Hannes Meyer (1889 –1954) war als gesellschaftlich engagierter Architekt und Sozialist einer der führenden Vertreter des Neuen Bauens, Autor der Avantgardezeitschrift ABC, 1928 Gründungsmitglied der Internationalen Kongresse für Neues Bauen CIAM, zweiter Bauhausdirektor 1928–1930.
Er hinterfragte die Formalismen der klassischen Avantgarde und war zeitlebens auf der Suche nach innovativen Formen einer am sozialen Gebrauch orientierten Architektur. Der von ihm am Bauhaus entwickelte Funktionalismus-Begriff holte ihn immer wieder ein, obgleich er sich von diesem schon bald löste.
Sein Leben war gezeichnet von der politischen Geschichte des 20. Jahrhunderts: von der Genossenschafts- und der Arbeiterbewegung, von Sozialismus und Kommunismus, vom Internationalismus und der Wendung zur «nationalen Tradition», von Stalinismus und Kaltem Krieg. Eine tragische Figur zwischen den Fronten, die spätestens ab 1938 im Westen als Kommunist und im Osten als Modernist diffamiert, verschwiegen und dann weitgehend vergessen wurde. Seit den 1960er Jahren wurde er in Ost und West als profilierte Figur einer architecture engagée wiederentdeckt.
Der Workshop in Weimar soll neuere Forschungen zu Hannes Meyer nach dem Bauhaus präsentieren und seinen Weg durch die Rezeptionsgeschichte verfolgen.
Bauhaus-Universität Weimar, Hauptgebäude, Oberlichtsaal, Geschwister-Scholl-Str. 8a, 99423 Weimar
Teilnahme kostenlos, Anmeldung erbeten bis 20. Oktober: weimarer-kontroversen[at]uni-weimar.de
Nähere Informationen: www.uni-weimar.de/weimarer-kontroversen
Programm
10.00—Begrüßung: Thomas Flierl (Berlin/Bauhaus-Universit.t Weimar)
Neuere Forschungen zu Hannes Meyer nach dem Bauhaus
Moderation: Philipp Oswalt (Universit.t Kassel)
10.20—Christoph Zuschlag (Universität Koblenz-Landau)
Die Bauhaus-Wanderausstellung 1929/30
10.40—Tatiana Ef russi (Moskau/Kassel/Berlin)
Vers l’idéologie. Hannes Meyer in der Sowjetunion
11.00—Gregor Harbusch (Zürich/Berlin)
Zurück in der Schweiz: Parteikader und Architekt
11.20—Raquel Franklin (School of Architecture, Universidad An.huac, Mexico)
Hannes Meyer in Mexiko: Zwischen den Fronten
11.40—Karoline Noack (Universität Bonn)
Hannes Meyer in Mexiko: transnationale Repräsentationen des Indigenen
12.00—Diskussion
12.45—Mittagspause
Das Bauhaus als Konstrukt seiner Rezeption
Moderation: Max Welch Guerra (Bauhaus-Universit.t Weimar)
14.00—Thomas Flierl
Sowjetische und DDR-Bauhaus-Rezeption in den 1930er bis 1950er Jahren
14.20—Jeanette Fabian (LMU München)
Hannes Meyer und der tschechische Funktionalismus
14.40—Richard Anderson (University of Edinburgh, Edinburgh College of Art)
Hannes-Meyer-Rezeption in den USA seit der Bauhaus-Ausstellung am MoMA 1938
15.00—Diskussion
15.30—Kaffeepause
16.00—Philipp Oswalt
Zwei Etappen bundesdeutscher Hannes-Meyer-Rezeption: Hochschule für Gestaltung Ulm/1968
16.20—Martin Kieren (Beuth-Hochschule Berlin)
Die Hannes-Meyer-Ausstellung 1989 (Berlin/Frankfurt am Main/Zürich)
16.40—Andrea Maglio (Universit. degli Studi di Napoli Federico II)
Hannes Meyer und die italienische .Architettura Razionale der Nachkriegszeit
17.00—Oliver Sukrow (Wien)
Wiederannäherungen an das Bauhaus in der DDR in den 1960/70er Jahren: Lothar Lang, Diether Schmidt und Karl-Heinz Hüter
17.20—Norbert Korrek (Bauhaus-Universit.t Weimar)
Klaus-Jürgen Winkler − seine Forschungen zu Hannes Meyer und die Int. Bauhaus-Kolloquien in Weimar (1976–1989)
17.40—Wolfgang Thöner (Stiftung Bauhaus Dessau)
Grüner Funktionalismus? Zur Rezeption Hannes Meyers am Bauhaus Dessau 1976 bis zum Jahre 1994
18.00—Diskussion
Abschlussgespräch: Architektur und/oder Revolution? Die Antinomien des Bauhauses
Moderation: Hans-Rudolf Meier (Bauhaus-Universität Weimar)
18.30— Einleitungsstatement: Pier Vittorio Aureli (DOGMA/Brüssel, AA School of Architecture/London)
Hannes Meyer and Transition today
Podium: Richard Anderson, Philipp Oswalt, Ines Weizman
Im Anschluss an den Workshop, ca. 20 Uhr: Vorbesichtigung der Ausstellung «Die Internationalen Bauhaus-Kolloquien in Weimar 1976–2016− ein Beitrag zur Bauhaus-Rezeption. Prolog und Entwicklung»