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Zukunft oder Restauration am Molkenmarkt?

Aufruf zur Abstimmung am 12. September, ab 17 Uhr!

Am 12. und 13. September 2022 wird über eines der wichtigsten innerstädtischen Bauprojekte Berlins entschieden – das Quartier am Molkenmarkt. Um dieses Vorhaben, das direkt hinter dem Roten Rathaus liegt, gibt es harte Auseinandersetzungen. Die aktuellen Pläne sehen den Bau von rund 400 bezahlbaren Wohnungen durch landeseigene Wohnungsgesellschaften vor, außerdem sollen hier preiswerte Räume für Kunst und Kultur errichtet werden. Gegen diese Pläne machen einflussreiche Lobbygruppen mobil, die mit Teilen der SPD vernetzt sind. Sie fordern eine Privatisierung der Grundstücke und den Neubau hochpreisiger Wohnungen. Außerdem wird die Rekonstruktion kriegszerstörter Gebäude verlangt.

Derzeit läuft ein Wettbewerbs- und Werkstattverfahren, das eine Vorentscheidung in diesem Konflikt bringen könnte. Denn für die Endrunde wurden zwei Entwürfe ausgewählt, die völlig gegensätzliche Perspektiven für das Projekt eröffnen.

Der Entwurf von OS arkitekter (Kopenhagen) / czyborra klingbeil architekturwerkstatt (Berlin) steht für eine starke Betonung sozialer und ökologischer Aspekte. Die Architekten schlagen flexible Gebäude auf Basis einer Skelettkonstruktion vor, innerhalb derer die Wände frei verschoben werden können. Ein effizientes Erschließungssystem mit wenigen Treppenhauskernen würde günstige niedrige Bau- und Betriebskosten und damit bezahlbare Wohnungen ermöglichen. Grüne Straßen mit Bäumen und Versickerungsflächen für das Regenwasser würden das Stadtklima verbessern. Die Auswahl dieses Entwurfes würde ein ökologisches Modellquartier mit bezahlbaren Wohnungen und Kulturräumen ermöglichen.

Der Entwurf von Bernd Albers / Silvia Malcovati (Berlin) orientiert sich dagegen am Vorkriegszustand. Er strebt eine Annäherung an den Stadtgrundriss von 1910 und eine möglichst weitgehende Wiederherstellung der alten Parzellenstrukturen an. Diese Lösung würde die Bau- und Betriebskosten nach oben treiben und damit bezahlbares Wohnen unmöglich machen. Die Auswahl dieses Entwurfs würde den Forderungen nach einer Privatisierung der Grundstücke und einem hochpreisigen Wohnungsbau neuen Auftrieb verleihen.

Am 12. September 2022, ab 17 Uhr findet ein digitaler Bürgerabend statt, bei dem die Teilnehmer*innen per Mentimeter über die Entwürfe abstimmen können. Die Abstimmungsergebnisse werden in die Preisgerichtssitzung am 13. September 2022 einfließen, bei der über den Siegerentwurf entschieden wird. Deshalb ist es wichtig, dass sich viele bei der Abstimmung am 12. September beteiligen und dort den Entwurf von OS arkitekter / czyborra klingbeil architekturwerkstatt unterstützen.

Der Link zum Bürgerabend: hier

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