In weiter Ferne, so nah, spielt Geschichte im Allgemeinen und Architekturgeschichte im Besonderen. Zumal wenn es um Bauten und Akteure geht, die mit der Zeit des Nationalsozialismus in Verbindung stehen. Nach wie vor werfen die „zwölf Jahre“ ein grelles Scheinwerferlicht sowohl auf die Jahrzehnte vor 1933 als auch die Jahrzehnte seit 1945. Dutzende Buchregalmeter an Fachliteratur zur Architektur aus der Zeit des Nationalsozialismus sind insbesondere seit den 1960er-Jahren entstanden, kulminierend in historiografischen Großprojekten aus der jüngeren Zeit wie dem zwischen 2007 und 2012 unter der Leitung von Raphael Rosenberg (Universität Wien) und Winfried Nerdinger (TU München / NS-Dokumentationszentrum München) durchgeführten DFG-/FWF-Forschungsprojekt „Hitlers Architekten: Troost, Speer, Fick und Giesler“.1 Dessen Forschungsergebnisse liegen mittlerweile in vier dicken Bände vor, die historisch-kritische Studien zur Regimearchitektur des „Dritten Reiches“ bieten. Vielen weiteren NS-nahen Architekten wie Konstanty Gutschow, Wilhelm Kreis, Ernst Sagebiel, Friedrich Tamms oder Rudolf Wolters sind kritische, Standardwerk-artige Monographien gewidmet.2 Während das Gros der historiografischen Bearbeitungen dieser zwischen vor allem einem vergröbertem Klassizismus und einem „pathetischem Funktionalismus“ (Helmut Weihsmann) changierenden Architekten weitgehend konsensträchtig erscheint, entsteht merkwürdigerweise bei einer anderen Spielart von Architektur im Nationalsozialismus immer wieder größte diskursive Unruhe, nämlich bei der geschichtlichen Darstellung von „Blut und Boden“-kompatiblen Heimatschutzarchitekten. Bei Paul Schultze-Naumburg etwa – und insbesondere bei Paul Schmitthenner (1884–1972).
Während die 1989 erschienene – und mit einem Geleitwort von Julius Posener versehene – Schultze-Naumburg-Monografie von Norbert Borrmann3 mittlerweile als tendenziöses Debüt eines später extrem rechts gewordenen Historikers entwertet ist,4 liegen die Dinge bei der tonangebenden Schmitthenner-Rezeption, die vor allem mit den Namen Hartmut Frank und Wolfgang Voigt verbunden ist, weniger eindeutig vor Augen. Umso enervierter präsentieren sich die Diskussionen um die Schmitthenner-Publizistik seit der ersten Veröffentlichungswelle 1984, die anlässlich des 100. Geburtstag des Architekten einsetze. Sie ebbten auch mit der Schmitthenner-Ausstellung im Deutschen Architekturmuseum (DAM) in Frankfurt am Main im Jahre 2003 nicht ab, im Gegenteil. Bis heute, bis in „Rechte Räume“-Diskussionen hinein, fliegen die Fetzen in Sachen Schmitthenner, sodass man wohl von einem jahrzehntelangen „Architekturhistorikerstreit“ sprechen muss, der fast gleichzeitig mit dem berühmt-berüchtigten „Historikerstreit“ einsetzte – aber diesen um mittlerweile drei Jahrzehnte überdauert. Während es beim „Historikerstreit“, der Mitte der 1980er-Jahre insbesondere zwischen Ernst Nolte und Jürgen Habermas sowie ihren jeweiligen Verbündeten ausgetragen wurde, um die Frage der Vergleichbarkeit und Verbundenheit der Verbrechen von Nationalsozialismus und Kommunismus ging, stehen beim Streit um Schmitthenner und seiner Rezeption vor allem die Fragen der Autonomie der Architektur, der Handlungsspielräume von Akteur*innen im Nationalsozialismus sowie allgemein die Parteilichkeit von Historiker*innen – und im Besonderen auch die geschichtswissenschaftliche Unabhängigkeit von Erben-Narrationen – im Raum. Nun ist das von Frank und Voigt herausgegebene Buch Paul Schmitthenner – Architekt der gebauten Form als eine überarbeitete Fassung des DAM-Kataloges neu erschienen. Kann diese Veröffentlichung endlich die langen Diskussionen um einen der Hauptvertreter der „Stuttgarter Schule“ befrieden? Um es vorweg zu nehmen: Nein. Es muss als eine durchaus verdienstvolle Werkdokumentation eines sehr guten Architekten gewertet werden, dessen Werke leider nur teilweise unter Denkmalschutz stehen und daher noch immer bedroht sind oder abgerissen werden.5 Paul Schmitthenner – Architekt der gebauten Form muss aber eben auch als eine skandalöse Apologetik eines Architekten mit extrem rechter Biografie gewertet werden, der spätestens ab 1932 öffentlich sowie bei seinen Studierenden an der TH Stuttgart für Hitler warb, im März 1933 in die NSDAP eintrat, im Jahre 1944 in die so genannten NS-„Gottbegnadetenliste“6 aufgenommen wurde und auch noch nach dem Zweiten Weltkrieg, als er längst aus dem Staatsdienst entfernt worden war, nazistisches Vokabular verwendete.7 Bevor auf das neue Buch selbst zu kommen sein wird, seien des besseren Verständnisses wegen die wichtigsten Etappen der Schmitthenner-Rezeption seit 1984 umrissen. Grundkenntnisse darüber sind eine Voraussetzung, um die im Folgenden vorgenommene Einordnung das neuen Frank-Voigt-Buches als eine Radikalisierung von seit langem diskutierten revisionistischen Tendenzen nachvollziehen zu können.
1984ff.: Vier Publikationen von uns über Paul Schmitthenner, erschienen anlässlich seines 100. Geburtstages
Die gleich vier Bücher von und über Schmitthenner umfassende Veröffentlichungswelle des Jahres 1984 fiel in eine Zeit, in der – befördert etwa durch die bundesdeutsche Ausstrahlung der US-amerikanischen TV-Serie Holocaust – Die Geschichte der Familie Weiss im Jahre 1979 – zwar einerseits eine erste breite deutsche Aufarbeitung der NS-Vergangenheit fiel, in der aber gleichzeitig – befördert etwa durch den Bericht Die Grenzen des Wachstums des Club of Rome im Jahre 1972 und die Gründung der Grünen im Jahre 1980 – die Ökologiebewegung das neualte Thema „Regionales Bauen“ zurück auf die Agenda brachte. Selbst dezidiert linke Architekturzeitschriften wie die ARCH+ fingen in diesem Zusammenhang Mitte der 1980er-Jahre an, sich mit dem Erbe der konservativ-reaktionären Heimatschutzarchitektur des frühen 20. Jahrhunderts auseinandersetzen, um quasi rechte Themen von links zu besetzen. Entsprechend wurden in der ARCH+ 68 Vom Hausbau zum Stadtbau (Mai 1983) Texte von Wolfgang Voigt (über „Die ‚Stuttgarter Schule‘ und die Alltagsarchitektur des Dritten Reiches“) und Hartmut Frank („Der Fall Schmitthenner“) veröffentlicht.8 In der Ausgabe ARCH+ 72 Regionales Bauen (Dezember 1983) findet sich auch ein Editorial von Dieter Hoffmann-Axthelm und Nikolaus Kuhnert, in dem die „Auseinandersetzung mit dem konservativen Bauen“ gefordert wird, da sich „die Gegenposition, nämlich Funktionalismus, Verwissenschaftlichung und Industrialisierung des Bauens gleich progressiv, nicht mehr halten lässt“.9 Und in der ARCH+ 81 Vom landschaftsgebundenen zum ökologischen Bauen (August 1985) ist gar ein Text von Rolf Peter Sieferle mit dem Titel „Heimatschutz und das Ende der romantischen Utopie“ abgedruckt, in dem der später offen rechtsradikal und antisemitisch auftretende Autor für die Wiederentdeckung der Heimatschutzbewegung plädiert: „Wer heute seinen Blick für Ensemblewirkungen an den Kulturarbeiten Schultze-Naumburgs schulen möchte, kann dies mit gutem Gewissen tun. Der Vorwurf ist absurd, solches habe ‚schon einmal‘ zum Nationalsozialismus geführt. Die Geschichte wiederholt sich nicht, und schon gar nicht in den gleichen Konstellationen. Nur weil Schultze-Naumburg für das ‚Deutsche Haus‘ plädiert hat, soll man für alle Zeiten so bauen wie in den fünfziger Jahren?“10 Diese Phase der ARCH+ wird mittlerweile kritisch kommentiert,11 und auch der langjährige ARCH+-Macher Nikolaus Kuhnert geht angesichts der jüngeren „Wiederaneignung […] von rechts“ 12 mittlerweile auf Distanz zu der damals insbesondere von Dieter Hoffmann-Axthelm forcierten „Aufarbeitung der konservativen Ursprünge der Ökopax-Bewegung“.13
Zwei der vier im Jahre 1984 erschienenen Schmitthenner-Publikationen sind Bücher über den Architekten. Hier ist einmal der vom Architekten und Professor an der Bremer Hochschule für Technik (heute Hochschule Bremen) Gerhard Müller-Menckens – einem ehemaligen Stuttgarter Schmitthenner-Assistenten – herausgegebene Band Schönheit ruht in der Ordnung – Paul Schmitthenner zum 100. Geburtstag zu erwähnen.14 Der apologetische Subtext dieser Jubelschrift spielt ins eindeutig Geschichtsklitternde, wenn Müller-Menckens allen Ernstes schreibt: „Der verbrecherische Charakter des Regimes war bis zum Jahre 1936, als die ganze Sportwelt bei der Olympiade in Berlin zu Gast war, noch nicht so offenkundig. Erst später geschahen die unverzeihlichen Gräueltaten des Dritten Reiches.“15 Tenor Müller-Menckens: nationalsozialistische Entrechtungen von Jüdinnen und Juden sowie anderen Bevölkerungsgruppen, Einrichtung von Konzentrationslagern, Terror, Mord und Totschlag vor 1936 – alles OK. Unter den in Schönheit ruht in der Ordnung versammelten Ehrerbietungen findet sich auch ein Beitrag über die „Bemühungen um die Rückkehr Schmitthenners an die TH Stuttgart“ von Gustav Kilian Ringel, für den – wie Dietrich W. Schmidt berichtet – die Kritik an Schmitthenner ein „kulturelles Elend ohne jeden Respekt vor Persönlichkeit, Lebensleistung und Lebenswirksamkeit“ darstellt.16 Kritischer kommt die zweite 1984er-Publikation über Schmitthenner daher: die im Nachgang eines Schmitthenner-Symposiums zusammengestellte und von der Fakultät Architektur und Stadtplanung der Universität Stuttgart herausgegebene Broschüre Paul Schmitthenner – Kolloquium zum 100. Geburtstag.17 Darin findet sich eine fulminante Rede von Christoph Hackelsberger, die mit dem folgenden unzimperlichen Satz anhob, und zwar vor einem Festpublikum, zu dem auch die Schmitthenner-Witwe Elisabeth gehörte: „Wir feiern nicht, sondern bedenken den 100. Geburtstag eines Mannes, der als Architekt Aufsehen erregte, Bedeutung erlangte und viel Gerede hervorrief, letztlich aber nur wenig bewegte.“18 Das war nur der Auftakt, es kam noch dicker für die versammelte Schmitthenner-Familie und -Gemeinde. Ein „Anachronismus, ein richtiger Deutscher im Guten und Schlimmen“, so Hackelsberger, sei der Architekt gewesen, „der grenzlanddeutsche Tor mit dem Stifter- und Goethebild, der sich so ermutigt und verstärkt auf seine verhassten Konkurrenten-Brüder, die Ritter von flachen Dach, warf, um sie geistig und auch wirtschaftlich zu vernichten“.19 Erstaunlich ist dann aber doch, dass damals selbst ultimative Schmitthenner-Kritiker in einer Sache zumindest sehr sicher waren: „[…] Schmitthenner war kein Nazi“, so Hackelsberger.20 Auch Jürgen Joedicke, der ebenfalls ein eher kritisches Referat zum Schmitthenner-Symposium beisteuerte, geht in eine ähnliche Richtung, wenn er konstatiert: „Nach vorliegenden Unterlagen zu urteilen, war er sicher nicht ein überzeugter Nationalsozialist […].“21 Und selbst Johannes H. Voigt (nicht verwandt mit Wolfgang Voigt), der 2020 verstorbene Historiker, der zum Symposium einen der bis heute besten Aufsätze über den Architekten schrieb, greift zu Watteformeln wie „Paul Schmitthenner geriet in den Sog des Nationalsozialismus, weil er als Architekt bestimmten Idealen der künstlerischen Gestaltung und bestimmten Vorstellungen von der Rolle der Architektur in der deutschen Gesellschaft anhing, deren Verwirklichung oder Durchsetzung ihm mit dem Nationalsozialismus möglich erschien.“22 „Geriet“ in den Sog? Begab sich!
Ins Jahr 1984 fallen auch die Publikationen zweier Bücher von Schmitthenner. Zum einen ist hier das von Elisabeth Schmitthenner aus dem Nachlass herausgegebene und mit einem Geleitwort von Müller-Menckens versehene Lehrbuch Gebaute Form – Variationen über ein Thema23 zu erwähnen, das in seinen Grundzügen zwischen 1943 und 1949 als Feldpostheft für die zur Wehrmacht eingezogenen Studenten und Assistenten begonnen worden war.24 Zum anderen erschien im selben Jahr die Neuausgabe von Schmitthenners Hauptwerk Das deutsche Wohnhaus, das erstmals 1932, dann 1940 und nochmals 1950 erschien. Der letzten Ausgabe, die im Stuttgarter Konrad Wittwer Verlag erschien, folgt auch die bei DVA erschienene Neuerscheinung, ergänzt nur um eine Einführung von Hartmut Frank. Im Unterschied zu den drei anderen 1984er-Publikationen wird darin zumindest einmal das Offensichtliche ausgesprochen: Bei Schmitthenner, so macht Frank unmissverständlich klar, handelt es sich um einen „ehemalige[n] Nationalsozialist[en]“.25 Dann wäre das zumindest mal geklärt. Bereits 1932, so erinnert der Architekturhistoriker, unterzeichnete Schmitthenner – noch bevor er in die NSDAP eingetreten war – den Aufruf „Deutsche Geisteswelt für den Nationalsozialismus“, in dem deutsche Akademiker bekannten: „Wir erwarten zuversichtlich von nationalsozialistischer Führung im Staate die Gesundung unseres ganzen öffentlichen Lebens und die Rettung deutschen Volkstums und sind entschlossen, jeder an seinem Teil dafür zu wirken.“26 Dennoch kann auch und gerade Frank von Schönrednerei nicht ablassen. So erblickt er in Schmitthenners Schrift Baukunst im neuen Reich (1934), die immerhin zu einer Engführung von Dombau und Staatspolitik unter „des Führers Plan“27 kulminiert, nur einen Text, dessen „Nazijargon einiger Passagen dem Tenor einer ihn vorrangig beschäftigenden Architekturdiskussion aufgesetzt ist“.28 Weg von störender Politik, zurück zur Architekturautonomie, so könnte man die Stoßrichtung von Franks Schmitthenner-Einführung zusammenfassen. Sie rief so gut wie nie öffentliche Kritik hervor – mit einer gewichtigen Ausnahme: Winfried Nerdinger. Der Architekturhistoriker und spätere Gründungsdirektor des Münchner NS-Dokumentationszentrums warf Frank 1985 in einer archithese-Rezension vor, „nicht streng genug historisch“ zu argumentieren und quasi einen politisch aufgehübschten Schmitthenner für zeitgenössische Architekturentwicklungen zu instrumentalisieren.29 Sein Fazit lautete: „Der nun vorliegenden vierten Auflage weist Frank leider auch eine Zielrichtung zu: ‚Gerade der heutige Überdruss‘ am Neuen gebe der Schmitthennerschen Baugestaltung eine neue Aktualität, die ‚Arche der Baugestaltung‘ sei doch nicht gestrandet. Es wäre schlimm, wenn die süddeutsche Bautradition nun wieder vereinnahmt würde, diesmal zur Legitimation der so genannten Postmoderne.“30 Es sollte nicht das letzte Mal sein, dass Nerdinger sich zur Malaise der deutschen Schmitthenner-Rezeption äußern wird.
2003ff.: Paul Schmitthenner 1884–1972 – der Ausstellungskatalog des Deutschen Architekturmuseums (DAM)
Knapp 20 Jahre später erreichte die von Nerdinger prognostizierte postmoderne Vereinnahmung der Schmitthennerschen Bautradition ihren ultimativen Höhepunkt, und zwar passenderweise im deutschen Hochstift der Postmoderne, dem 1983 von Heinrich Klotz gegründeten Deutschen Architekturmuseum in Frankfurt am Main, das seinerzeit von der eher Postmoderne-kritischen DAM-Direktorin Ingeborg Flagge,31 aber eben auch von dem mittlerweile (seit 1997) zum Stellvertretenden DAM-Direktor aufgestiegenen Wolfgang Voigt geleitet wurde. Im August 2003 eröffnete die von Voigt gemeinsam mit Hartmut Frank konzipierte DAM-Ausstellung Schönheit ruht in der Ordnung – Paul Schmitthenner 1884–1972 ihre Tore. Der Ausstellungskatalog, der im Ernst Wasmuth Verlag erschien, benennt in dem von Voigt, Frank und Flagge verfassten Vorwort das historiografische Projekt des Unternehmens: „Die Aufarbeitung der architektonischen Avantgarden stand lang im Mittelpunkt und versah auch zweitrangige Talente mit umfangreichen Monografien. Ein an den Kontinuitäten und der tatsächlichen Bandbreite der Moderne orientiertes Erkenntnisinteresse konnte sich in Deutschland erst langsam entwickeln.“32 Natürlich war und ist es ein ehrenwertes Unternehmen, die „Bandbreite der Moderne“ zu vergrößern, fehlende Mosaiksteinchen für ein komplexeres Bild der Architekturgeschichte in Deutschland jenseits simplistischer Gut-Böse-Zuordnungen zu liefern. Aber eine gewisse programmatische Lust der Ausstellungsmacher, ein „Endlich scheint etwas Gras über die Nazisache zu wachsen“-Moment für ein „Back to architecture“-Projekt nutzen zu wollen, kündigt sich bereits im Vorwort an: „Erst jetzt scheint die historische Distanz zu seinen Verwicklungen in die politische Geschichte groß genug zu sein, um sich der baukünstlerischen Dimension seiner Architektur vorurteilsfrei zu nähern.“33
Vor allem Hartmut Franks Katalogbeitrag „Raumkunst, Typus, Monument“ muss in diesem Zusammenhang erwähnt werden. Darin wendet sich der Architekturhistoriker gegen Schmitthenners Ruf, „lebenslang vor allem ein Architekt des Unscheinbaren und Kleinen gewesen zu sein, des biedermeierlichen Kleinbürgerhauses und der romantischen Gartenlaube“.34 Demgegenüber betont Frank, dass der Architekt „den wiederholbaren Typus und den bescheidenen Profanbau immer fast gleichrangig mit dem repräsentativen Monumentalbau angesehen“ habe.35 Deutlich macht er dies an den – bis auf den Wiederaufbau des Alten Schlosses in Stuttgart 1932–1943 – unrealisiert gebliebenen Monumentalbauprojekten Schmitthenners beispielsweise für das Neue Rathaus in Prag 1942. Ohne auf die verbrecherischen politischen Rahmenbedingungen dieses Projektes einzugehen, verklärt Frank den Schmitthenner-Entwurf autonomieästhetisch mit Worten wie diesen: „Ziel sollte es sein, den von ihm als bedeutend angesehenen historischen Bauten der Prager Altstadt einen raumkünstlerischen Rahmen zu geben, der ihnen besser gerecht würde als das Vorhandene. […] Fast zwei Drittel des bestehenden Rathauskomplexes wollte Schmitthenner abbrechen lassen, um einem subtilen, für Fußgänger durchlässigen Gebilde aus verschiedenen Teilgebäuden des Rathauses mit Durchgängen zu den öffentlichen Rathaushöfen Platz zu machen.“36 Im Katalog ist nur der Werkliste die Randnotiz zu entnehmen, dass die Planungen Schmitthenners in die Zeit der deutschen Herrschaft über das „Protektorat Böhmen und Mähren“ fielen. Schmitthenner war mit einem Gutachten von seinen beiden ehemaligen Schülern Denis Boniver und Diez Brandi eingeladen worden, die beide 1941 an die Technische Hochschule Prag berufen worden waren. Auch und gerade in diese Zeit fielen unter dem Stellvertretenden Reichsprotektor in Böhmen und Mähren, Reinhard Heydrich, der ab 1941 mit der „Endlösung der Judenfrage“ betraut war, schwerste Verbrechen gegen die Menschlichkeit.
Die von Voigt und Frank besorgte Schmitthenner-Ausstellung im DAM, die insbesondere mit Franks distanzloser, auf Architekturautonomie versessener Geschichtsschreibung ihrem Forschungsgegenstand in Klang und Inhalt manchmal gefährlich nahe kommt,37 wurde von der Presse seinerzeit kontrovers aufgenommen. Der konservativ-reaktionäre Architekturkritiker Dankwart Guratzsch, der in jüngerer Zeit als aggressiver Propagandist von Rekonstruktionsvorhaben in Dresden, Berlin und Frankfurt am Main mit Hallraum bis zur extrem rechten, vom Verfassungsschutz beobachteten Identitären Bewegung bekannt wurde,38 feierte die Ausstellung damals mit einem Aufsatz in der Welt, in dem er den „Meister flächiger Fassaden von natürlicher Stofflichkeit“ lobte, ebenso „[d]ie stehenden, bei größeren Gebäuden rhythmisierend über das Bauwerk verteilten Fenster“.39 Guratzsch schwärmt: „[…] die Dächer groß und körperlich, die Sockel gewichtig ausgebildet, als seien sie buchstäblich aus der Erde herausgewachsen. Viel mehr als ‚Blut und Boden‘ ist das ‚Land-Art‘ […].“40 Des Kritikers Empörung rufen hingegen die „Intrigen“ der „Intimfeinde vom Bauhaus“41 hervor, die in der Nachkriegszeit die Rückberufung auf seinen Stuttgarter Lehrstuhl zu verhindern wussten. Umsichtiger fiel die Reaktion in der Bauwelt aus, wo Ulrich Hartung im Jahre 2004 eine Rezension des Ausstellungskataloges veröffentlichte, in der geschrieben steht: „Im vorliegenden Buch wird […] der Punkt überschritten, wo Einfühlung in Apologie umkippt.“ Hartung reklamiert auch das rhetorische Prinzip vieler Katalogtexte, Schmitthenners Inschutznahme stets an Oppositionsbashing zu koppeln: „[…] warum müssen die Modernisten als verantwortungslose Verschwender mit Selbstbedienungsmentalität gegenübergestellt werden?“ Als „analytisches Manko“ macht der Rezensent die „Weigerung“ von Voigt und Frank aus, „zwischen dem allgemeinen Begriffsinhalt von ‚modern‘ als ‚zeitgemäß‘ und dem historischen Begriff der (Architektur-)‘Moderne‘ zu unterscheiden“. Hartung: „Weil die Autoren die Ideen des Stuttgarters, abgetrennt von dessen politischer Haltung, für nach wie vor aktuell halten, meinen sie ihn als Modernen betrachten zu können.“42 Doch wer für eine differenzierte Betrachtung der (Architektur-)Moderne jenseits von stilgeschichtlichen Einengungen plädiert und antimoderne Strömungen als Teil der Moderne begreift – so nicht zuletzt der Verfasser dieser Zeilen –, sollte nichts gegen eine quasi postmoderne Darstellung von Schmitthenner als einen „Modernen“ einzuwenden haben. Problematisch wird die Sache, wenn die nur auf den ersten Blick antimodern erscheinende (Schmitthenner’sche) Moderne in Umkehrung deutscher Nachkriegskanonisierungen moralisch so aufgemöbelt wird, dass der Nazi Schmitthenner in die Nähe eines Nazi-Opfers, wenn nicht Quasi-Widerständlers gerückt wird. Hierauf wird zurückzukommen sein.
2019ff.: Winfried Nerdinger vs. Wolfgang Voigt im Rahmen der „Rechte Räume“-Debatte
Im Jahre 2011 veröffentlichte Winfried Nerdinger in der italienischen Architekturzeitschrift Casabella eine Sammelrezension einiger neuerer architekturhistorischer Publikationen über deutsche Architekten der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, und zu den besprochenen Büchern gehörte auch der DAM-Katalog zur Schmitthenner-Ausstellung von Voigt und Frank. Die Rezension, die 2019 erstmals auf Deutsch erschien – und zwar in der ARCH+ 235 Rechte Räume. Bericht einer Europareise – fiel äußerst kritisch aus. Nerdinger warf Voigt und Frank vor, „einen der braunen Paradearchitekten des Nationalsozialismus wieder salonfähig machen zu wollen“.43 Dadurch gerate letztlich das DAM „in ein schiefes Licht“,44 denn: „Wer die Zusammenarbeit und das Paktieren mit den NS-Verbrechern und Massenmördern verharmlost, diskreditiert sich nicht nur als Wissenschaftler.“45 Das sind schwerwiegende Vorwürfe, die insbesondere mit Wolfgang Voigt auf einen Autor zielen, der vor allem in seinem Katalogbeitrag „Zwischen Weißenhof-Streit und Pour le mérite: Paul Schmitthenner im Architekturstreit der 1920er bis 1950er Jahre“ teils erstmals detailliert darlegt, dass Schmitthenner bereits 1931 Vorträge beim NS-Kampfbund für deutsche Kultur hielt; dass die 1932 erschienen Erstauflage von Das deutsche Wohnhaus eine vernichtende Polemik gegen die Neue Sachlichkeit enthielt und von der NS-Presse – etwa im Völkischen Beobachter – auch breit rezipiert wurde. Ebenso wenig werden von Voigt natürlich seine Parteimitgliedschaft ab 1933 und die Inhalte von Baukunst im neuen Reich verschwiegen. Und doch wird die komplette Publikation von einem exkulpatorischen Ton durchzogen, der von Nerdinger zurecht als „unanständige[r] Umbettungsversuch“46 bewertet wird. Die von Nerdinger kritisierte Verharmlosung des Architekten klingt bereits im Vorwort des DAM-Kataloges an, wenn Schmitthenners aktives Eintreten für das Hitlerregime als „NS-opportunistisch[e] Phase“47 verharmlost wird, und zeigt sich nicht zuletzt in der Episode über den (am Ende gescheiterten) Versuch der Stuttgarter Architekturabteilung, im Mai 1933 die Ehrendoktorwürde an Adolf Hitler zu verleihen. Voigt schreibt: „Der Anstoß dazu kam jedoch nicht von Schmitthenner, was damals viele glaubten.“48 Das mag sein. Aber er verschweigt, was spätestens seit Johannes H. Voigts Aufsatz von 1984 bekannt ist: Es war als damals amtierender Dekan eben Schmitthenner, der den Antrag in den Hochschulsenat einreichte.49
Voigt weist in einer 2020 in der ARCH+ veröffentlichten Replik Nerdingers Kritik empört zurück, insbesondere auch mit dem Verweis auf Schmitthenners Vortrag „Das sanfte Gesetz in der Kunst“, den der Architekt anlässlich der Verleihung des Erwin-von-Steinbach-Preis an ihn 1939 konzipierte, aber aufgrund des Kriegsausbruchs im selben Jahr erst 1941 an Albert-Ludwigs-Universität Freiburg halten konnte. Aus dem einer Erzählung von Adalbert Stifter entnommenen „sanften Gesetz“50 macht Schmitthenner ein Architekturmaxime, mit der eine „Pflege des Unscheinbaren“51 in einer autokratisch geordneten Welt beworben wird. Der Architekt imaginiert eine 100 Jahre alte Krise des Bauens, aus der nur völkisches Denken herausführen könne: „Das technische Jahrhundert, wir wollen bewusst stilisierend die Zeit vom ausgehenden Klassizismus – etwa 1840 – bis zum Beginn des Dritten Reiches dafür setzen, hat keinen Stil im Sinne kunsthistorischer Betrachtung.“52 Gegen die „Umgebung roher Zinspaläste“ und die „aufgeblasen[e] Vornehmheit von Warenhäusern“53 (derlei Formulierungen können durchaus als antisemitische Codes gelesen werden) will er nationalistisch aufgeladene Artefakte setzen: „Im Bauen erbauen wir uns, erbaut sich der Einzelne und erbauen sich die Völker.“54 Schmitthenner weiter: „Das Wissen um Gemeinschaft regelt das Verhältnis der Unscheinbaren zu den Großen. Gemeinschaft in diesem Sinne ist Volkstum. Diese höchste Gemeinschaft ist der große Bauherr aller Kulturen, und ihre Art schafft den Stil der Zeit.“55 Das Lob „höchster Gemeinschaft“ sieht der elsässische Architekt auch und vor allem im Münster zu Straßburg verwirklicht, in dem er „[h]öchste Baukunst, erstarrte Musik und steingewordene Dichtung in kaum wieder erreichter Vollendung“ erblickt.56 Denn, so Schmitthenner: „Wohl lieben wir Deutschen die edle Baukunst der Hellenen, doch über den Tempeln Hellas’ steht der Dom Erwins, die Verkörperung der deutschen Seele.“57 Nicht weniger als „Form gewordene deutsche Sehnsucht und Gläubigkeit, der deutsche Mantel Gottes“ erblickt Schmitthenner im Straßburger Münster.58
Die Herausgeber des DAM-Kataloges framen Das sanfte Gesetz in der Kunst als eine „Distanzierung“59 vom Nationalsozialismus, und Voigt stellt die Verlautbarungen Schmitthenners gar als eine „eindrucksvolle Rede voller Aphorismen über die Erhabenheit des Kleinen, Maßvollen und dabei wirklich Großen“ vor.60 Dagegen wendet sich Nerdinger, indem er Voigt’schen Manöver, Das sanfte Gesetz in der Kunst als Gegenposition zum Nationalsozialismus aufzubauen, als einen „geradezu groteske[n]“ Entlastungsversuch bezeichnet: „Dass Schmitthenner für ein sanftes, ‚unscheinbares‘ Bauen im Sinne Adalbert Stifters plädierte, mag eine Divergenz zu den monumentalen Planungen insbesondere von Speer ausgedrückt haben, aber […] diese Haltung hat nicht das Geringste mit einer Distanzierung vom Nationalsozialismus zu tun, im Gegenteil, er wollte nur der rassistischen Bewegung, der er bis zu deren Ende 1945 als Parteimitglied angehörte, eine andere Richtung zu einem stärker mit den Wurzeln des ‚Volkstums‘ verbundenen Bauen geben. Er trug eine Alternative, aber doch keineswegs eine Gegenposition zum NS-Bauen vor.“61 In seiner Nerdinger-Replik verteidigt sich Voigt, dass Das sanfte Gesetz in der Kunst „die bemerkenswerte Mahnung“ enthalte, wonach „jeder geachtet, geehrt und ungefährdet neben dem anderen bestehe“, was im NS-Staat gerade nicht gewährleistet war.62 Dergleichen, so der Architekturhistoriker weiter, suche man vergeblich in den Äußerungen der Architektenkollegen in diesen Jahren.63 Doch Das sanfte Gesetz tut sanfter als es war. De facto handelt es sich dabei um eine teils eskapistisch verklausulierte Annektionsprosa in der Nachhut zu dem rund ein Jahr zuvor ins Rollen gekommenen Frankreichfeldzug. Dass das Straßburger Münster „wieder im Reiche steht, will mir als Symbol zu höchster Verpflichtung erscheinen“,64 freute sich Schmitthenner denn auch bei der Feierstunde am Samstag, den 3. Mai 1941. Und Gabriele Chavoen schreibt in ihrem triumphalistischen „Feierbericht“, der die Drucklegung der Rede begleitet: „Der folgende Sonntag führte einen Teil der Gäste bei herrlichem Frühlingswetter ins Elsass, entlang der alten Reichsstraße durch die Oberrheinebene, die durch die jüngsten geschichtlichen Ereignisse wiederum bedeutungsvoll geworden ist. Es war ein feierliches Gefühl, am Rhein zu stehen, die zerstörten Bunker zu sehen und sich bewusst zu werden, dass nun die Grenzpfähle endgültig gefallen sind und die beiden gleichen Landschaften rechts und links des Stromes auch politisch eine Einheit bilden können.“65 Schmitthenners „sanftes Gesetz“ muss folglich als ein aufgesetzt süßlicher Ton auf der Klaviatur der Gewalt und Grausamkeit interpretiert werden, die der Nationalsozialismus seit seiner Entstehung bespielte.
2021: Paul Schmitthenner – Architekt der gebauten Form, die Neuedition
Die nun im Wasmuth & Zohlen Verlag publizierte Neufassung des DAM-Kataloges ist also vor dem Hintergrund einer langen und verästelten Geschichte von Streitereien zu lesen, die sich an fatalen Formulierungen der Schmitthenner-Forschung entzündeten. Entsprechend verspricht das nun unter dem Titel Paul Schmitthenner – Architekt der gebauten Form erschienene Werk „punktuell[e] Verbesserungen in der Neuauflage“66. In ihrem stark überarbeiteten und erweiterten Vorwort schreiben Voigt und Frank: „Die fatale Hinwendung zum Nationalsozialismus [Schmitthenners, S. T.] bedurfte einer detaillierten Darstellung.“67 Doch als wäre nichts geschehen, als wäre nicht jahrelang diskutiert und Bedenken geäußert worden, verstärkt die Neufassung noch die von Nerdinger und anderen bemängelten Defizite der Voigt‘schen und Frank‘schen Geschichtsschreibung. Zwar schreiben die Herausgeber im Vorwort: „Nach dem Ende des ‚Dritten Reiches‘ erinnerten sich einige an den Nationalsozialisten, andere an einen Helfer gegen die Härten des Regimes.“[68] (Im DAM-Katalog von 2003 steht noch geschrieben: „Nach dem Ende des Dritten Reiches erinnerten sich einige an einen Helfer gegen die Härten des Regimes und mutigen Kritiker Albert Speers, andere an einen Unterdrücker der Moderne und reaktionären Verführer der akademischen Jugend.“69 Der „Nationalsozialist“ ist in der Neufassung also hinzugefügt worden und der „mutige Kritiker Albert Speers“ verschwunden.) Doch immer noch – und jetzt noch verstärkt – bemühen sich Voigt und Frank im neuen Vorwort, Schmitthenners durch und durch nazistisches Buch Baukunst im neuen Reich zu einer „opportunistisch angelegte[n] Schrift“70 umzudeuten.
Voigt geht in neuen Essaypassagen sogar so weit, völlig unbegründet zu formulieren: „Der Akzent lag, trotz seiner schroffen Haltung gegen das Neue Bauen, auf Erziehung statt auf Säuberung.“71 In Schmitthenners nationalsozialistischem Plädoyer für eine im Führerstaat aufzugehende „deutsch[e] Baukunst“72 will Voigt lediglich „Anbiederung“ erkennen.73 „Im autoritären Staat“, so der Architekturhistoriker, „sah er jetzt die überlegene Ordnung zur Durchsetzung seiner baumeisterlichen Überzeugungen. Dass seine Parteinahme den von der SA ausgeübten Terror nicht einschloss, darf man annehmen.“74 Es folgt eine Fußnote, die keinerlei Begründung für diese Annahme liefert. Voigt spekuliert darüber hinaus, dass Schmitthenner seine Assistenten am Lehrstuhl zum Eintritt in die NSDAP veranlasst habe, „um das gemäßigte bürgerliche Element in ihr zu stärken“75 Das „gemäßigte bürgerliche Element“ der NSDAP! In der Fußnote dazu wird nur folgender Begründungsversuch geliefert: „So die Aussage seines Assistenten Wilhelm Bäumer im Gespräch mit dem Verfasser am 27. Mai 1985.“76 Die im Vorwort großspurig als „neu erschlossen[e] Quellen aus dem Nachlass“77 angekündigten Beweise für Schmitthenners angebliche „Entfremdung vom NS-Regime“ entpuppen sich als lächerliche „Dokumente“:78 als belanglose Tagebuchnotizen etwa über eine teilnahmslose Registrierung der Pogromnacht vom 9. November 1938. Entlang dieser Bahnen kann es nicht verwundern, dass in der Neuauflage auch das unhaltbare Narrativ „sanfter Gesetze“ als „Absetzbewegung“,79 als „Dokumente subversiver Rhetorik gegen den von Albert Speer beherrschten Architekturdiskurs“,80 als „chiffrierte Position gegen den Gewalthorizont des Regimes“81 aufgewärmt und vertieft wird. Voigt will in dem annektionsstrunkenen Kriegsvortrag von 1941 vor allem ein „Gegenmittel [gegen die Welt des Maßlosen und des Scheins, S. T.]“, eine „Ethik seiner Lehre der ‚Gebauten Form‘“ erkennen.82 Vollends falsch ist die Einschätzung Voigts, wonach Schmitthenner die „in früheren Vorträgen auf die Zeit 1830 bis 1933 datierte Periode des Niedergangs in der Architektur […] nun bis zu Speer verlängert“ habe.83 Das Gegenteil ist der Fall: Natürlich blickte Schmitthenner mit viel Neid auf den jungen Konkurrenten und Lieblingsarchitekten Hitlers – was aber den Elsässer nicht davon abgehalten hat, ungefähr parallel zu seinen „Sanftes Gesetz“-Vorträgen und -Schriftlegungen selbst monumentale Bauten zu planen – die Technische Hochschule in Linz 1939 etwa, das Generalkommando Wiesbaden 1942 oder auch das bereits erwähnte neue Rathaus in Prag. Dies legt Hartmut Frank im selben Band ja auch in fast feierlichem Ton ausführlich dar.
Die dargelegte Schmitthenner-Apologetik erreicht mit einem Satz, der so in der Erstausgabe noch nicht zu lesen war, einen neuen Tiefpunkt der Geschichtsvergessenheit: „Paul Schmitthenner“, schreibt Voigt auf Seite 108, „war kein Antisemit und nahm das Wort Rasse nicht in den Mund“.84 Man traut seinen Augen kaum. Ein Hitlerunterstützer spätestens ab 1932, ein Mitglied der NSDAP ab 1933 – einer Partei also, die bereits in ihrem 1920 veröffentlichten „25-Punkte-Programm“ Jüdinnen und Juden die deutsche Staatsbürgerschaft entziehen und unter Fremdengesetzgebung stellen wollten – sei kein Antisemit gewesen? Es stimmt zwar, dass in den gesamten veröffentlichten Schriften Schmitthenners die Wörter „Jude“ und „Rasse“ nicht fallen; dass er 1932 dem Juden Erich Mendelsohn einen privaten Solidaritätsbrief schrieb;85 dass er seinen Schüler und Assistenten Karl Erich Loebell, der Liebhaber von Schmitthenners schwulem Sohn Martin war und dem aufgrund seines jüdischen Vaters die Berufsausübung nach 1933 verwehrt war, bis zu dessen Deportation 1944 im Rahmen seiner Möglichkeiten zu schützen versuchte.86 Derlei Gratismutigkeiten eines Architekten, der vom offenen Sadismus vieler anderer Nationalsozialist*innen sicherlich weit entfernt war, sollten aber kein Grund sein, ihn zu einer Art „gutem Nazi“ zu stilisieren, wie dies insbesondere Voigt versucht: Schmitthenners völkische Deutschtum-Propaganda war implizit antisemitisch, und seine Parteinahme ab 1932 wirkte durch und durch antisemitisch. Vor allem in den Diskussionen um den so genannten „Wertheimer-Brief“ zeigen sich die Grenzen des Konstrukts von Schmitthenner als einem „nicht-antisemitischem Nazi“. Bei diesem Brief handelt es sich um ein 1939 aus dem brasilianischen Exil an Schmitthenner gesandtes Schreiben von Fritz Wertheimer, dem ehemaligen Klienten und Freund Schmitthenners, der im Jahre 1933 aufgrund jüdischer Vorfahren über Nacht sein Amt als Generalsekretär des Deutschen Auslandsinstitutes in Stuttgart verlor. Auf der Flucht aus Deutschland brachte sich seine Frau um. Wertheimers „zornbebender Brief“87 (so die Formulierung aus der Erstausgabe, die in der Neuedition gestrichen wurde) wurde nach dem Zweiten Weltkrieg der württembergischen Regierung in die Hände gespielt – mit der mehr als nachvollziehbaren Folge, dass Schmitthenner eine Wiederanstellung als Hochschulprofessor verweigert wurde. Kurt-Jürgen Maaß, der ehemalige Generalsekretär des Deutschen Auslandsinstitutes (und damit Amtsnachfolger von Wertheimer), belegt in einem Gastbeitrag für die Stuttgarter Zeitung, der sich auf eine neue Quelle beruft,88 dass Schmitthenner 1933 nicht nur zu antisemitischem Verhalten, sondern durchaus auch zu antisemitischen Äußerungen fähig war: „Wertheimer stand beruflich und materiell vor dem Nichts. Hilfesuchend wandte er sich an Schmitthenner mit der Bitte, ihn dabei zu unterstützen, auf sein Grundstück ein weiteres Haus zu bauen, das er dann vermieten wollte. Schmitthenner hatte Angst, die Nazis könnten ihm eine Hilfe für einen Juden verübeln. Er lehnte ab. Dem Freund gegenüber erklärte er sogar, dass er mit einem Juden nicht mehr verkehren werde.“89
Es wächst zusammen, was zusammengehört
Rund 100 Jahre nach der Gründung der NSDAP, rund 90 Jahre nach der Machtergreifung Hitlers und rund 80 Jahre nach dem Holocaust wirft der Nationalsozialismus noch immer lange Schatten auf fast alle deutschen Geschichtsdebatten und historiografischen Erzeugnisse. Auch im Bereich Architektur. Umso irritierender mutet an, wenn Voigt und Frank in ihrem neuen Vorwort schreiben, dass „eine Erzählung, die den Fokus vorwiegend auf das Parteibuch richtet, die Architektur und damit den primären Gegenstand leicht aus den Augen“ verliere.90 Eben dieser entpolitisierende Ansatz führte zum Desaster dieser Neuauflage, das im gefährlichen Konstrukt des „nicht-antisemitischen Nazis“ kulminiert. Zum revisionistischen Ansatz des Buches passt, dass nirgendwo die Tatsache erwähnt wird, dass Schmitthenner 1944 in die „Gottbegnadeten-Liste“ aufgenommen wurde, mit der in der Endphase des Zweiten Weltkriegs Hitler und Joseph Goebbels besonders geschätzten Regimekünstler*innen eine Würdigung zukommen lassen wollten.91 Das Schmitthenner-Narrativ der beiden Architekturhistoriker verdankt sich einem unkritischen Umgang mit Quellen – insbesondere dem von Elisabeth Schmitthenner verwalteten Nachlass, die stets darauf erpicht war, ihren verstorbenen Gatten im bestmöglichen Licht erscheinen zu lassen und kritischeren Historikern den Zugang zum Nachlass verwehrte.92 Voigt und Frank betreiben ihr Verfahren, das man als „betreutes Historisieren“ charakterisieren könnte, vor dem Hintergrund einer langen Tradition bundesdeutscher Architekturgeschichtsschreibung der Nachkriegszeit, ästhetische Vorlieben ethisch zu rechtfertigen und Kurzschlüsse zwischen Form und Politik, Materialität und Ideologie in Anschlag zu bringen. Indem die Herausgeber ihre selbstverständlich angebrachte Würdigung der teils wunderbaren Bauten Schmitthenners zum Anlass nehmen, den Architekten auch noch moralisch aufzupolieren, erweisen sie der Architekturgeschichte jedoch einen Bärendienst. Sie verraten damit die Historiografie, die stets kritische Distanz zu ihrem Forschungsgegenstand wahren sollte, an Parteilichkeit – und zwar eine mit in diesem Falle stark kulturpessimistischem Einschlag: „Unsere Zeit“, so steht im neuen Vorwort von Vogt und Frank zu lesen, „ist beherrscht vom Computer Aided Design, das die strukturellen Unterschiede zwischen Industrial Design und Architektur scheinbar zum Verschwinden gebracht hat. Das CAD-basierte Entwerfen beruht auf dem Zusammensetzen virtueller Oberflächen. Zu den Versuchungen, die das Programm offeriert, gehört die Möglichkeit, ein eingesetztes Material mit einem bloßen Tastendruck durch ein anderes zu ersetzen. Formen können beliebig generiert werden. Die Folgen für die Mentalität des Entwerfens sind entsprechend.“93 Derlei rückwärtsgewandter Sermon ist mehr als kompatibel mit dem aktuellen Kurs des Verlags Wasmuth & Zohlen, der im Jahre 2019 aus dem im Jahr zuvor in die Insolvenz gegangenen Verlag Ernst Wasmuth Verlag GmbH & Co.94 hervorgegangen ist (und in dem auch der DAM-Katalog erschien). Während der nunmehr zum „Senior Publisher“ belobigte Ernst J. Wasmuth in den sozialen Medien mitunter „Klimareligion“-Klagen von der Achse des Guten und Tichys Einblick sowie Verschwörungsmythen im Zusammenhang mit dem Notre-Dame-Brand aus dem AfD-nahen Deutschland-Kurier postet, bastelt der neue Co-Geschäftsführer Gerwin Zohlen an einem Verlagsprogramm mit konservativen Berliner Architekten à la Hans Kollhoff oder Tobias Nöfer. Als Mitglied der „Planungsgruppe Stadtkern“, zu der auch die frisch berufene Berliner Senatsbaudirektorin Petra Kahlfeldt gehört, zeiht er die Unterzeichner*innen des Offenen Briefes zur Neubesetzung der Senatsbaudirektion des Links-Populismus.95 Demnächst erscheinen dort die Memoiren von Wilhelm von Boddien, dem Initiator des Berliner Stadtschlosswiederaufbaus, der sich der rechtsradikalen, aus dem Junge Freiheit-Kontext stammenden Zeitschrift Cato für Baustellen-Reportagen zur Verfügung stellte,96 eine ganze Reihe von Figuren aus der extremen Rechten an Bord des Humboldtforums holte97 und sich gegen die Kritik am rekonstruierten Kreuz auf der Berliner Schlosskuppel mit den Worten verwahrte, dass, wer christliche Insignien auf Museumsbauten heute infrage stelle, „einen kulturellen Bruch“ riskiere, „wie wir ihn in unserer Geschichte noch nie hatten – die Herrschaft der Säkularisierung über unsere 2000 Jahre alten Wurzeln im Christentum“.98 Damit macht er deutlich, dass er in der Schlossrekonstruktion keinen säkularen Museumsbau sieht, für die der Staat erhebliche Mittel aufgewendet hat, sondern eine religiös aufgeladene Identitätskonstruktion, die als Kampfansage gegen Säkularisierung und Moderne zu verstehen ist.
Mit großer Mustergültigkeit kommt beim Verlag Wasmuth & Zohlen und dem neu aufgelegten Schmitthenner-Buch von Voigt und Frank also zusammen, was doch zusammengehört.
Wolfgang Voigt, Hartmut Frank (Hg.):
Paul Schmitthenner – Architekt der gebauten Form
Wasmuth & Zohlen Verlag, Berlin 2021
252 Seiten, 58,00 €
1 Vgl. kunstgeschichte.univie.ac.at/forschungsprojekte/abgeschlossene-projekte/hitlers-architekten (Stand: 21.1.2022)
2 siehe auch Sylvia Necker: Konstanty Gutschow 1902–1978: Modernes Denken und volksgemeinschaftliche Utopie eines Architekten, Hamburg / München 2012; Winfried Nerdinger, Ekkehard Mai (Hg.): Wilhelm Kreis – Architekt zwischen Kaiserreich und Demokratie, München 1994; Elke Dittrich: Ernst Sagebiel – Leben und Werk (1892–1970), Berlin 2005; Jörn Düwel, Niels Gutschow: Friedrich Tamms – Architektur und Städtebau 1933–1973: Gewissheiten und Gesetzmäßigkeiten, Berlin 2021; André Deschan: Im Schatten von Albert Speer – Der Architekt Rudolf Wolters, Berlin 2016; Jörn Düwel, Niels Gutschow: Rudolf Wolters – Architekt und Städtebauer in Westdeutschland 1945 bis 1978, Berlin 2021
3 Norbert Borrmann: Paul Schultze-Naumburg 1869–1949 – Maler, Publizist, Architekt: Vom Kulturreformer der Jahrhundertwende zum Kulturpolitiker im Dritten Reich, Essen 1989
4 Vgl. Stephan Trüby: Rechte Räume – Politische Essays und Gespräche, Basel 2020, S. 96 ff.
5 Jan Sellner: „Architektur in Stuttgart – Der Abriss der Schmitthenner-Villa hat begonnen“, in: Stuttgarter Nachrichten, 27.12.2021, https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.architektur-in-stuttgart-der-abriss-der-schmitthenner-villa-hat-begonnen.a3206c86-d80d-4ed5-923c-36baedfc3fcf.html (Stand: 21.1.2022)
6 Vgl. Wolfgang Brauneis, Raphael Gross (Hg.): Die Liste der „Gottbegnadeten“ Künstler im Nationalsozialismus in der Bundesrepublik, München 2021
7 Noch in der dritten Auflage von Das deutsche Wohnhaus im Jahre 1950 verwendet Schmitthenner die Nazivokabel „Ostmark“ für Österreich – und in der 1984-Ausgabe wird dies unkommentiert neu abgedruckt: „Ob das deutsche Haus in Schleswig-Holstein steht, wie das hier abgebildete, ob in Westfalen, Schwaben, im Elsass, Schlesien oder in der Ostmark, überall trägt es das deutsche Gesicht. Dieses Gesicht ist nicht bedingt durch das Stoffliche, es ist immer das Geistige, das Artverwandtes zeigt.“ Zitat nach Paul Schmitthenner: Das deutsche Wohnhaus, Baugestaltung: Erste Folge, Stuttgart 1984 [1950], S. 13
8 Wolfgang Voigt: „Die ‚Stuttgarter Schule‘ und die Alltagsarchitektur des Dritten Reiches“; Hartmut Frank: „Der Fall Schmitthenner“, beide in: ARCH+ 68 Vom Hausbau zum Stadtbau, Mai 1983
9 Dieter Hoffmann-Axthelm, Nikolaus Kuhnert: „Editorial“, in: ARCH+ 72 Regionales Bauen, Dezember 1983
10 Rolf Peter Sieferle: „Heimatschutz und das Ende der romantischen Utopie“, in: ARCH+ 81 Vom landschaftsgebundenen zum ökologischen Bauen, August 1985, S. 42
11 Christian Vöhringer, Hans-Joachim Hahn: „Wuchernde Bezugnahmen und unterstellte Wahlverwandtschaften Unterwegs auf den Feldern der Ökologie der 1980er Jahre“, www.dokumentederarchitektur.de, Juli 2021, dokumentederarchitektur.de/essay/Wuchernde-Bezugnahmen-und-unterstellte-Wahlverwandtschaften-Unterwegs-auf-den-Feldern-der-kologie-der-1980er-Jahre (Stand: 21.1.2022)
12 Nikolaus Kuhnert: „Aachen und die Anfänge bei der ARCH+“, in: ARCH+ 237 Nikolaus Kuhnert – Eine architektonische Selbstbiografie, November 2019, S. 59
13 Ebd.
14 Gerhard Müller-Menckens (Hg.): Schönheit ruht in der Ordnung – Paul Schmitthenner zum 100. Geburtstag: Ein Gedenkbuch, Bremen-Sebaldsbrück 1984
15 Gerhard Müller-Menckens: „Introduktion und Apologie / Schmitthenner – heute“, in: Ders. 1984 (wie Anm. 14), S. 15
16 Gustav Kilian Ringel, zitiert nach Dietrich W. Schmidt: „Romantisch-regressive Rettungsversuche“, in: ARCH+ feature 96: Rechte-Räume-Reaktionen, S. 8, in: ARCH+ 237 Nikolaus Kuhnert – Eine architektonische Selbstbiografie, November 2019
17 Fakultät Architektur und Stadtplanung, Universität Stuttgart (Hg.): Paul Schmitthenner – Kolloquium zum 100. Geburtstag, Stuttgart 1984
18 Christoph Hackelsberger: „Deutsch sein als Auftrag und Sendung – Paul Schmitthenner, Architekt, Lehrer, auf der Suche nach dem Idealen“, in: Fakultät Architektur und Stadtplanung, Universität Stuttgart (Hg.) 1984 (wie Anm. 17), S. 61
19 Ebd.
20 Hackelsberger 1984 (wie Anm. 18), S. 66
21 Jürgen Joedicke: „Zum Werk von Paul Schmitthenner“, in: Fakultät Architektur und Stadtplanung, Universität Stuttgart (Hg.) 1984 (wie Anm.17), S. 56
22 Johannes H. Voigt: „Paul Schmitthenner im Sog des Nationalsozialismus“, in: Fakultät Architektur und Stadtplanung, Universität Stuttgart (Hg.) 1984 (wie Anm.17), S. 13
23 Paul Schmitthenner: Gebaute Form – Variationen über ein Thema, Leinfelden-Echterdingen 1984
24 Vgl. Wolfgang Voigt: „Schmitthenners Werklehre und die Stuttgarter Schule“, in: Wolfgang Voigt, Hartmut Frank (Hg.): Paul Schmitthenner – Architekt der gebauten Form, Berlin 2021, S. 38
25 Hartmut Frank: „Schiffbruch der Arche. Anmerkungen zur Neuauflage von Paul Schmitthenners Baugestaltung“, in: Paul Schmitthenner: Das deutsche Wohnhaus, Baugestaltung: Erste Folge – Mit einer Einführung von Hartmut Frank, Stuttgart 1984, S. XV
26 Zitiert nach Frank 1984 (wie Anm. 25), S. V f.
27 Paul Schmitthenner: Baukunst im neuen Reich, München 1934, S. 17
28 Frank 1984 (wie Anm. 25), S. XIII
29 Vgl. Winfried Nerdinger: „Wechselnde Ziele“, Reprint-Rezension von Paul Schmitthenners Das deutsche Wohnhaus, Baugestaltung, in: archithese 4, 1985, S. 75
30 Nerdinger 1985 (wie Anm. 29), S. 75 f.
31 Ingeborg Flagge, Romana Schneider (Hg.): Die Revision der Postmoderne, Hamburg 2004
32 Wolfgang Voigt, Hartmut Frank, Ingeborg Flagge: „Vorwort“, in: Wolfgang Voigt, Hartmut Frank (Hg.): Paul Schmitthenner 1884–1972, Tübingen / Berlin 2003, S. 6
33 Voigt, Frank, Flagge 2003 (wie Anm. 32), S. 6 f.
34 Hartmut Frank: „Raumkunst, Typus, Monument“, in: Voigt, Frank (Hg.) 2003 (wie Anm. 33), S. 114
35 Ebd.
36 Frank 2003 (wie Anm. 34), S. 115
37 Hierfür stehen beispielsweise Franks Formulierungen wie: „In Schmitthenners Verständnis zielt die Kulturarbeit des Architekten nicht auf die Gestaltung des einzelnen Objekts, sondern sie bleibt immer Bestandteil eines größeren Ganzen, der gesamten gestalteten Umwelt, in der sich Sitte und Gesellschaft entwickeln und entfalten.“ Frank 2003 (wie Anm. 34), S. 114
38 Vgl. Trüby 2020 (wie Anm. 4), S. 158 f.
39 Dankwart Guratzsch: „Späte Ehrenrettung: Blut und Boden? Das Deutsche Architekturmuseum rehabilitiert Paul Schmitthenner“, in: Die Welt, 17.9.2009, www.welt.de/print-welt/article260053/Spaete-Ehrenrettung.html (Stand: 21.1.2022).
40 Ebd.
41 Ebd.
42 Ulrich Hartung: „Paul Schmitthenner – 1884-1972 – eine Rezension“, in: Bauwelt 4/2004, S. 32
43 Winfried Nerdinger: „Hans Poelzig, Paul Bonatz, Paul Schmitthenner: Die allmähliche Aufwertung, Normalisierung und Rehabilitierung der Konservativen, Opportunisten und NS-Mittäter“, in: ARCH+ 235 Rechte Räume. Bericht einer Europareise, Mai 2019, S. 29
44 Ebd.
45 Ebd.
46 Ebd.
47 Voigt, Frank, Flagge 2003 (wie Anm. 32), S. 6
48 Wolfgang Voigt: „Schmitthenners Werklehre und die Stuttgarter Schule“, in Wolfgang Voigt, Frank 2003 (wie Anm. 34), S. 41
49 Vgl. Voigt 1984 (wie Anm. 22) S. 19
50 In der Vorrede zur Erzählung Bunte Steine schreibt Adalbert Stifter: „Wir wollen das sanfte Gesetz zu erblicken suchen, wodurch das menschliche Geschlecht geleitet wird.“
51 Paul Schmitthenner: „Das sanfte Gesetz in der Kunst“, in: Johann-Wolfgang-Goethe-Stiftung (Hg.): Der Erwin-Von-Steinbach-Preis 1939: Paul Schmitthenner, Colmar 1941, S. 21
52 Schmitthenner 1941 (wie Anm. 51), S. 22
53 Ebd.
54 Schmitthenner 1941 (wie Anm. 51), S. 20
55 Schmitthenner 1941 (wie Anm. 51), S. 22
56 Ebd.
57 Schmitthenner 1941 (wie Anm. 51), S. 29
58 Ebd.
59 Voigt, Frank, Flagge 2003 (wie Anm. 32), S. 6
60 Wolfgang Voigt: „Zwischen Weißenhofstreit und Pour le mérite: Paul Schmitthenner im Architekturstreit der zwanziger bis fünfziger Jahre“, in: Wolfgang Voigt, Hartmut Frank (Hrsg.): Paul Schmitthenner 1884-1972, Tübingen / Berlin: Ernst Wasmuth, 2003, S. 86.
61 Nerdinger, „Hans Poelzig, Paul Bonatz, Paul Schmitthenner“, a. a. O., S. 29.
62 Schmitthenner, zitiert von Wolfgang Voigt: „‚Softcore-Revisionismus‘? ‚Rehabilitierung von NS-Mittätern‘? Ein Erwiderung auf Winfried Nerdinger und Stephan Trüby“, in: ARCH+ features 96:„Rechte-Räume-Reaktionen, S. 12; Beilage in: ARCH+ 237 Nikolaus Kuhnert – Eine architektonische Selbsbiografie, November 2019
63 Vgl. ebd.
64 Schmitthenner 1941 (wie Anm. 51), S. 28 f.
65 Gabriele Chavoen: „Feierbericht“, in: Johann-Wolfgang-Goethe-Stiftung (Hrsg.): Der Erwin-Von-Steinbach-Preis 1939: Paul Schmitthenner, Colmar: Alsatia, 1941, S. 35
66 Wolfgang Voigt, Hartmut Frank: „Vorwort“, in (dies.; Hrsg.): Paul Schmitthenner – Architekt der gebauten Form, Berlin: Wasmuth & Zohlen, 2021, S. 7.
67 Ebd.
68 Voigt, Frank, Flagge 2003 (wie Anm. 32),S. 6.
69 Ebd.
70 Voigt, Frank, Flagge 2003 (wie Anm. 32), S. 7
71 Wolfgang Voigt: „Zwischen Weißenhof-Streit und Pour le mérite – Paul Schmitthenner im Architekturstreit der 1920er bis 1950er Jahre“, in: Voigt, Frank 2021 (wie Anm. 66), S. 88
72 Schmitthenner 1934 (wie Anm. 27), S. 9
73 Voigt 2021 (wie Anm. 71), S. 89
74 Ebd.
75 Ebd.
76 Voigt 2021 (wie Anm. 71), S. 224
77 Voigt, Frank, Flagge 2003 (wie Anm. 32), S. 7
78 Vgl. Voigt 2021 (wie Anm. 71), S. 95
79 Voigt, Frank, Flagge 2003 (wie Anm. 32), S. 7
80 Ebd.
81 Ebd.
82 Voigt 2021 (wie Anm. 71), S. 98
83 Ebd.
84 Voigt 2021 (wie Anm. 71), S. 108
85 Vgl. Voigt 2021 (wie Anm. 71), S. 222
86 Norbert Becker, Katja Nagel: Verfolgung und Entrechtung an der technischen Hochschule Stuttgart während der NS-Zeit, Stuttgart 2017, S. 331 f.
87 Wolfgang Voigt: „Zwischen Weißenhofstreit und Pour le mérite – Paul Schmitthenner im Architekturstreit der zwanziger bis fünfziger Jahre“, in: Wolfgang Voigt, Hartmut Frank (Hg.): Paul Schmitthenner 1884–1972, Tübingen / Berlin 2003, S. 97
88 Paul Erdmann: Rotarier unterm Hakenkreuz – Anpassung und Widerstand in Stuttgart und München, Leipzig 2019, S. 429
89 Kurt-Jürgen Maaß: „Kein Umgang mit einem Juden – Die wahre Geschichte über den Stuttgarter Architekten Paul Schmitthenner und Fritz Wertheimer, bis zum Jahr 1933 Generalsekretär des Deutschen Auslandinstituts, deren Freundschaft kurz nach Adolf Hitlers Machtergreifung zerbrach“, in: Stuttgarter Zeitung, 12.2.2021
90 Voigt, Frank, Flagge 2003 (wie Anm. 32), S. 9
91 Vgl. Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich – Wer war was vor und nach 1945, Frankfurt a. M. 2009 [2007], S. 482
92 Hiervon berichteten gegenüber dem Verfasser sowohl Dietrich W. Schmidt als auch Frank Werner.
93 Voigt, Frank, Flagge 2003 (wie Anm. 32), S. 6
94 Auch der Verfasser hat in diesem Verlag publiziert. Siehe Markus Krajewski, Jasmin Meerhoff, Stephan Trüby (Hg.): Dienstbarkeitsarchitekturen – Vom Service-Korridor zur Ambient Intelligence, Tübingen / Berlin 2017
95 Vgl. Gerwin Zohlen: „Der neue Kulturkampf um die richtige Architektur in Berlin“, in: Die Welt, 28.12.2021, www.welt.de/debatte/kommentare/article235896000/Senatsbaudirektorin-Der-neue-Kulturkampf-um-die-Architektur-in-Berlin.html (Stand: 21.1.2022)
96 Vgl. Trüby 2020 (wie Anm. 4), S. 22
97 Vgl. Stephan Trüby „Gekommen um zu bauen – Das Humboldt Forum im Berliner Schloss, immerhin das wichtigste deutsche Kulturprojekt seit der Wiedervereinigung, ist in die Hände von Reaktionären und Planlosen geraten“, in: Der Standard, 15.1.2022, www.derstandard.de/story/2000132536424/das-humboldt-forum-in-den-haenden-von-reaktionaeren-und-planlosen (Stand: 21.1.2022)
98 Wilhelm von Boddien, zitiert nach www.zeit.de/news/2021-12/02/berliner-humboldt-forum-aendert-umstrittenes-erscheinungsbild (Stand: 21.1.2022)