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ARCH+ news

Architektur und Gesellschaft: Wie wollen wir zusammenleben?

8. – 9. November 2019
Konferenz anlässlich Nikolaus Kuhnerts 80. Geburtstag

10 – 17 Uhr Workshops (Teilnahme auf Anfrage)
18 Uhr öffentliche Gespräche
Eintritt frei 

ARCH+ wurde 1967 an der Universität Stuttgart gegründet und bestimmt seither maßgeblich den deutschsprachigen Architekturdiskurs. Anlässlich des 80. Geburtstags von Nikolaus Kuhnert, der als Herausgeber die Zeitschrift Jahrzehnte lang geprägt hat, findet im Rahmen des vom BBSR (Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung) und der Universität Stuttgart finanzierten Forschungsprojekts Innovationsgeschichte im Spiegel der Zeitschrift ARCH+ eine zweitägige Konferenz statt, die vom IGmA und von der ARCH+ veranstaltet wird. Zeitzeug*innen und Protagonist*innen, Autor*innen und Expert*innen aus dem erweiterten Umfeld der ARCH+ werden zusammengebracht, um über die historische Herausbildung der Diskurse der letzten fünfzig Jahre sowie daraus abzuleitende aktuelle Fragestellungen zu diskutieren.

 

Freitag, 8. November 2019

10 – 13 Uhr: Workshop Ökologie 
(nicht öffentlich)
ARCH+ Space, Friedrichstraße 23A, 10969 Berlin

Anfang der 1970er-Jahre vollzog die ARCH+ eine ‚Tendenzwende‘ – weg von den abstrakten Theorien der ersten Hefte hin zu konkreten Fragen der Architekturproduktion. Neben den politischen Kämpfen waren das vor allem Fragen der Ökologie. Boden, Ortsbezug, traditionelle Bauweisen und Material, die bis dahin als konservative Themen galten, sollten nun mit einer Reihe von Heften politisiert und für die linke Theoriebildung nutzbar gemacht werden. Heute drängen ökologische Fragen mehr denn je, werden aber auch erneut von rechts vereinnahmt. Die sich bereits abzeichnende Klimakatastrophe befördert einerseits neue Ungleichheiten, ist aber gleichzeitig auch ungeplante Folge des kollektiven Handelns einer zur Spezies vereinten Menschheit, deren Zukunft auf der Erde bedroht ist. Unleugbar ist heute auch die Mitverantwortung der Architektur und der Bauwirtschaft. Angesichts dieser planetaren Herausforderungen scheint es notwendig, alten Dualismen zwischen Mensch und Welt, Natur und Kultur, Stadt und Land aufzugeben und nach neuen Wegen (nicht nur) menschlichen Zusammenlebens zu suchen. 

Teilnehmer*innen: Sandra Bartoli, Helga Fassbinder, Louisa Hutton (Sauerbruch Hutton), Nikolaus Kuhnert, Silvan Linden, Marion von Osten, Philipp Oswalt, Eike Roswag-Klinge, Karin Wilhelm. Moderation: Alexandra Nehmer (ARCH+) / Sandra Oehy (IGmA)

 

14 – 17 Uhr: Workshop Soziale Fragen (Stadt/Wohnen) 
(nicht öffentlich)
ARCH+ Space, Friedrichstraße 23A, 10969 Berlin

Die frühe ARCH+ Redaktion brachte die Erfahrungen der Studentenbewegung in den Fachdiskurs ein, die neue Wohnformen geschaffen und das Wohnen selbst politisiert hatte. Umgekehrt sah sie die redaktionelle Arbeit als Beitrag zu praktischen politischen Kämpfen in der Wohn- und Stadtteilpolitik wie der breiten Protestbewegung, die sich ab Mitte der 70er-Jahre gegen die Stadterneuerung organisierte. Ab Ende der 70er-Jahre sollte eine Serie von Heften die Geschichte der Genossenschafts- und Selbsthilfebewegung aufarbeiten, um an eine Tradition der deutschen Linken anzuknüpfen, die durch den Nationalsozialismus abgerissen war. Angesichts der heute wieder herrschenden Wohnungsnot versuchen auch viele gegenwärtige stadtpolitische Initiativen Erfahrungen und Werkzeuge aus der Vergangenheit zu reaktivieren. Gleichzeitig werden aneignungsoffene Architekturen erprobt, die neben vielfältigen Nutzungsmodellen auch neue Eigentumsmodelle ermöglichen. Wie kann vor dem Hintergrund der Durchökonomisierung der Stadt wie auch der sozialen Effekte wie Exklusion und Spaltung der Gesellschaft aufgrund des Wohnungsmangels Stadt als Gemeingut reklamiert und echte Teilhabe ermöglicht werden?

Teilnehmer*innen: Verena von Beckerath, Klaus Brake, Arno Brandlhuber, Peter Grundmann, Robert Kaltenbrunner, Nikolaus Kuhnert, Tatjana Schneider, Angelika Schnell, Imke Woelk. Moderation: Anh-Linh Ngo (ARCH+) / Niloufar Tajeri

 

18 Uhr: Öffentliches Gespräch
Wie entwerfen wir nachhaltig und sozial?

Arno Brandlhuber und Nikolaus Kuhnert,
moderiert von Angelika Schnell
FORUM Berufsbildung, Friedrichstraße 23, 10969 Berlin

ARCH+ brachte schon in ihren Anfangszeiten neue Wohnformen und eine Politisierung des Wohnens in den Fachdiskurs ein, die aus der Studentenbewegung resultierten. Dies war ihr Beitrag zu den politischen Kämpfen in der Wohn- und Stadtteilpolitik wie der breiten Protestbewegung, die sich ab Mitte der 1970er-Jahre gegen die Stadterneuerung organisierte. Darauf folgte eine Serie von Heften, die die Geschichte der Genossenschafts- und Selbsthilfebewegung aufarbeiteten.
Angesichts der heute herrschenden Wohnungsnot versuchen viele stadtpolitischen Initiativen Erfahrungen und Werkzeuge aus der Vergangenheit zu reaktivieren. Gleichzeitig werden aneignungsoffene Architekturen erprobt, die neben verschiedenen Nutzungsmodellen auch neue Eigentumsformen ermöglichen. Wie kann die durchökonomisierte Stadt als Gemeingut reklamiert und echte Teilhabe ermöglicht werden?

Samstag, 9. November 2019

10 – 13 Uhr: Workshop Modernediskurs
(nicht öffentlich)

Haus der Kulturen der Welt, John-Foster-Dulles-Allee 10, 10557 Berlin

Die Entstehung der ARCH+ fällt in eine Zeit, in der die Moderne insgesamt einer umfassenden Kritik unterzogen wurde. Doch bei aller kritischen Auseinandersetzung gab sie den emanzipatorischen Kern des Moderneprojekts nie auf. Beginnend mit der Planungstheorie und später mit der Auseinandersetzung mit dem Team 10 rückte eine postheroische Moderne in den Blick. Mit Rem Koolhaas, dem ARCH+ ab 1990 eine ganze Reihe von Heften widmete, plädierte sie für eine „neue Modernität“. Ende der 90er-Jahre griff sie die Forderung von Ulrich Beck und Jürgen Habermas zu einer reflexiven Modernisierung auf: Im Begriff der Moderne sollten ihre sozialen und ökonomischen Folgen und damit Architekt*innen selbst auch immer als Teil eines Beziehungsgefüges mitgedacht werden. Heute ist die Moderne im Allgemeinen und auch die moderne Architektur erneut Angriffen ausgesetzt: Doch während die sogenannte Neue Rechte die Moderne als gleichmacherisch denunziert, geht es vielmehr darum, die Ausschlüsse der Moderne, die die postkoloniale und feministische Kritik aufgezeigt haben, zu überwinden. 

Teilnehmer*innen: Christa Kamleithner, Nikolaus Kuhnert, Marion von Osten, Michaela Ott, Angelika Schnell, Philip Ursprung, Karin Wilhelm. Moderation: Stephan Trüby (IGmA)

 

14 – 17 Uhr: Workshop Digitalisierung
(nicht öffentlich)

Haus der Kulturen der Welt, John-Foster-Dulles-Allee 10, 10557 Berlin

In ihren Anfängen suchte die ARCH+ in Metawissenschaften wie der Kybernetik nach Strategien, um durch die Rationalisierung der Planung an der Reform der Gesellschaft mitzuwirken. In den 80er-Jahren wandte sie sich mit Begeisterung der angloamerikanischen High-Tech-Architektur zu und nahm damit eine Vorreiterrolle in der Internationalisierung der deutschen Debatte ein. In dieser Technikeuphorie blieb jedoch zunächst übersehen, dass die Technologisierung der Architektur letztlich auf ihre Ökonomisierung hinauslief und dem neoliberalen Umbau der Gesellschaft Vorschub leistete. Heute ist deutlich, dass die Digitalisierung in der Architektur Teil einer umfassenden Datafizierung der Gesellschaft ist und dass technische Neuerungen nur eingeschränkt zu sozialen Verbesserungen führen. Wie können vor diesem Hintergrund emanzipatorische Gestaltungsstrategien aussehen, die die gesellschaftlichen Auswirkungen abstrakter technischer Abläufe sichtbar machen und so potentiell zu einer Demokratisierung der Datengesellschaft beitragen?

Teilnehmer*innen: Jesko Fezer, Olaf Grawert (Brandlhuber+), Christa Kamleithner, Joachim Krausse, Achim Menges, Tobias Nolte (Certain Measures), Michaela Ott, Philip Ursprung, Karin Wilhelm. Moderation: Armin Linke / Sandra Oehy (IGmA) / Georg Vrachliotis

 

18 Uhr: Öffentliches Gespräch
Was heißt es heute, modern zu sein?

Christian Kerez, Achim Menges, Michaela Ott und Karin Wilhelm,
moderiert von Stephan Trüby
Haus der Kulturen der Welt, John-Foster-Dulles-Allee 10, 10557 Berlin

Die Frage nach der Kondition, Kritikwürdigkeit und Aktualität der Moderne – und damit zusammenhängend auch der modernen Architektur – gehört zu den immer noch bzw. gerade jetzt wieder virulenten Fragen der theorieinteressierten Gegenwart. Zumal verschiedene Spielarten des postkolonialen Diskurses gewisse Problematiken des Moderne-Diskurses aufgezeigt haben. Gleichzeitig haben sich diverse antimoderne „Rechte Räume“ während der letzten Jahren in vielen vermeintlich stabilen Demokratien breit gemacht.
Diese Entwicklungen zeigen die Relevanz der Frage nach der Aktualität der Moderne. Was heißt es heute, im Zeitalter einer umfassenden Datafizierung der Gesellschaft, modern zu sein? Wie können emanzipatorische Gestaltungsstrategien aussehen, die die gesellschaftlichen Auswirkungen abstrakter technischer Abläufe sichtbar machen und so potentiell zu einer Demokratisierung der Datengesellschaft beitragen?

 

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