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Issue 236 : Posthumane Architektur

 

09/2019

Posthumane Architektur

Filmstill, Christian von Bories

Im Zuge des Smart-City-Diskurses dringen Technologieunternehmen mit einer algorithmusgetriebenen Postplanung in das Feld der Architekt*innen und Planer*innen vor. In der Stadt der Zukunft werden Bürger*innen zu User*innen und Architektur zum Instrument der Statistik und des Marktes. In dieser technokratischen Vision sind Begriffe wie Mensch, Stadt und Gesellschaft nichts weiter als „algorithmische Assemblagen“. Die Implikationen betreffen somit nicht nur das gesellschaftliche Miteinander, sondern auch unser Selbstverständnis. Die Rolle von Architekt*innen steht in diesem Kontext neu zur Verhandlung – oder sind sie längst obsolet?

 

See also the English publication: The Property Issue – Politics of Space and Data

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Editorial
Arno Brandlhuber, Olaf Grawert, Anh-Linh Ngo, Angelika Hinterbrandner

Editorial

Free sample
Wir sind nie human gewesen. Posthumane Architektur und algorithmische Planung
Essay
Shannon Mattern

Datenkörper in Coderäumen

HUMAN, ein Akronym für Human Understanding through Measurement and Analytics, verfolgt das Ziel, den Menschen durch Messungen und Analytik zu verstehen.
Interview
James Bridle, Olaf Grawert, Michaela Friedberg

Handlungsmacht im Zeitalter der Dezentralisierung

Obwohl wir im Besitz von immer mehr Daten sind, wird es immer schwerer, die Mechanismen zu durchblicken, die uns tracken, analysieren und unser Verhalten voraus­sagen.
Bildessay
Robert Voit

FOTOESSAY New Trees

Die harmonische, camouflageartige Einfügung dieser Bäume in ihren jeweiligen örtlichen Kontext spiegelt auf ästhetischer Ebene wider, wofür sie in programmatischer Hinsicht entworfen wurden und was ihren eigentlichen Zweck darstellt: nämlich 
ein lückenloses, störungsfreies Mobilfunknetz zu erzeugen.
Interview
Philippe Rahm, Anh-Linh Ngo

„Daten sind keine unhinterfrag­baren Wahrheiten, sondern Gestaltungswerkzeuge“

"Im Gegensatz zur Moderne glaube ich nicht an die eindimensionale Ableitung von Funktionen aus bestimmten Messwerten. Mit Daten zu arbeiten heißt keineswegs, zuerst alles vollständig zu vermessen, um anschließend die einzig adäquate Lösung in den Raum zu stellen. Vielmehr geht es dabei um die Interpretation von Informationen."

SMART CITY

Kapitel

SMART CITY

„In der Stadt der Zukunft verschiebt sich unsere Rolle von der Bürger*in zur User*in, wir sind nicht mehr Teil einer Gesellschaft, sondern einer ‚Community‘, einer homogenen Blase.“ – Christian von Borries
Interview
Deane Simpson

Die Stadt des Plattformkapitalismus

Deane Simpson, Architekt, Stadtplaner und Professor für Urbanism & Societal Change an der Royal Danish Academy of Fine Arts (KADK) in Kopenhagen, spricht mit Arno Brandlhuber und Olaf Grawert über das Geschäftsmodell Smart City, permanente Effizienzsteigerung und dringend zu überlegende Alternativen hierzu.

Essay
Bianca Wylie

Auf der Suche nach einer demokratischen Zukunft der Smart City

Im östlichen Hafengebiet von Toronto steht ein auffälliges blaues Gebäude. Ein-gehüllt in ein farben­frohes, wunderschönes Kunstwerk der Montrealer Grafikerin Cécile Gariépy sticht der Bau – eine ehemalige Fischverarbeitungsfabrik, die von Park­plätzen und einer starkbefahrenen Autobahn umgeben ist – heraus.
Essay
ARCH+

Sidewalk Labs

Seit einigen Jahren entwickeln große Technologie­unternehmen wie IBM, Siemens oder Cisco unter dem Leitbegriff „Smart City“ Software und Komplett­pakete für den Betrieb, die Steuerung und die Überwachung öffentlicher Infrastrukturen.
Essay
Michaela Friedberg

Nichts ist gratis – was kostet Öffentlichkeit?

Zahlreiche Menschen sahen zu, als die Stadt New York 2013 einige ihrer letzten silbernen Münztelefone entfernen ließ. Diese einst allgegenwärtigen Metallkabinen haben seit ihrer Einführung im Jahr 1905 als Kulissen für Mafiafilme, als behelfsmäßige Arbeitsplätze und als temporäre Zufluchtsorte für Obdachlose ihren Dienst getan – womit sie zu veritablen Wahrzeichen des New Yorker Stadtbilds wurden.
Essay
Anastasia Kubrak, Sander Manse

Luxus und Paranoia, Zugang und Ausgrenzung: Über Kapital und den öffentlichen Raum

Wir besteigen ein Uber-Taxi, die von GPS geführte Fahrt geht am Kreml vorbei. Am Ende ist die Rechnung dreimal so hoch wie üblich. Warum?
Interview
Ludger Hovestadt, Arno Brandlhuber

Ein politisches Forum für eine digitale Öffentlichkeit

Welche Handlungsmacht und welchen Einfluss haben globale Technologie­konzerne, die derzeit massiv in Immobilien und Stadtplanung investieren?
Essay
Nick Srnicek

Die Heraus­forderungen des Plattformkapitalismus

Die Logik eines neuen Geschäftsmodells
Features
Harald Trapp, Robert Thum, Callum Cant, Immo Klink

Gig Space

Die Gig-Ökonomie ist Teil einer neuen Form des Kapitalismus, die auf Internet-Plattformen beruht.
Essay
Farah Michel

Schein und Sein: Glaubwürdigkeit als Währung im kollaborativen Konsum

Free sample
Die Sharing Economy begünstigt das Wiederaufkommen althergebrachter Marktkonventionen. So gewinnt persönliches Vertrauen in die Marktteilnehmer*innen wieder an Bedeutung, da Angebot und Nachfrage ohne den Umweg über etablierte Institutionen vermittelt werden.
Interview
Christian von Borries, Olaf Grawert, Arno Brandlhuber

Das Verschwinden von Architektur und Gesellschaft im Algorithmus

Free sample
Sollte Künstliche Intelligenz (AI) wirklich kommunistisch sein (wie der libertäre Silicon Valley-Unternehmer Peter Thiel behauptet), dann könnte diese auf Statistik basierende Technologie den zentralisierten Monopo­l­kapitalismus und die kommende Krise der Ungleichheit tatsächlich verstärken, genauso wie sie sich in Deleuzes Vorstellung der Kontrollgesellschaft beschleunigen könnte.
Diagramm
brandlhuber +

BAT vs. GAFA

Baidu, Alibaba und Tencent (BAT), drei der wertvollsten chinesischen Tech-Unternehmen, und ihre jeweiligen Geschäftszweige im Vergleich mit den US-amerikanischen Technologieriesen Alphabet (vormals Google, seit 2015 fungiert Alphabet als Mutterkonzern aller Geschäftszweige), Apple, Facebook und Amazon (GAFA)
Essay
Orit Halpern, Gökçe Günel

Songdo: Die „verhängnisvolle Hoffnung“ der Smart City

Angesichts globaler Herausforderungen wie Klimawandel, Energieknappheit, Sicherheit und wirtschaftlicher Instabilität haben In­fra­strukturen als Bereich der Wertschöpfung für Stadtplaner ­*innen, Investor*innen und Regierungen zunehmend an Bedeutung gewonnen.
Projekt
Pan Hu

Xiong’an New Area – Chinas Planstadt der Zukunft

Am 1. April 2017 verkündete das chinesische Staats­fernsehen, dass Staats­präsident Xi Jinping in der Provinz Hebei, etwa 100 Kilometer südwestlich von der Hauptstadt Peking, eine Fläche von 530 Quadratkilometern zur Gründung einer neuen Großstadt freigegeben habe.
Projekt
Julius von Bismarck

Public Face

Free sample
Die Kopplung von im physischen Raum erhobenen Datenmengen und digitaler Informationssphäre lässt immer intimere Zusammenhänge über die einzelne Person – das Datensubjekt – erkennen.

KI UND ARCHITEKTUR

Kapitel

KI UND ARCHITEKTUR

„Architektur wird zum Instrument der Statistik und gibt Aufschluss über das Nutzerverhalten. Die Rolle der Architekt*in gibt es in diesem Szenario nicht mehr, beziehungsweise sie beschränkt sich auf die Gestaltung einzelner Punkte im Stadtraum, die vom Algorithmus vorbestimmt sind.“ – Christian von Borries
Projekt
Stanislas Chaillou

KI und Architektur – der entwerfende Computer

Wie lassen sich Computer, die früher lediglich eine Art erweiterter Zeichenstift waren, heute dazu nutzen, architektonisches Wissen abzubilden?
Projekt
Hannah Rozenberg

Bauen ohne Diskriminierung: Eine Architektursprache des Post-Binären

Angesichts der Allgegenwart digitaler Information sowie den immer weitreichenderen Formen der technischen Informationsverarbeitung und künstlichen Intelligenz, ist es dringend geboten, die Muster und Verbindungen zu hinterfragen, auf denen die neuen Technologien, Auto­matisierungstechniken und Algorithmen des maschinellen Lernens aufbauen.
Project
NFS Digitale Fabrikation

Programmierte Architektur: NEST in Dübendorf bei Zürich

Die Betonstruktur dient als konstruktives Grundgerüst für eine realmaßstäbliche Laborsituation, in der Wissenschaftler­*innen der ETH Zü-rich gemeinsam mit anderen Forschungseinrichtungen und Industriepartner*innen erproben, wie neueste Technologien im Bau eingesetzt werden können.
Projekt
Norman Foster Foundation

Drohnenhafen Ruanda

Die Regierungen von Ruanda und Tansania planen ein Netz von Drohnenhäfen aufzubauen, um die medizinische und kommerzielle Grundversorgung abgelegener oder schwer zugänglicher Gebiete mithilfe kleiner Frachtdrohnen zu gewährleisten.
Projekt
Liam Young

Wohin die Stadt nicht sehen kann

Free sample
Der Film In the Robot Skies entwirft eine widerständige Aneignung von Stadt und Technologie.
Projekt
MediaLab ETH Zürich

Eine Wand aus Datenpunkten

2015 hat das MediaLab mit Studierenden des Departement Architektur der ETH Zürich begonnen, das landschafts­prägende Phänomen der Staudämme am Beispiel des Morteratschgletschers zu untersuchen.
Diagramm

Strelka Netzwerk

Das Strelka Institute for Media, Architecture and Design wurde 2009 unter anderem von dem Oligarchen Alexander Mamut gegründet und anfänglich von Rem Koolhaas geleitet. Neben dem nicht kommerziellen Lehrbetrieb gibt es heute die kommerzielle Consultingagentur Strelka KB, die eine Schlüsselrolle in der Beratung, Entwicklung und dem Management von großen Stadtplanungs- und Infrastrukturprojekten in Russland spielt.
Interview
Rem Koolhaas, Benjamin H. Bratton

Posthumanismus in der Architektur

Es bringt nichts, wenn wir alles in Kategorien des „Urbanen“ zu fassen suchen. Am Begriff des Ländlichen finde ich reizvoll, dass er keine Dichte impliziert. Vermutlich kommt es vielmehr auf diesen Gegensatz an: „dicht“ und „nicht dicht“ – oder „von Menschen bewohnt“ und „von Maschinen bewohnt“.
Bildessay
Lukas Graf, Selina Sigg

Datencenter

Datencenter sind Infrastrukturgebäude. Ihre bauliche Rationalität ähnelt häufig denen großer Lagerhallen – flach, viel Oberfläche, fensterlose Fassaden.
Essay
Donal Lally

Hyperscale oder die posthumane Stadt

Die Infrastruktur der Datenverwaltung wandelt sich derzeit radikal, weg vom lokalen Server hin zur scheinbar ent­materialisierten Cloud.
Bildessay
John Gerrard

Farm (Council Bluffs, Iowa)

Ein Bildbeitrag
Diagramm
Michel Kessler

ARCH+ uncovered: Dymaxion-Karte der Unterseekabel

Die Darstellung von Michel Kessler entstand als Teil der Masterarbeit Exuberance (D-ARCH, ETH Zürich) und stellt die operationelle Rationalität der zeitgenössischen Global City der Batailleschen „Ökonomie der Verausgabung“ gegenüber (Zeichnung: Damian Ineichen).