sagte einer der YMCA-Offiziellen, der derzeitige Bauprozess sei ein „moderner Turmbau zu Babel, denn wegen seiner Größe und der Verwirrung der Sprachen und Ideen läuft der Turm Gefahr, einzustürzen.“[28]

Beim YMCA-Turm meldeten sich viele Stimmen zu Wort: Hersteller, Magazinartikel und Mundpropaganda. Einige der YMCA-Experten waren Lieferanten, die an der Standardisierung als Geschäftsmodell und Verkaufsargument arbeiteten. Die Naragansett Machine Company sammelte aus ihren mehrfachen YMCA-Aufträgen Daten und legte Standards für die Größe der Turnhallengeräte und Bowlingbahnen fest. Sie gab sogar einer ihrer Ausstattungslinien den Namen „Standard.“ Die Standard-Kraftmaschine, so verkündete die Firma stolz, war die Maschine der Wahl für alle US-Armee-Standorte, die öffentlichen Schulen in vielen Städten und für den Christlichen Verein Junger Männer.[29]

Mit Beginn des 20. Jahrhunderts aber entschied der YMCA, dass eine umfassendere und einheitlichere Planung sowie eine Standardisierung notwendig seien. „Gescheiterte Gebäude” mit schlechter Bauqualität, Budgetüberschreitungen und Instandhaltungsproblemen waren eine Last für den Verein. 1913 verlangten auf einer Konferenz in Buffalo lokale und regionale Führer der Organisation ein umfassendes, lückenloses Management der Bauvorhaben.[30] Diese Forderungen wurden auch von Spendern geteilt, die sich die Wirtschaftsdoktrin der wissenschaftlichen Betriebsführung von Frederick Winslow Taylor zu eigen gemacht hatten und sich wünschten, die Lehren der Wirtschaftlichkeit und Arbeitseffizienz auch beim Bauen angewendet zu sehen.[31]

Der Architekt Louis Jallade antwortete auf diesen Ruf mit einer Recherche, die er in The Association Building: Supervision and Circulation, einer revolutionären kleinen Abhandlung, 1913 veröffentlichte.[32] Der aus Kanada stammende Jallade hatte am Ecole des Beaux-Arts in Paris studiert. Er hatte mehrere YMCA-Bauten entworfen und beim Entwurf einer Fabrik für die Thomson Water Meter Company in Brooklyn, New York, Erfahrungen gesammelt.[33] Vielleicht machte sich Jallard beim Bau der Fabrik mit dem immer bedeutender werdenden Gebiet der Ablauforganisation vertraut, deren Schwerpunkt auf der effizienten inneren Planung des Produktionsprozesses mittels sorgfältiger Studien, Analysen und deren Darstellung in Diagrammen lag. In The Association Building: Supervision and Circulation verband Jallade seine Beaux-Arts-Ausbildung mit diesem Managementprozess, machte sich Gedanken über das ideale YMCA-Gebäude und nutzte dabei Daten, mathematische Sätze und Diagramme.

 
 
 
 

Jallade analysierte, was er als „ultraerfolgreiche“ und „ultraerfolglose“ YMCA-Pläne bezeichnete. Er wandte bestimmte Regeln oder Standards an, um beide Typen zu prüfen, und fand heraus, dass es sich dabei um „permanente Messstandards“ handle, weil sie die zugrunde liegenden Entwurfsprinzipien repräsentierten. Er fasste diese Forschung und das Wissen in sechs Sätzen zusammen, darunter der über die maximale Aufsicht bei minimalem Personaleinsatz und der zur geräuschlosen Bewegung durch das Gebäude.[34] Diese Theoreme illustrierte er mit einer Reihe von abstrakten Diagrammen. Sie zeigten keine Gebäude, die bereits errichtet waren, sondern analytische Modelle, die auf individuelle Aufträge zugeschnitten werden sollten.

Zusammengesetzt aus geometrischen Formen zeigen sie ideale räumliche Beziehungen für effiziente Beaufsichtigung und Bewegung, in diesem Fall zwischen den einzelnen Abteilungen eines Standard-YMCA-Gebäudes für eine Stadt mit 10.000 bis 30.000 Einwohnern.  Kleine Rechtecke stellen zentral aufgestellte Empfangstresen dar, von denen aus man den generellen Zutritt und die Jungenabteilung kontrollieren und das Kommen und Gehen der Mitglieder auf dem Weg durch die Lobby, zur Garderobe und zur Turnhalle im Blick haben kann. Ein großer Kreis markiert, wo sich das Büro des Generalsekretärs befindet, der sich um die Empfangstresen, das Büro des Sekretärs für die Jugendarbeit und die Turnhalle selbst kümmerte. Wie Jallade sorgfältig in dem dazugehörigen Text anmerkte, waren dies keine Pläne, sondern Diagramme, die nur dazu dienten, die panoptischen Verhältnisse der Räume zum Empfangstresen und zum Büro des Generalsekretärs zu zeigen. „Das Verhältnis von einem Raum zum anderen oder die Größe der Räume in den Plänen sollen nicht wörtlich genommen werden. Korridore und Durchgänge werden absichtlich nicht gezeigt, um das Wesentliche der Idee hervorzuheben.“[35]

Neben den Diagrammen zu Aufsicht und Kontrolle bot Jallade auch Richtlinien für wichtige Aspekte wie die Wege der Mitglieder durch das Gebäude. In einem Vergleich unterschiedlicher Schwimmbadanlagen stellt er eine schlechte Anordnung, in der die Mitglieder auf dem Weg zum Schwimmbecken mit ihren vom Duschen nassen Füßen durch den Umkleideraum laufen müssen, einer guten gegenüber, bei der die Fußböden trocken und sauber bleiben. Ein anderes Diagramm, das dem Vorbild von Arbeitsflussdiagrammen aus Fabriken folgt, zeigt mithilfe von Pfeilen die richtigen Wege zwischen den Sport- und Schwimmbereichen sowohl im Grundriss als auch in Schnittzeichnungen.  Wie Charles Day in Industrial Plants: Their Arrangement and Construction (1911) anmerkt, sind grafische Wegediagramme von entscheidender Bedeutung, vor allem bei mehrgeschossigen Gebäuden.[36] Hier geben sie die Wege des Materials von ihrem rohen bis zum bearbeiteten Zustand vor. Im Fall des YMCA führen sie junge Männer durch die Abteilungen der „Männlichkeitsfabrik“ und formen unterwegs ihren Charakter.

1913 veröffentlichte Jallades Partner Louis Allen Abramson in einer dreiteiligen Artikelserie im Magazin The Brickbuilder ähnliche Diagramme und Planungstheorien für die YMCA-Architektur und verschaffte diesen Ideen damit einen größeren Bekanntheitsgrad unter Architekten. Auch als während des Ersten Weltkriegs das Bauen zum Stillstand kam, wurden diese Planungsmethoden weiterentwickelt. Der Direktor des neu gegründeten YMCA Building Bureau, Neil McMillan, war wie Jallade von Ingenieurswissenschaften beeinflusst und verbrachte den größten Teil des Krieges damit, Informationen zu sammeln und zu forschen. Er schickte Fragebögen zur Beurteilung der Gebäude an alle regionalen YMCA-Herbergen, besuchte Dutzende und arbeitete sich im Büro des National Council, der US-amerikanischen YMCA-Zentrale in New York, durch die Akten. Anhand dieser Daten analysierte er bestehende Gebäude und leitete daraus Standards ab, die in den für die Nachkriegszeit geplanten Bauten zur Anwendung kommen sollten.

In einer Reihe von Beispieldiagrammen, die im Architectural Record veröffentlicht wurden, folgte er einer grundlegenden Technik der wissenschaftlichen Betriebsführung, der räumlichen Analyse für den Produktionsprozess. YMCA-Gebäude unterschiedlicher Größe, von einem in einer großen industriellen Gemeinde bis zu einem in einer Kleinstadt, wurden analysiert. Dabei wurde verglichen, welche Prozentsätze des gesamten Raumvolumens den unterschiedlichen Aktivitäten und Nutzungen gewidmet waren. Aus den Erkenntnissen erstellte McMillan ein Baumdiagramm für ein ideales Gebäude, das die allgemeinen Volumenverhältnisse der einzelnen Abteilungen darstellt. Plantypen waren ein anderes Ergebnis der Forschungen während der Kriegszeit, darunter technische, materielle und Größenstandards für Schwimmbecken und Schlafsäle.[37]

Durch diese Veröffentlichungen wurde das YMCA zu einer wichtigen Quelle für die Etablierung der Forschung, grafische Darstellungen und Prinzipien der Standardisierung.

Eines der ersten YMCA-Gebäude, die von diesen neuen Planungstechniken profitierten, war das Brooklyn Central YMCA, das Trowbridge und Ackerman 1915 entwarfen. Für Ackerman war das YMCA in Brooklyn das größte und auch ein sehr wichtiges Projekt. Es hatte 13 Geschosse, die dicht und verschachtelt Bereiche  für Sport, religiöse Arbeit, Jugendarbeit für Jungen, Bildung, Verwaltung und soziale Aktivitäten vorsah. Daneben gab es Dutzende Schlafräume. In jeder Etage wird deutlich, welche Beachtung den Aspekten Aufsicht, Verkehrswege und Effizienz gemäß den Diagrammen und Texten von Jallade geschenkt wurde. Besonders zeigt sich das im Kellergeschoss, wo sich um den zentralen Tresen eines Aufsehers Modellumkleideräume und Duschen wie Puzzleteile zusammensetzen und von dem aus sich freie Sicht auf Fenster und entlang von Sichtachsen ergibt.

 

Architectural Graphic Standards

Harold Reeve Sleeper und Charles George Ramsey Ramsey, Maßvorgaben für Treppen. Aus: Architectural Graphic Standards, New York: 1932. Courtesy of John Wiley & Sons
Harold Reeve Sleeper und Charles George Ramsey Ramsey, Maßvorgaben für Treppen. Aus: Architectural Graphic Standards, New York: 1932. Courtesy of John Wiley & Sons

Für den YMCA zu arbeiten, war für Frederick Ackerman die Verkörperung seiner Ideale: Architektur als Dienst an der Gesellschaft. Es wirkte auch als Katalysator für die Denkansätze, die zur Veröffentlichung von Architectural Graphic Standards führte. Durch die Arbeit für den YMCA und wahrscheinlich für Jallard und McMillan erlebten Ackerman und Harold Reeve Sleeper, der die Leistungsbeschreibungen verantwortete, die Herausforderungen und Möglichkeiten der Standardisierung unmittelbar in der Praxis und beim Entwerfen.

Die Entwicklungen in der organisatorischen Effizienz, die aus dem Beispiel der Brüder Hoggson und dem YMCA erwuchsen, zeigen sich in dem Bürohandbuch von 1926: Alles vom Umgang mit Projektunterlagen über Kostenkontrolle und Buchhaltungsabläufe bis zur Ablage und Indizierung von Daten und die Erstellung von Vorgaben für technisches Zeichnen ist berücksichtigt.[38] Charles George Ramsey und Sleeper, die vom Architekturbüro mit der Sammlung technischer Daten beauftragt worden waren, veröffentlichten dieses Material mit der Zustimmung Ackermans. Auf der Grundlage ihrer Erfahrungen mit Büromanagement und der Erstellung von Leistungsbeschreibungen sammelten sie für Architectural Graphics Standard weiterhin Informationen von Herstellern, dem US Board of Standards, Fachverbänden, Katalogen, Sweet’s Architectural Trade Catalogs, in denen verschiedene Kataloge ausgewertet waren, sowie weiteren vielfältigen Quellen, um sie dann visuell aufzubereiten.[39] Ihre Skelettzeichnungen, Strichzeichnungen ohne jede Dekoration oder stilistische Ausschmückungen, standardisierten zeichnerische Routineaufgaben und kodifizierten den Einsatz moderner Technik und Ausstattungen. Am Beispiel der Vorgaben für Schwimmbadabflussrinnen, die sich ganz klar auf die Erfahrungen des YMCA beziehen, der einer der größten Schwimmbadbauer des Landes war, lässt sich erkennen, dass Ramsays und Sleepers Buch von 1932 in der Tradition und in enger Verbindung zu den grafischen Standards steht, die während des Ersten Weltkriegs für den YMCA erstellt wurden. Es gibt auch direkte Verbindungen zu anderen Teilen der YMCA-Gebäude, etwa Umkleideräumen und Schlafsälen.

Das YMCA-Baubüro, die Gebrüder Hoggson, Frederick Ackerman und die Herausgeber des Architectural Graphic Standards zählen zu den wichtigsten Akteuren in der frühen Entwicklung des Standardjargons vor und nach dem Ersten Weltkrieg. Sie waren Pioniere der Erforschung und Entwicklung von Prozessen und Praktiken, die die Anforderungen und Erfordernisse der Modernisierung, der Anwendung von Managementtechniken, Büroorganisation und der Sammlung und Verbreitung von Daten erfüllten. Durch Experimente mit der Massenproduktion spezieller Gebäudetypen entstanden neue Abläufe und Praktiken. Die Architekten wurden dabei als Teil eines multidisziplinären Teams betrachtete, das eine standardisierte Gestaltungsyntax anwendete und damit das Leben von Millionen Amerikaner*innen auf der Arbeit, in der Freizeit und zu Hause prägten.

 
 

Das YMCA Baubüro oder die Hoggson Brothers waren nur zwei von Dutzenden, vielleicht sogar Hunderten von Unternehmungen, die sich mit der Massenproduktion von ähnlichen oder gleichen Gebäuden befassten. Mitte des 19. Jahrhunderts begann der Standardjargon, alle Bereiche dessen, was Howard Davis die „Baukultur“ nennt, zu beeinflussen, von Musterbuchverfassern bis zu bekannten Architekturbüros.[40] H. H. Richardson, Daniel Burnham, McKim, Mead und White rationalisierten ihre Praktiken in Übereinstimmung mit den Geschäftsabläufen ihrer Kunden.[41] Innovative hybride Büros wie das Office of the Supervising Architect of the Treasury, das Gebäude für die amerikanische Bundesregierung entwarf, oder das Büro von Albert Kahn waren auf den öffentlichen und privaten Sektor ausgerichtet und konnten landesweit große Aufträge übernehmen und für Kunden aus der Industrie arbeiten.[42] Trotz der traditionellen akademischen Trennung der beiden Bereiche – des Architekten einerseits und der Handwerker oder Bauunternehmer andererseits – brachte der „standard vernacular“ weitere Mitspieler auf die Bühne der gebauten Umwelt und lenkte die Aufmerksamkeit auf neue Rollen wie die des Industrieingenieurs oder des technischen Zeichners.[43]

Weder die Architekturgeschichte noch  Studien zur traditionellen Bauweise  waren in der Vergangenheit an den Gebäuden und Landschaften des „standard vernacular“, des Standardjargons, interessiert oder schätzten sie. Sie lassen sich nicht einfach den Kategorien „hoch“ oder „niederschwellig“ zuordnen. Stattdessen stehen sie irgendwo dazwischen, ein allgegenwärtiges Element der modernen Alltagslandschaft. In ihren kodifizierten, sich wiederholenden Entwürfen repräsentieren sie den Verlust von individueller Autorenschaft, Ausdruck und Innovation, ja, den Verlust von Macht und Unabhängigkeit. Kritiker aus den Reihen der Architekten fühlten sich von der schwindenden Rolle des kreativen Künstler-Architekten in einem derartigen Arrangement bedroht und die Streiter für eine Volkskultur sehen den Aufstieg des technischen Zeichners und Konstrukteurs als repräsentativ für den Aufstieg der Massenkultur, als Verlust und Niederlage.[44]

Einige der innovativsten Arbeiten, die nach traditioneller Weise errichteten Bauten untersuchen, widmeten sich dem Studium von Kodes und Mustern und der Verbreitung von Typen über die Landschaft. Das Konzept des „standard vernacular“, des Standardjargons, ist damit gewissermaßen eine Fortsetzung dieser Forschungen. In diesen Mustern und in ihrer Anpassung, Wandlung und dem Widerstand gegen sie im Verlauf der Zeit finden sich die materiellen Voraussetzungen für die Moderne.

 

[1] Charles George Ramsey und Harold Reeve Sleeper: Architectural Graphic Standards, New York 1932

[2] Richard John: Network Nation: Inventing American Telecommunications, Cambridge, MA, 2010; Deryck Holdsworth, „Geography: Buildings as Settings for Seeing Networks and Systems“, in: The Journal of the Society of Architectural Historians 65(1), März 2006, S. 18–20. Zu Eisenbahnnetzen und -architektur, siehe Jeffrey Karl Oschner: „Architecture for the Boston and Albany Railroad“, in: Journal of the Society of Architectural Historians, 47, Juni 1988, S. 109-31; Catherine Boland Erkkila: American Railways and the Cultural Landscapes of Immigration“, in: Buildings & Landscapes, 22, Nr. 1 (Frühjahr 2015), S. 36–62. Zu Gebäuden der Telefongesellschaften, siehe Robert Bruegmann: The Architects and the City: Holabird and Roche of Chicago, 1880–1918, Chicago 1997, S. 415–431; Emily Bills: „The Telephone Shapes Los Angeles: Communication and Built Space, 1880–1950“, Dissertation, New York University, 2006; Kathryn E. Holliday: „Verizon Building (Barclay-Vesey Building for the New York Telephone Company)“, in: Journal of Architectural Education, 67, Nr. 1 (2013), S. 156–58

[3] Ramsey und Sleeper, Vorwort von Architectural Graphic Standards

[4] Zu den wichtigsten Quellen dieser Literatur zählen Fred Kniffen: „Folk Housing: Key to Diffusion“, in: Annals of the Association of American Geography, 55 (Dezember 1965), S. 549–76; Paul Oliver: Encyclopedia of Vernacular Architecture, Cambridge 1997; Bernard Rudofsky: Architecture without Architects: A Short Introduction to Non-Pedigreed Architecture, New York 1964

[5] Thomas Hubka: „Just Folks Designing“, in: Journal of Architectural Education, 32 (Februar 1979), S. 27–29

[6] Zur Ausweitung des Studienbereichs lokale und traditionelle Architektur, siehe Dell Upton und Michael Vlach (Hg.): „Introduction“, in: Common Places: Readings in American Vernacular Architecture, Athens, Georgia, 1986, S. xiii–xxxiv; Dell Upton: „Architecture in Everyday Life“, in: New Literary History, 33 (2002), S. 707–723; Paul Groth und Todd Bressi: Understanding Ordinary Landscapes, New Haven 1997. Zum Problem der Eingrenzung und Definition der traditionellen und lokalen Architektur, siehe Lindsay Asquith und Marcel Vellinga (Hg.): Vernacular Architecture in the Twenty First Century: Theory, Education, and Practice, New York 2006; Mike Christenson: „From the Unknown to the Known: Transitions in the Architectural Vernacular“, in: Buildings and Landscapes: Journal of the Vernacular Architecture Forum, 18 (Frühjahr 2011), S. 1–2

[7] Dell Upton: „Toward a Performance Theory of Vernacular Architecture: Early Tidewater Virginia as a Case Study“, in: Folklore Forum, 12 2/3, S. 173–196; Michael Ann Williams und M. Jane Young: „Grammar, Codes, and Performance: Linguistic and Sociolinguistic Models in the Study of Vernacular Architecture“, in: Perspectives in Vernacular Architecture 5: Gender, Class, and Shelter (1995), S. 40–51

[8] „vernacular, adj. and n.“, OED Online, Juni 2017, http://www.oed.com/view/Entry/222608?redirectedFrom=vernacular (Stand: 6.11.2017)

[9] John 2010; Holdsworth 2006. Zu Eisenbahnnetzen und -architektur, siehe Oschner 1988; Boland Erkkila 2015. Zu Gebäuden der Telefongesellschaften, siehe Bruegmann 1997; Bills 2006; Holliday 2013. (wie Anm. 2)

[10] Studien zu diesen Gebäudetypen finden sich bei Abigail Van Slyck: Free to All: Carnegie Libraries and American Culture, 1890–1920, Chicago 1998; Richard Longstreth: The Drive-in, the Supermarket, and the Transformation of Commercial Space in Los Angeles, 1914–1941, Cambridge, MA, 1999; Dale Allen Gyure: „The Transformation of the Schoolhouse: American Secondary School Architecture and Educational Reform, 1880–1920“, Dissertation, University of Virginia 2001; Paula Lupkin: Manhood Factories: YMCA Architecture and the Making of Modern Urban Culture, Minneapolis 2010; Aaron V. Wunsch: Palazzos of Power: Central Stations of the Philadelphia Electric Company, New York 2016

[11] Zu einer Diskussion darüber, wie die Eisenbahnen die Bandbreite architektonischer Praktiken erweiterten, siehe die Besprechung von George Kesslers Landschaftsarchitektur in Paula Lupkin: „Rethinking Region Along the Railroads: Architectural and Cultural Economy in the Industrial Southwest, 1870–1930“, in: Buildings and Landscapes 16 (Herbst 2009), S. 16–47. Zum Vertrieb massenproduzierter Gebäudeteile mit der Eisenbahn, siehe Darius Bryjka: „Ben’s Bible“, in: Mesker Brothers, https://meskerbrothers.wordpress.com/2017/10/10/bens-bible/ (Stand: 6.11.17)

[12] Hyungmin Pai: The Portfolio and the Diagram: Architecture, Discourse, and Modernity in America, Cambridge, MA, 2002, S. 162–218; Paul Emmons: „Diagrammatic Practices: the office of Frederick L. Ackerman and Architectural Graphic Standards“, in: Journal of the Society of Architectural Historians 64 (März 2005), S. 4–21

[13] Zu den Brüdern Hoggsons , siehe Alfred Willis: „Design-Build and Building Efficiency in the Early Twentieth Century United States“, in: Proceedings of the First International Congress on Construction History, Madrid, 20.–24. Januar 2003, hg. von S. Huerta Madrid, S. Juan de Herrera, SEdHC, ETSAM, A. E. Benevuto, COAM, F. Dragados, 2003, S. 2121–2124

[14] „The Tower of Babel and Modern Bank Construction“, in: Trust Companies, 22:2 (February 1916), S. 162

[15] The Hoggson Building Method: For Those Who Contemplate Building, Remodeling, Decorating, or Furnishing, 7, New York 1910; „Economy and Efficiency in Building“, in: Literary Digest, 46 (31. Mai 1913), S. 1245

[16] The Hoggson Building Method, 35.

[17] Ebd.

[18] Noble Foster Hoggson: „How Progress Charts Reduce Costs“, in: Building Age (Oktober 1921), S. 23; G.C. Baldwin: „Office of Albert Kahn, Detroit”, in: Architectural Forum 29 (November 1918), S. 125-30

[19] Norman Dain: Clifford Beers: Advocate for the Insane, Pittsburgh 1980, S. 54–57, 61

[20] Banks: A Description of the Hoggson Building Method, Illustrated with some Bank Exteriors and Interiors by Hoggson Brothers, New York 1911

[21] Hoggson 1921 (wie Anm. 18)

[22] Hoggson Building Method, a. a. O. Andere Firmen benutzten Sweet’s Catalogue, um Informationen über Baumaterialien zu sammeln und um die Lagerung und den Zugriff auf die Kataloge zu vereinfachen, die oft dick und großformatig waren. 1920 war die Bedeutung und die Logistik des Sammelns und Hortens von Baudaten für zukünftige Projekte bereits ein Thema in Fachpunlikationen wie: H. Vandervoort Walsh: „The Draftsman’s Own Data File“, in: Architectural Forum, 33 (Dezember 1920). S. 201–203

[23] Banks (wie Anm. 20) , https://babel.hathitrust.org/cgi/pt?id=nnc1.ar62483790;view=thumb;seq=9 (Stand: 7.10.17)

[24] Paula Lupkin: Manhood Factories: YMCA Architecture and the Making of Modern Urban Culture, Minneapolis 2010

[25] Ebd., S. 143

[26] Für eine direkte Verbindung lassen sich in den Papieren von LaMont Warner, dem ersten Direktor des Furnishings Service, Belege finden, darunter ein Exemplar von „The Hoggson Building Method“, in: Architectural Record (o. D.); Sammlung Lamont Adelbert Warner, Col. 647, Bibliothek Winterthur

[27] Zur Bedeutung der Überwachung, siehe Anna Andrzejewski: Building Power: Architecture and Surveillance in Victorian America, Knoxville 2008

[28] Sherman Dean: „Putting Character into Buildings“, in: Association Men, 53 (Januar 1928), S. 215

[29] Naragansett Machine Company, Catalogue of Gymnastic Apparatus, 1905, https://archive.org/details/catalogueofgymna00narrrich (Stand: 7.10.17)

[30] Bericht von einer informellen Konferenz der Young Men’s Christian Association Buildings, 25. und 26. Juli 1901 in Buffalo

[31] „The Business of Developing Men and Boys to Higher Efficiency“, in: Association Men, 34 (Januar 1909), S. 155; C. M. Wonacott: „Scientific Association Management“, in: Association Men, 37 (Mai 1912), S. 398–399; Charles R. Towson: „Engineers of Environment: A New Evangelism in the Industrial World“, in: Association Men, 34 (September 1909), S. 580–581

[32] Louis Jallade: The Association Building: Supervision and Circulation, New York 1913. Jallade plante die Veröffentlichung von sechs Broschüren über unterschiedliche Aspekte der YMCA-Architektur, aber es erschien nur eine. Sein Partner Louis Allen Abramson publizierte ebenfalls zu diesem Thema: „The Planning of a YMCA Building, Part I“, in: Brickbuilder, 22 (März 1913), S. 49–54, und „The Planning of a YMCA Building, Part II“, in: Brickbuilder, 22 (April 1913), S. 77–80, und „The Planning of a YMCA Building, Part II“, in: Brickbuilder, 22 (Juni 1913), S. 127–131

[33] Jay Shockley: „Thomson Meter Company Building“, in: Landmarks Preservation Committee, Landmark Proposal, New York 2004

[34] Jallade 1913 (wie Anm. 32), S. 15

[35] Ebd., S. 16

[36] Charles Day: Industrial Plants: Their Arrangement and Construction, New York 1911, S. 109

[37] Charles C. May: „A Post-War Construction Program: The Building Bureau of the International Committee of the Y.M.C.A.“, in: Architectural Record, 45 (März und April 1919), S. 216–241, 325–342

[38]George Barnett Johnson: Drafting Culture: A Social History of Architectural Graphic Standards, Cambridge, MA 2008, S. 91-94.

[39] Dazu nutzten sie zwei bereits bestehende Quellen, das Bauhandbuch und den Katalog der Baumaterialien für Architekten. Vorläufer und Vorbilder für diesen Band, darunter Clarence Martin’s Details of Building Construction, 1889, und Phillip Knoblochs Good Practice in Construction, 1923 und 1925, kommen zur Sprache in George Barnett Johnson: Drafting Culture: A Social History of Architectural Graphic Standards, Cambridge, MA 2008, S. 147–151. Eine wichtige Quelle für zeitgenössische Handbücher mit Bezug zum AGS, darunter Time Saver Standards: A Desk Manual of Architectural Practice von 1935, ist Paul Emmons und Andreea Mihalache: „Architectural Handbooks and the User Experience“, in: Kenny Cupers (Hg.): Use Matters: An Alternate History of Architecture, New York 2013, S. 39. Zu Herstellerkatalogen, siehe Andrew M. Shanken: „From the Gospel of Efficiency to Modernism: A History of Sweet's Catalogue, 1906–1947“, in: Design Issues, 21 (Frühjahr 2005), S. 28–47

[40] Howard Davis: The Culture of Building, New York 2006

[41] James F. O’Gorman: „O.W. Norcross, Richardson’s Master Builder: A Preliminary Report“, in: Journal of the Society of Architectural Historians 32 (Mai 1973), S. 104-113

[42] Die konzeptionellen und prozessualen Ursprünge des „standard vernacula“ oder Standardjargons lassen sich in den Projekten zum Aufbau der USA im 19. Jahrhundert entdecken, zunächst in den Bemühungen der Bundesregierung, das architektonische Erscheinungsbild durch eine Abteilung des Finanzministeriums standardisieren zu lassen, durch militärische Einrichtungen und die Einführung von Musterbüchern für den Bau von Kirchen und Wohnhäusern. Eine bedeutende Studie über das System- und Netzwerkdesign der amerikanischen Regierungsarchitektur ist Antoinette J. Lee: Architects to the Nation: The Rise and Decline of the Supervising Architect’s Office, New York 2000. Siehe auch Alison Hoagland: „The Invariable Model: Standardization and Military Architecture in Wyoming, 1860–1890“, in: Journal of the Society of Architectural Historians, 57, Nr. 3 (September 1998), S. 298–315, und Dell Upton: „Pattern Books and Professionalism: Aspects of the Transformation of Domestic Architecture in America, 1800–1860“, in: Winterthur Portfolio, 19 (Herbst 1984). Über die bürokratische Organisation von Architekturbüros, siehe Terry Smiths Diskussion von Albert Kahn: „Architecture and Mass Production: The Functionalism Question“, in: Making the Modern: Industry, Art, and Design in American, Chicago 1993, S. 57–92, und Robert Bruegmann: The Architects and the City: Holabird and Roche of Chicago, 1880–1918, Chicago 1997, S. 415–431; Diana Balmori: „George B. Post; the process of design and the new American architectural office“, in: Journal of the Society of Architectural Historians, 46 (Dezember 1987), S. 342–355

[43] Mary Woods: From Craft to Profession: The Practice of Architecture in Nineteenth Century America, Berkeley 1999

[44] P. B. Wight: „Architectural Practice: Mutuality not Individuality“, in: Scribner’s Magazine, 29 (Januar 1901), S. 255

 

 

Lektorat: Nicole Minten-Jung