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Offener Brief Think-Tank Bauakademie Berlin

Am 8. Februar 2023 wurde ein Offener Brief zur Berliner Bauakademie an Bundesbauministerin Klara Geywitz gerichtet, den der BDA auf Ebene des Bundes und des Landesverbandes Berlin unterstützt.

Sehr geehrte Frau Bundesministerin Geywitz,

wir, die Unterzeichner*innen dieses offenen Briefes, nehmen die aktuelle Debatte um die Neuerrichtung der Bauakademie in Berlin zum Anlass, die Ergebnisse des Think-Tank Bauakademie ausdrücklich zu unterstützen. Auf die Einladung der Bundesstiftung Bauakademie hin waren Expert*innen zusammengekommen, um einen Wettbewerb mit einem moderierten Abwägungsprozess für diesen besonderen Ort zwischen Auswärtigem Amt und Friedrichswerderscher Kirche im Zentrum Berlins vorzubereiten.

In der Satzung der Bundesstiftung Bauakademie heißt es: „Die Stiftung soll als zentrale Dialogplattform auf nationaler Ebene mit internationaler Ausstrahlung den gesamten Bereich des Bauens mit seiner gesellschaftlich durchdringenden Wirkung darstellen und als ein Ort der Reflexion, Produktion und Präsentation ein Abbild der Vielfalt und Visionen des Bauwesens, der Stadtentwicklung, des Wohnens und der Baukultur geben.“

In diesem Sinne sollte das Gebäude ein Demonstrationsprojekt für Nachhaltigkeit und Zukunftsorientiertheit in Bauwesen und Stadtentwicklung werden, an die Innovationskraft Schinkels anknüpfen und auf Schinkels Fundamenten ein Gebäude (wieder-)errichten, das innovativ nach Lösungen in Zeiten der Klima- und Ressourcenkrise sucht.

Wir nehmen den Bundestagsbeschluss von 2016 zur Wiederrichtung der Bauakademie ernst, stellen sieben Jahre danach aber die Frage: Geht es lediglich um die nachgebaute Kopie eines unwiederbringlich verlorenen Originals oder geht es nicht vielmehr um die Wiedererrichtung der Bauakademie als richtungsweisende Institution in ihrer Zeit?

Bei aller Wertschätzung Schinkels, der mit der Bauakademie 1832–36 in historischer Nachbarschaft zweifellos eines der innovativsten Gebäude seiner Zeit geschaffen hat, muss die Frage erlaubt sein, ob der Nachbau einer 190 Jahre alten Fassade im Jahr 2023 der richtige Impuls sein kann.

 

WIR EMPFEHLEN:

  • Die Bauakademie muss einen Ausdruck finden, der die Zukunft des Bauens visuell nach außen transportiert und eine Vorbildfunktion für Bauen in planetaren Grenzen, also klima- und ressourcenangepasstes Bauen einnimmt.
  • Das 1,5 ° Ziel muss eingehalten und sichtbar in Material, Konstruktion und Ästhetik einer neuen Bauakademie werden, dabei kann sich ein zukunftsweisender Neubau durchaus auf Schinkels Original beziehen; so wie es mit den Neuen Meisterhäusern in Dessau gelungen ist, eine präzise Bezugnahme auf Gropius mit einer aktuellen Architekturposition zu verbinden.
  • Die Akademie soll städtebaulich im Kontext als dialogische Intervention und Haus mit Charakter, sinnlich und sinnstiftend, mit einem einladenden und offenen Außen in Übereinstimmung mit inneren Funktionen der Stiftung sichtbar werden.
  • Die vorhandenen Fundamente der Original-Kellerstrukturen können genutzt und erfahrbar, die Gebäudeecke des ehemaligen Außenministeriums der DDR kenntlich und somit Geschichte erlebbar gemacht werden.

Ein Reallabor sollte gesellschaftliche wie technische Fragestellungen ins Zentrum der Entwicklung des zukunftsweisenden Gebäudes und der Stiftung als Begleiter*in der Bauwende stellen und dabei in allen Phasen eine breite Expertise und die Zivilgesellschaft einbinden. Bei der Entwicklung des Projektes muss über die Anforderungen bestehender Regularien kritisch nachgedacht werden. Dabei kann eine neue „Gebäudeklasse E“ hilfreich sein, um „LowTech Ansätze“ zu entwickeln, sowie eine Verfeinerung von bisherigen Bewertungskriterien beim nachhaltigen Planen und Bauen hin zu einem Materialspeicher mit Ressourcenpass und ohne Abfallaufkommen.

Im Sinne der anspruchsvollen Bauaufgabe des Bundes empfehlen die Unterzeichner*innen einen offenen zweiphasigen Wettbewerb mit niedrigschwelligen Zugangskriterien auszuloben, der in einem ersten Teil vielfältige Ideen im Sinne des Demonstrationsprojektes erlaubt und in einem zweiten Teil die wichtigsten Nachhaltigkeitskriterien und einen innovativen Umgang mit der Rekonstruktionsthematik in einer frühen Phase berücksichtigt und voranbringt; frei nach dem Motto: Die besten Ideen für Berlin, die besten Ideen für eine Akademie mit Vorbildfunktion.

Planung und Bau können als Lehr- und Lernbaustelle für angehende Planer*innen und Handwerker*innen erfolgen, die traditionelles (Planungs-)Handwerk mit zukunftsorientierten Berufsaussichten verbinden wollen. Wissen teilen! – die Bauakademie als ein erlebbarer Lernort mitten in Berlin.

Nutzen Sie die einmalige Chance, dass die Bauakademie zu dem wird, was im Satzungstext steht: „ein nationales und internationales Schaufenster“ und „eine Plattform, welche die gesellschaftliche, technische und kulturelle Innovationskraft des Bauens stärken soll“.

 

UNTERZEICHNER*INNEN: 

Aedes Architekturforum
Gründerin Dr. Kristin Feireiss und Direktor Hans-Jürgen Commerell

AfA-Aktiv für Architektur
Alexander Walter, Sprecher 

ARCH+
Anh-Linh Ngo, Herausgeber/Chefredakteur

Architects for Future Deutschland e. V.
Elisabeth Broermann, Architektin

Architektenkammer Berlin
Theresa Keilhacker, Präsidentin

Architektur Galerie Berlin
Ulrich Müller

Berlin International University of Applied Sciences
Prof. Javier Martín, Dean Faculty of Architecture and Design

Bund Deutscher Architektinnen und Architekten BDA
Susanne Wartzeck, Präsidentin

Bund Deutscher Architektinnen und Architekten, Berlin
Julia Dahlhaus, Vorsitzende

Bundesarchitektenkammer (BAK)
Andrea Gebhard, Präsidentin

Bayerische Ingenieurekammer-Bau
Prof. Norbert Gebbeken, Präsident
Dr. Markus Hennecke, Vorstandsmitglied

Bergische Universität Wuppertal, Lehrstuhl Baukonstruktion|Entwurf|Materialkunde
Prof. Anja Rosen
Prof. Annette Hillebrandt

Berliner Hochschule für Technik, FB IV Architektur und Gebäudetechnik
Prof. Petra Vondenhof-Anderhalten, Dekanin

Bundesingenieurkammer
Dr. Heinrich Bökamp, Präsident

Concular
Annabelle von Reutern

Creative Climate Cities
Dr. Nadine Kuhla von Bergmann, Founder & Managing Director

Fachhochschule Nordwestschweiz, Institut Nachhaltigkeit und Energie am Bau
Prof. Andrea Klinge

Haus der Architektur, Graz
Beate Engelhorn, Leiterin

mm+ | merz merz gmbh & co. Kg
Prof. HG Merz, Mitglied der Akademie der Künste

Hochschule Bochum, Institut für Architektur Media Management AMM
Prof. Jan R. Krause

Hochschule Wismar, Fakultät Gestaltung, SG Architektur
Prof. Asko Fromm
Prof. Jan Blieske

IVAB – Interessengemeinschaft verbandsunabhängiger Architekten*innen Berlin
Andreas R. Graeff

KIT Faculty of Architecture
Prof. Dirk E. Hebel, Dekan

Make_Shift gGmbH
Francesca Ferguson

Prof. Philipp Misselwitz
Bauhaus Erde Executive Director

Plattform Nachwuchsarchitekt*innen
Yasser Almaamoun, Sprecher

Sauerbruch Hutton Architekten
Louisa Hutton, Matthias Sauerbruch, Mitglied der Akademie der Künste
Juan Lucas Young, Vera Hartmann, Jürgen Bartenschlag, David Wegener

Scientists for Future, Fachgruppe Bauen-Wohnen-Habitat
Dr. des. Daniel Fuhrhop
Dr. Lorena Valdivia Steel

Technische Universität Berlin
Prof. Sophia Becker, Vizepräsidentin für Nachhaltigkeit

Technische Universität Berlin, Institut für Architektur
Prof. Eike Roswag-Klinge, geschäftsführender Direktor

Technische Universität München Gebäudetechnik und klimagerechtes Bauen
Prof. Thomas Auer

Technische Universität München Chair for Energy Efficient and Sustainable Design and Building
Prof. Werner Lang

Technische Universität München Lehrstuhl für Architektur und Holzbau
Prof. Stephan Birk

Universität der Künste, Institut für Architektur und Städtebau
Prof. Christoph Gengnagel, geschäftsführender Direktor

Werner Sobek
Dr. Stefanie Weidner, Roland Bechmann

Wettbewerbe Aktuell
Die Fachzeitschrift für Architekturwettbewerbe