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Visuelles Konzept und Design: Eps51, CGI: bus.group © Berliner Festspiele
ARCH+ features

Größe wagen! Zur Zukunft des ICC

ARCH+ Feature im Rahmen des Festivals „The Sun Machine Is Coming Down“ der Berliner Festspiele am 14.10.

Mit der Öffnung und Bespielung des ICC anlässlich des Festivals „The Sun Machine Is Coming Down“ machen die Berliner Festspiele (BFS) für einen Moment physisch erfahrbar, was möglich wäre in diesem seit Jahren umstrittenen Bau. Diesen Möglichkeitsraum wollen wir dazu nutzen, um in Kooperation mit den BFS ein ARCH+ Feature durchzuführen, das das Potential dieser Großstruktur offenlegt, um Argumente für die Suche nach einer Zukunftsperspektive beizutragen. Welche Funktion kann diese Architektur für Berlin haben und wie kann die Stadtgesellschaft sie für sich reklamieren, um über ihre Zukunft mitzuentscheiden?

Gemeinhin wird das ICC als High-Tech-Architektur diskutiert. Doch was heißt das und welche Gedanken stecken dahinter? Den Leitgedanken für die Diskussion hat der Architekturhistoriker Bruno Schindler in ARCH+ Nr. 89 Schauplätze der Macht aus dem Jahre 1987 so formuliert: Diese Architekturen „zeigen nun jedermann ganz deutlich, worauf es im Wesentlichen ankommt: eine glaubwürdige architecture parlante dadurch zurückzugewinnen, dass man die Notwendigkeiten eines Gebäudes nach Außen kehrt und den freigewordenen Platz im Inneren zur euphorischen Introversion nutzt.“ (S. 68)

Das ICC ist also als eine sprechende Architektur zu verstehen, die aus heutiger Sicht jedoch weniger die Technikgläubigkeit als vielmehr die Abhängigkeit solcher Großstrukturen von Apparaturen und Installationen, sprich ihre Vulnerabilität vor Augen führt. Diesen kritischen Gehalt mit der Zukunftsfähigkeit des ICC in Balance zu bringen, ist die Aufgabe, die uns bevorsteht. Können wir diesen Raum „zur euphorischen Introversion“ für die Stadtgesellschaft reaktivieren?

Die Gäste: Der Kurator Oliver Elser vom Deutschen Architekturmuseum bettet die Diskussion in die konkrete Baugeschichte des Ortes und in die übergeordnete Reevaluierung der Nachkriegsmoderne, insbesondere des Brutalismus und der High-Tech-Architektur, ein. Welche Bedeutung hat Größe im Sinne der Bigness von Rem Koolhaas? Der Kulturwissenschaftler Thomas Flierl bringt nicht nur seine Expertise zur Architektur- und Stadtgeschichte der DDR und des Osten allgemein ein, sondern verknüpft auch als ehemaliger Kultursenator von Berlin die Architekturdebatte um das ICC mit dem politischen Diskurs. Die Architektin Regine Leibinger / Barkow Leibinger hat sich im Rahmen von Entwurfsstudios mit Ihren Studierenden auf der architektonischen Ebene Gedanken zur Zukunft des ICC gemacht und stellt diese zur Diskussion. Die Architektin Frauke Gerstenberg vom Kollektiv raumlaborberlin bietet am Modellprojekt Haus der Statistik, an dessen Wiederaneignung raumlabor als Teil einer größeren Initiative maßgeblich beteiligt waren und sind, einen Ausblick auf den möglichen Umgang mit dem ICC. Wie kann ein solcher Prozess, der die Stadtgesellschaft aktiviert und einbezieht und für den raumlabor auf der diesjährigen Architekturbiennale mit dem Goldenen Löwen ausgezeichnet wurden, auch hier gelingen? Moderiert wird das Panel von Anh-Linh Ngo, Chefredakteur von ARCH+.