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„Schirme aufspannen“ - Ein Happening zum 100. Geburtstag von Frei Otto

Donnerstag, 5. Juni, 20 Uhr im StadtPalais - Museum für Stuttgart.
Ein Happening mit wiedergefundenen Schirmkonstruktionen des Architekten Frei Otto verbindet die Vision vom neuen Bauen mit der Popkultur der 1970er Jahre. Die Hommage an Frei Ottos inspirierendes Denken ist ein so niederschwelliger wie emotionaler Anstoß zur permanenten, zukunftsgewandten Reflektion.

Frei Otto, der Pionier ressourcenoptimierter Architektur mit zugbeanspruchten Konstruktionen und ökologischen Bauens, erhielt 2015 die weltweit wichtigste Architekturauszeichnung, den Pritzker-Preis. Am 31. Mai 2025 wäre er 100 Jahre alt geworden. Eine lange Zeit seines Schaffens verbrachte er in Stuttgart; von hier aus trug er visionäre Ideen in die Welt. In der Stadt ist sein Werk vergleichsweise wenig bewusst, auch wenn nun verschiedene
Veranstaltungen zu seinen Ehren geplant sind. Im Zentrum steht das international ausgerichtete Symposium „Frei Otto 100 – The spirit of light-weight constructions“ am 5. und 6. Juni am ehemaligen „Institut für leichte Flächentragwerke“ auf dem Campus Vaihingen, organisiert von den Instituten ILEK (Prof. Blandini) und ifag (Prof. Weber) der Universität Stuttgart.

Ein besonderer performativer Beitrag außer der Reihe verfolgt keine wissenschaftlichen Aspekte, sondern eine emotionale Annäherung an Frei Ottos Werk. 1957 entwarf er für den Kölner Tanzbrunnen das „Sternwellenzelt“
in Membranbauweise für die Bundesgartenschau. 1971 ergänzte er die filigrane Konstruktion mit entsprechenden Schirmen, die zentrale Aspekte seines Denkens verkörpern: Leichtigkeit, Effizienz, räumliche Qualität und gestalterische Eleganz. Diese Schirme erlangten in der Folge den Status popkultureller Ikonen: In leicht modifizierter Form kamen sie bei Open-Air-Auftritten der US-Tournee von Pink Floyd 1977 zum Einsatz und wurden
dadurch weltweit bekannt.

Nach Frei Ottos Tod gelangten sechs, in Frei Ottos Atelier in den 1990er Jahren in Zusammenarbeit mit SL Rasch gefertigte Schirme, „Manuelle Trichterschirme“, in den Besitz des Archivs für Architektur und Ingenieurbau saai in
Karlsruhe. Prof. Jens Ludloff, der sich im Rahmen seiner Lehre für Baukonstruktion, Nachhaltigkeit und Entwerfen an der Universität Stuttgart bereits mehrfach mit dem Werk Frei Ottos auseinandersetzte, ging dieser vergessenen
Spur nach. Er bat das saai im Herbst 2024 um Prüfung der bisher noch nicht katalogisierten und restauratorisch bewerteten Objekte. Diese wurde inzwischen begonnen: Die Schirme sind vollständig erhalten, drei Schirme stehen nun unter musealen Bedingungen (Klimaschutz, Sicherheit, Versicherung) für eine Ausleihe zur Verfügung.

Kurzfristig erklärte sich das StadtPalais Museum für Stuttgart bereit, die Schirme im Rahmen einer Veranstaltung zu zeigen. Am Abend des ersten Symposium-Tages werden sie erstmals der Öffentlichkeit präsentiert: Nach einer fachlichen Einordnung der vermeintlich profanen Objekte in Ottos Gesamtwerk erlebt das Publikum ihre behutsame Öffnung in Begleitung der Musik von Pink Floyd, interpretiert von Stuttgarter Musiker*innen.

Das Happening ist als exemplarische Darstellung der Verbindungslinien zwischen Kunst und Wissenschaft gedacht: als emotional aufgeladene, kollektive Hommage der Stadtgesellschaft zur Würdigung eines besonderen Geistes, der eng mit Stuttgart verbunden ist.

Weitere Informationen:
Prof. Dipl.-Ing. Jens Ludloff
IBK Institut für Baukonstruktion, Lehrstuhl für Nachhaltigkeit, Baukonstruktion und Entwerfen

In Kooperation mit:
Stadtpalais – Museum für Stuttgart
saai Archiv für Architektur und Ingenieurbau, Karlsruhe
ILEK Institut für Leichtbau, Entwerfen und Konstruieren, Universität Stuttgart
Ifag Institut für Architekturgeschichte, Universität Stuttgart


Mit freundlicher Unterstützung durch:
IntCDC Cluster of Excellence on Integrative Computational Design and Construction for Architecture
IZKT Internationales Zentrum für Kultur und Technikforschung
Rektorat der Universität Stuttgart
Fakultät 1 Architektur und Stadtplanung, Universität Stuttgart
Architektenkammer Baden-Württemberg
Kulturamt der Landeshauptstadt Stuttgart