0
Grafik: Grafikteam "Vorstadtikone", 2022, RWTH Aachen, Lehrstuhl für Architekturgeschichte.
Empfehlung

Vorstadtikone – St. Hubertus von Gottfried Böhm. Zu Besuch im "Backenzahn"

Samstag, 25. Juni, 15 - 17:30 Uhr, Händelstr. 6, 52074 Aachen

Am Fuße des Aachener Kronenbergs befindet sich die 1964 fertiggestellte Kirche St. Hubertus – ein architektonisches Kleinod, für dessen Entwurf der Pritzker-Preisträger Gottfried Böhm verantwortlich zeichnet. Einst lebendige Viertelkirche, wird das im Aachener Volksmund bisweilen als „Backenzahn“ bezeichnete Gebäude heute nur noch selten genutzt. Dieser „Vorstadtikone“ hat der Lehrstuhl für Architekturgeschichte der RWTH Aachen zwei ganze Semester in Form eines kombinatorischen Entwurfs- sowie Lehrforschungs- bzw. Ausstellungsprojekts gewidmet.

In einem ersten Projektteil galt es für die teilnehmenden Studierenden, eine – vorerst fiktive – alternative Nutzung für den Kirchenbau und dessen Insula zu entwickeln. Das räumliche und funktionale Potenzial des ehemals schieferbekleideten „Felsen aus Beton“ sollte neu ausgelotet und überzeugende Visionen ersonnen werden, die diesen eigentlich als Viertelentrée gedachten Ort wieder zu einem lebendigen Anziehungspunkt werden lassen. Entstanden sind fünf diskussionswürdige Nutzungs- und Entwurfskonzepte, die den denkmalgeschützten Kirchenbau allesamt respektieren, ihn jedoch auf völlig unterschiedliche Weisen baulich ergänzen.

Unter dem Titel „Vorstadtikone“ erarbeiten die Studierenden im zweiten (gerade laufenden) Teil des Projekts nun eine Ausstellung über die Kirche St. Hubertus in und um die Kirche St. Hubertus. Das erklärte Ziel der Ausstellung ist es, ein Bewusstsein, ja eine Wertschätzung für dieses doch eher unbekannte und mitunter hinsichtlich seiner außergewöhnlichen Architektursprache vielleicht auch zum Teil unverstandene Bauwerk zu erzeugen.

Dazu öffnet der Lehrstuhl gemeinsam mit der Kirchengemeinde Tür und Tor der Kirche: Alle Interessierten sind herzlich eingeladen, ihr expressives Äußeres und ihr atmosphärisches Inneres zu explorieren. Einzelne Stationen informieren über die (zum Teil gewiss überraschenden) Besonderheiten des Bauwerks und illustrieren zudem, ob und inwiefern an den entsprechenden Stellen Veränderungen gegenüber der ursprünglichen Planung von Gottfried Böhm vorgenommen worden sind. Letzlich ist es also der Kirchenbau selbst, der zum Exponat im Maßstab 1:1 avanciert.

Zwei Sonderaustellungsbereiche ergänzen die Kirchenstationen. Unter der Orgelempore wird die „Böhm-Pergola“ in Leben und Werk des Architekten einführen und eine architekturhistorische Einordnung von St. Hubertus in die Reihe seines Sakralœuvres vornehmen. In der Taufkapelle, die immer auch als Ort der Erneuerung gelesen werden kann, werden die eingangs genannten Zukunftsvisionen der Studierenden für die Kirche und die Insula vorgestellt. Der zuletzt genannte Ausstellungsteil möchte alle Interessierten und Beteiligten dazu anregen, die Zukunft dieser in vielerlei Hinsicht so wertvollen „Vorstadtikone“ aktiv mitzudenken und – wo immer möglich – aktiv mitzugestalten.

Text: Verena Hake und Caroline Helmenstein