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ARCH+ features 63: Public or Private?

Pier Vittorio Aureli und Andreas Ruby im Gespräch mit Anh-Linh Ngo
Donnerstag, 29. Juni 2017, 18:30 Uhr
Vitra Design Museum, Schaudepot  
Charles-Eames-Straße 2, Weil am Rhein

 

Kollektive Architektur holt die Öffentlichkeit in das Wohnhaus – und versteht Wohnungen als öffentliches Gut. Wie verbinden sich Privates und Öffentliches hier auf neue Weise? Diese und weitere Fragen diskutiert Pier Vittorio Aureli, Architekt, Professor an der Yale School of Architecture und Mitgründer des Stadtplanungsbüros und Think Tanks Dogma, mit Andreas Ruby, Kurator der Ausstellung Together!. Moderiert wird die Diskussion von Anh-Linh Ngo, Herausgeber der ARCH+, Zeitschrift für Architektur und Urbanismus. Das Gespräch findet auf Englisch statt.

Die Ausstellung Together! Die Neue Architektur der Gemeinschaft, kuratiert von Andreas und Ilka Ruby sowie EM2N, widmet sich einem Thema, das Architekten immer wieder beschäftigt hat: dem Verhältnis von Gemeinschaft und Privatheit. Gesellschaftliche Veränderungen und vor allem der Strukturwandel der Arbeitswelt haben stets neue Konzepte erfordert, die das Verhältnis von Wohnen und Arbeiten, von Familie und Gemeinschaft, Privatheit und Öffentlichkeit neu justieren. Dabei stand das Kollektiv aus unterschiedlichen ideologischen Richtungen immer wieder im Fokus der Untersuchungen. So war das radikale Konzept der Phalanstères von Charles Fourier eine Reaktion auf die beginnende Industrialisierung, deren Arbeitsbedingungen die Disziplinierung sowohl der Individuen als auch der Familie nach sich zogen.

Die Moderne hatte viel Kraft auf die räumliche Organisation der industriellen Arbeiterschaft verwandt. Doch die reformerischen Ideen zur Kollektivierung wurden schnell zu Gunsten der bürgerlichen Kernfamilie ad acta gelegt. Derzeit kehren die Fragen unter umgekehrten Zeichen zurück. So schreiben die Kuratoren: „Auch heute befindet sich die Gesellschaft im Umbruch, weil immer mehr Menschen anders als in klassischen Familienstrukturen leben – ob als Paar, Alleinerziehende, Singles oder allein lebende ältere Menschen. Für viele ist das Leben in Gemeinschaft eine vielversprechende Alternative, die soziale Kontakte fördert und Kosten senkt.“

In diesem Zusammenhang ist die Arbeit von Dogma im Rahmen des Projektes „Wohnungsfrage“ am HKW von besonderem Interesse: die Villa Suburbana und die Villa Urbana. Beiden gemeinsam ist, dass sie nicht für eine Kleinfamilie, sondern für je rund 50 Künstler und Künstlerinnen entworfen sind. Grundlage für die Entwürfe sind konzeptionelle Kriterien: ein Finanzierungsmodell, das die Immobilien dem spekulativen Wohnungsmarkt entzieht; Standorte, die für andere Projektentwicklungen nicht relevant sind; eine aus dem Industriebau erprobte Konstruktion, die geringe Kosten garantiert; minimale, optimierte Individualräume und maximale, flexible kollektive Bereiche.

Über die Teilnehmer:

Pier Vittorio Aureli ist Architekt und Theoretiker. Gemeinsam mit Martino Tattara verfolgt er seit Gründung des Architekturbüros Dogma in der Tradition Aldo Rossis die Entwicklung eines politischen Konzepts zur zeitgenössischen Stadt. In den letzten Jahren hat sich das Büro vor allem mit der Wohnungsfrage jenseits traditioneller Wohn- und Eigentumsverhältnisse auseinandergesetzt.

Andreas Ruby ist Architekturkritiker, Publizist und Ausstellungsmacher. Seit 2016 leitet er das S AM in Basel. Gemeinsam mit Ilka Ruby führt er den Verlag Ruby Press. Bereits in der Vergangenheit hat sich Ruby mit der Wohnungsfrage beschäftigt, darunter die Konferenz „Min to Max“ im HAU in Berlin, an der auch Pier Vittorio Aureli teilnahm.

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