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otl aicher piktogramme: Seit über 40 Jahren wegweisend

Neue Internetpräsenz www.otl-aicher-piktogramme.de

otl aicher piktogramme
otl aicher piktogramme / otl aicher piktogramme

Im April 1989 veröffentlichte ARCH+ eine gesamte Ausgabe über Otl Aicher, "um auf Schriften, Projekte und Arbeiten aufmerksam zu machen, die bisher an einer größeren Öffentlichkeit vorbeigegangen sind". In Folge dieser Ausgabe übernahm Otl Aicher später auch die Gestaltung der ARCH+. Im Editorial der ARCH+ 98: Otl Aicher hieß es weiter:

"Otl Aicher ist heute der Ansprechpartner von Architekten, der spiritus rector einer Neuen Architektur, einer Anderen Moderne, wie er sie nennt. Er wirkt richtungsweisend. Gemeinhin wird er ganz anders gesehen. Sein Name steht für die Ulmer Schule, für Pictogramme, visuelle Erscheinungsbilder etc. Diese Klassifikation ist nicht ganz falsch, aber auf jeden Fall nicht mehr zutreffend. Sie bezeichnet in etwa die Stationen seiner Entwicklung in den 50er und 60er Jahren, Ulm mit der Hochschule für Gestaltung, München mit dem Büro für visuelle Kommunikation und den Arbeiten für die Olympischen Spiele, das ZDF, BRAUN etc.

Aber nicht diese Arbeiten wollen wir hier verfolgen. Stattdessen konzentrieren wir uns mit diesem Heft in Schrift, Layout, Text und Projekten auf die letzten beiden Jahrzehnte. Dazwischen liegt die Aufgabe des Büros in München, der Rückzug ins Allgäu und der Neuaufbau eines Lebens- und Arbeitszusammenhanges in Rotis/Allgäu, wo Aicher heute lebt.

Rotis ist eine ehemalige Mühle, gelegen zwischen den früheren Freien Reichsstädten Memmingen, Kempten und Leutkirch, die Aicher erweitert hat um Gebäude für Ateliers, u. a. für das Institut für Analoge Studien. Rotis ist aber ungleich mehr. Es hat, wenn man sich ihm von Leutkirch oder Legau nähert und es sich, im Tal gelegen, plötzlich vor einem öffnet, etwas vom Charakter eines Klosters, einer Landkommune, einer fürstlichen Residenz.

So könnte man Rotis beschreiben. Eigentlich müßte man anders anfangen. Man müßte Otl Aicher bei der Arbeit über die Schulter schauen, zusehen, wie er morgens ins Büro kommt, arbeitet, zeichnet, das Gespräch sucht und vielleicht gegen Abend in den angrenzenden Garten geht, erntet, in der Küche das frische Gemüse zubereitet, zum Hantiermesser greift, um vielleicht den Porree zu zerkleinern, den richtigen Topf wählt, ihn anwärmt, den geschnipselten Porree hineintut... Sich danach vielleicht mit den angereisten Gästen trifft, diskutiert, Thesen ausbreitet und verwirft…

So könnte ein Tag in Rotis verlaufen. Wir haben versucht, uns in ihn hineinzuversetzen, um das Lebensgefühl von Rotis, das Leben im Machen, wie Aicher es nennt, zu beschreiben, das in den letzten Jahren zu einer Fülle von Schriften und Projekten geführt hat, u. a. zur Entwicklung einer neuen Schrift (Rotis), eines Küchenprototyps, zu neuen Ausstellungskonzeptionen (Wilhelm von Ockham), und zu Büchern (Innenseiten des Krieges, Gehen in der Wüste, typographie, Norman Foster) etc.

Die Schriften, deren wesentliche wir in diesem Heft veröffentlichen, bilden die Grundlage zu einer Philosophie des Machens […]"

Die im Editorial erwähnten Piktogramme besitzen seit Anfang Dezember 2016 unter der Adresse www.otl-aicher-piktogramme.de bzw. www.otl-aicher-pictograms.com eine neue Internetpräsenz, die umfassend über das Piktogrammsystem informiert. Aichers Piktogramme sind seit über 40 Jahren wegweisend und begegnen uns weltweit, ob in Gebäudeleitsystemen, Werbung, Sportveranstaltungen, Internetseiten oder Medien jeglicher Art.

Zur Einführung schreiben die Herausgeber:
"Um den Besuchern der Olympischen Spiele 1972 in München die Orientierung zu erleichtern, entwickelte der Designer Otl Aicher (1922–1991) ein Repertoire von Piktogrammen, das unsere visuelle Kommunikation mit Bildern revolutioniert hat. Zugleich entstand auf Basis dieser Piktogramme ein Leitsystem für den Flughafen Frankfurt. Die Lösung dieser Aufgaben ist die Basis für ein bis in dieGegenwart stetig wachsendes System.

Piktogramme vermitteln Informationen mittels bildhafter Symbole und finden sich überall dort,wo sprachübergreifend kommuniziert werden soll. Mehr als 700 Piktogramme aus den Bereichen Gesundheit & Hygiene, Kommunikation & Medien, Kultur & Freizeit, Service & Dienstleistungen, Shop & Gastronomie, Sicherheit, Sport, Transport & Verkehr und darüber hinaus machen das System von Otl Aicher zum umfassendsten seiner Art. otl aicher piktogramme lassen sich in fast allen Lebensbereichenvielseitig einsetzen – insbesondere in der Architektur zur Kennzeichnung von Wegen undRäumlichkeiten oder als dekoratives Element. Aber auch in der Werbung oder in digitalen Anwendungen offenbaren sie ihre ‚sprachlichen‘ Qualitäten.

otl aicher piktogramme sind heute Klassiker der visuellen Kommunikation: Sie gelten als Meilensteine der Designgeschichte und begegnen uns überall auf der Welt. Die Piktogramme waren revolutionär, weil sie die bis dahin üblichen Kommunikationskonzepte durch den Systemgedanken erheblich vereinfachten. Das unverwechselbare und urheberrechtlich geschützte System ist nach einheitlichenGestaltungsregeln aufgebaut, vergleichbar mit den Grammatikregeln der Sprache. Otl Aicher war davon überzeugt, dass Deutlichkeit und Wiedererkennung von Piktogrammen einen direkten Bezug zur Beschränkung von Form und Struktur auf das Wesentliche haben. Seine Piktogramme basieren auf einem klar definierten Raster und der Reduktion auf die wesentlichen Elemente. Durch diese Sachlichkeit erfasst der Betrachter ohne Umwege die für ihn bestimmte Information."

www.otl-aicher-piktogramme.de