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Trüby liest

Trüby liest: Bücher zu Camillo Sitte und seine Stadtbaukunst-Folgen

von Stephan Trüby

Die seit einigen Jahrzehnten eingeübte Rückbesinnung auf die „europäische Stadt“ im Sinne einer alten, mit kulturellem Erbe vollgepackten Vorstellung von Urbanität weist eine doppelte und eng miteinander verschränkte Geschichte auf: sowohl eine progressive, „linke“, an Bodenfragen gebundene1 als auch – zeitlich nachgelagert – eine regressive, „konservativ“ bis „rechts“ einzuordnende und vor allem an Bildwirkungen orientierte.2 Letztere ging zumeist einher mit einer Rückbesinnung auf Camillo Sitte (1843–1903), den Wiener Architekten, Stadtplaner, Städtebautheoretiker, Kulturtheoretiker und Maler, der ab 1883 an der Wiener Staatsgewerbeschule lehrte und ab 1899 als deren Direktor wirkte.3 Sittes intellektuelles und publizistisches Werk – insbesondere sein Hauptwerk Der Städtebau nach seinen künstlerischen Grundsätzen – erfreut sich auch mehr als hundert Jahre nach seinem Tod größter Popularität. Dafür steht beispielhaft die auf sechs Bände angelegte Gesamtausgabe seiner Schriften, die auf Grundlage des an der Technischen Universität Wien verwahrten Sitte-Nachlass im Rahmen eines vom österreichischen Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF) finanzierten Forschungsprojektes im Böhlau-Verlag erschienen ist und von Michael Mönninger, Christiane C. Collins und Klaus Semsroth herausgegeben wird. Damit dürfte Sitte endgültig im Olymp der Großschriftsteller im Bereich Architektur und Kunst angekommen sein. Doch spannender noch als Sittes Original-Schrifttum – dies soll im Folgenden deutlich werden – sind die Kämpfe um Sitte-Deutungshoheiten, die in den letzten vier Jahrzehnten vor allem im deutschsprachigen Raum ausgetragen wurden. Denn sowohl im Windschatten des ab Anfang der 1990er-Jahre geführten Streits um die Gestaltung der wiedervereinigten deutschen Hauptstadt (also des „Berliner Architekturstreits“) als auch in den aktuelleren Debatten um „Stadtbaukunst“ (man denke etwa an Verlautbarungen wie die „Kölner Erklärung“ (2014), „100% Stadt“ (2014), die „Düsseldorfer Erklärung“ (2019) und „Gegen die Düsseldorfer Deregulierung“ (2019)4 – überall lauert stets Sitte und sein Erbe stadtbaukünstlerischen Denkens. Ein rekapitulierender Blick darauf scheint aktuell besonders geboten zu sein, führt man sich die Taktzahl der Wiederveröffentlichungen von Büchern aus den Federn von Sitte-Verehrern wie Karl Henrici, Cornelius Gurlitt oder Theodor Fischer vor Augen, die vom Münchner Architekten und Grazer Hochschullehrer Matthias Castorph vorgelegt werden.

Abb. 2

Vorwurf gesteigerter Heimatgefühle: Zu Gerhard Fehls Kleinstadt, Steildach, Volksgemeinschaft – Zum „reaktionären Modernismus“ in Bau- und Stadtbaukunst (1995)

An den Anfang des hier zu rekonstruierenden Streits um Sitte sei das 1995 veröffentlichte Buch Kleinstadt, Steildach, Volksgemeinschaft – Zum „reaktionären Modernismus“ in Bau- und Stadtbaukunst gestellt, das Gerhard Fehl (geb. 1934), Professor für Planungstheorie an der RWTH Aachen zwischen 1971 und 1996 sowie Gründungsdirektor des gleichnamigen Lehrstuhls, kurz vor seiner Emeritierung veröffentlicht hat [Abb. 2]. Es speist sich aus teils bereits veröffentlichten und für die Drucklegung überarbeiteten Aufsätzen. Sitte schneidet darin nicht allzu gut ab. Er, der sich gegen die Rationalisierungs-, Technisierungs- und Abstrahierungstendenzen seiner Zeit wandte – namentlich vor allem gegen den Karlsruher Stadtplaner Reinhard Baumeister (1833–1917) und den Wiener Kollegen Otto Wagner (1841–1918) –, und zwar mit einem Plädoyer gegen die „Krankheit der starren geometrischen Regelmäßigkeit“5, gegen den „Freilegungswahn“6 von Kirchen, Stadttoren und anderen Monumenten, gegen die Dominanz von Straßenbauingenieuren und Hygienikern7 und vor allem für allgemein mehr Kunstsinnigkeit im Städtebau …; dieser Sitte wird von Fehl als ein problematischer Begründer der „Stadtbaukunst“ vorgestellt, der sich in Der Städtebau allein auf den öffentlichen Raum und die öffentlichen Gebäude beschränkte,8 insofern „blind für die Wohnungsfrage“9 war und daher ein „Dokument restaurativer Hoffnung“10 zu verantworten hat. In überaus lesenswerten Passagen erklärt Fehl das intellektuelle Projekt Sittes mit der Konkurrenz dreier städtebaulicher Reformansätze um 1890, „in denen wir die Wurzeln des ‚modernen Städtebaus‘ sehen können: Stadtplanung, Siedlungsbau, Stadtbaukunst.11 Schlüssig ordnet Fehl diese drei Ansätze unterschiedlichen sozialen Milieus zu: Während das Personaltableau der Stadtplanung – vertreten etwa, neben Baumeister, durch Josef Stübben in Köln – vor allem aus Technikern und Ingenieuren des mittleren Bürgertum bestand, die eine große Nähe zu den neuen Zentren der Macht aufbauen konnten;12 und während die Protagonisten des Siedlungsbaus – vertreten etwa durch den Berliner Volkswirt Rudolf Eberstadt – sich als „Arbeiterfreunde“13 positionierten, ging es den marginalisierungsbedrohten Bildungsbürgern der Stadtbaukunst à la Sitte darum, sich der proletarisierten Massen mithilfe von „‚Volkserziehung‘ durch Kunst“14 zu erwehren. Und das hieß vor allem: Steigerung von Heimatgefühlen, „zur steten Heranbildung großer edler Empfindungen bei der heranwachsenden Jugend“15: „Im fehlenden ‚Heimathsgefühl‘“, so Fehl, sah Sitte eine „große Gefahr, denn wer kein ‚Heimathsgefühl‘ hat, hat auch keine ‚Anhänglichkeit‘, identifiziert sich nicht mit der bürgerlichen Gesellschaft, steht eben jenseits der ‚unendlichen Kluft‘ und sinnt auf Umsturz.“16 Entsprechend präsentierte sich Sitte, so schreibt Fehl weiter, „als ‚Teutone‘ und ‚nordisch‘ […] gesinnter Patriot, als Verteidiger deutscher Kultur gegen alle Anfeindungen […] und als Anhänger einer ‚künstlerischen Versinnlichung des Reichsgedankens‘.“17

So nimmt es denn nicht wunder, dass der nationalistisch gesinnte Teil des deutschsprachigen Städtebaus, der ab ca. 1890 den „Geist der Klassik“ zunehmend durch den „Geist des Vaterlandes“ ersetzte,18 sich fast ausschließlich aus dem sich auf Sitte berufenden Stadtbaukunstmilieu rekrutierte. In diesem Zusammenhang kommt Fehl insbesondere auf Karl Henrici (1842–1927) zu sprechen, den Aachener Architekten, Stadtplaner und Hochschullehrer, der 1904 in seinem Nachruf auf Sitte schreibt: „Eine Vision, die ihm schon in jüngeren Jahren im Geist ein von jeglichem Gebrauchswert losgelöstes, rein künstlerisches Nationaldenkmal erstehen ließ, rein national im Grundgedanken, rein national in der Durchbildung und verklärt zusammenfassend und darstellend, was jemals deutschen Geist künstlerisch entsprungen – diese Vision war es, die ihn wachend und schlafend nicht verließ und an der, wie an einem Faden, sein ganzes Lebenswerk hing […].“19 Henrici beruft sich hier auf Sitte als Gleichgesinnten eines deutschnationalen Bewusstseins. Bereits 1889 hatte der Aachener Stadtplaner konstatiert: „Ich bin der Meinung, daß die Anschauungen, welche fast allgemein den modernen Städtebau beherrschen, ausländischen Ursprungs sind, und daß es an der Zeit ist, diesen Einfluß fremder Ideen abzuschütteln und deutsche Eigenart auch in den Planungen der Stadterweiterungen einzuführen und darin zu pflegen.“20 Henricis „deutsch-nationale Städtebau-Reform“21 lehnt alle städtebaulichen Vorbilder jenseits des deutschen Sprachraums kategorisch ab – insbesondere jene aus Frankreich oder Italien, wie in einem Aufsatz von ihm aus dem Jahre 1891 deutlich wird: „Ist es wirklich nöthig, daß diese auf das Malerische gerichteten, urdeutschen Wesen entspringenden Bestrebungen den Platz räumen müssen für undeutsche, italienische oder französische Art, weil diese besser paßt zu dem ebenfalls undeutschen modernen Städtebausystem?“22 Während technikaffine deutsche Städtebauer wie etwa Josef Stübben sich am Vorbild etwa des Haussmann‘schen Paris orientierten, war für Henrici, so Fehl, die französische Hauptstadt „der Inbegriff des Schrecklichen“.23 „Nirgends mehr als in Paris“, schreibt er ebenfalls 1891, „ist in uns die Überzeugung fest geworden, daß wir alle Veranlassung haben …, uns die Wiederaufnahme echter alter urdeutscher Art mit Herz, Gemüt und Hand zur Aufgabe zu machen.“24 Und drei Jahre später, 1894, schreibt er dann: „Rechte deutsche Gedanken, deutsche Empfindung, deutsche Selbstlosigkeit, deutscher Gemein- und Familiensinn, deutsche Sinnigkeit, deutsche Gemütlichkeit, deutsche Pietät und deutscher Humor sollen uns leiten bei dem Ausbau unserer Städte.“25

Von Henricis „Deutschtümelei“26 aus war es also nicht mehr allzu weit zum nationalsozialistischen Städtebau, zu Heinz Wetzel (1882–1945), der 1942 in seinem Buch Wandlungen im Städtebau schreibt: „Für mehr als hundert Jahre war die Baukunst auf der falschen Fährte. Wie finden wir in das verlorene Paradies zurück? Der Führer hat uns den Weg gewiesen: Das Stichwort heißt: ‚Blut und Boden‘.“27 Oder zu Werner Lindner (1883–1964), der 1944 in einem Aufsatz proklamiert: „Wir streben daher danach, uns die Einheit des völkischen Lebens in der Mannigfaltigkeit seiner Stämme zu erhalten; sie sind, nach einem Wort des Führers, die gottgewollten Bausteine des Reichs.“28 Fehl betont zwar, dass „kein Stein auf Sitte geworfen werden [sollte] dafür, daß später die Nationalsozialisten gerne auf ihn zurückgriffen“.29 Und sicherlich zerfällt das Buch in zwei Teile, nämlich einen ersten Teil über den romantischen Städtebau um 1900 und einen zweiten Teil über das Bauen im Nationalsozialismus, die beide nicht so recht zusammen kommen wollen, weil Fehl die Sitte- und Henrici-Rezeptionen im Nationalsozialismus nicht zitatgestützt durchgearbeitet hat (ein genauerer Blick auf den Umgang mit deutschen Altstädten im Nationalsozialismus hätte beide Teile vielleicht besser verbunden). Doch gleichzeitig kann Fehl nachvollziehbar machen, dass Sitte- und Henrici-Rekurse, die in einer Tradition der Verschiebung von Eigentums- zu Heimatfragen und von Boden- zu Bildfragen stehen, nur allzu leicht auf eine schiefe Ebene namens „reaktionärer Modernismus“30 (Jeffrey Herf) geraten können. Und noch eine Bemerkung zu diesem Buch: Aus heutiger Sicht überrascht es, dass Fehl die eigene Gegenwart im Jahre 1995 als immunisiert gegenüber dem Rechtsextremismus wahrnimmt. Er schreibt: „Der ‚Zeitgeist‘ bläst heute, trotz Debatten um einen neuen Nationalismus, nicht mehr den ‚vaterländischen Gedanken‘ in die Nation hinein. Sittes ‚Regeln‘ für die Stadtbaukunst haben damit ihren ursprünglichen Zweckbestimmungen verloren: Sie, bzw. der von ihnen geleitete Städtebau, ‚wirkt‘ auf uns nicht mehr im ursprünglich gemeinten Sinn. Sie heute im Städtebau anzuwenden ist also Spiel mit leeren Hülsen; schön anzuschauen, dient es nur noch der Nostalgie und führt den Städtebauer zurück zu jener ‚gefühlsseligen Vergangenheit‘, die sich heute so gut vermarkten läßt.“31 Dass zur selben Zeit konservative bis extrem rechte Kreise populistische Architektur- und Stadtbildrekonstruktionen für sich entdeckten und damit auch ein metapolitisches Projekt verknüpften – etwa bei der Garnisonkirche in Potsdam oder dem Berliner Stadtschloss –, dürfte bereits Mitte der 1990er-Jahre zumindest erahnbar gewesen sein.

Abb. 3

Deregulierte Deutungsmuster: Zu Michael Mönningers Vom Ornament zum Nationalkunstwerk – Zur Kunst- und Architekturtheorie Camillo Sittes (1998)

Fehl hat mit Kleinstadt, Steildach, Volksgemeinschaft ein wichtiges Buch geschrieben, dessen Lektüre gerade heute wieder angeraten sei, doch seine Recherchelücke – die Sitte-Rezeption im Nationalsozialismus – wurde in den Folgejahren zum willkommenen Ziel teils wutentbrannter Repliken aus der Wissenschafts-Community der Sitte-Freunde. Den Anfang machte Michael Mönninger mit seiner 1995 bei Heinrich Klotz und Hans Belting an der HfG Karlsruhe vorgelegten Dissertation, die 1998 unter dem Titel Vom Ornament zum Nationalkunstwerk – Zur Kunst- und Architekturtheorie Camillo Sittes veröffentlicht wurde [Abb. 3]. Mönninger stellt darin Sittes Der Städtebau als eines der „wichtigsten praktischen Lehrbüche[r] des abendländischen Städtebaus“32 vor – es sei gleich „nach den Werken des Römers Vitruv und des Florentiners Alberti“ 33 einzuordnen. Er erinnert auch an den „kometenhaften Aufstieg“ des Wieners um 1900, der sich postum noch steigern sollte: „Sitte hatte seinen größten Einfluss um die Jahrhundertwende, als durch die Hochindustrialisierung in den europäischen Städten die umfangreichsten Stadterweiterungen, Arrondierungen und Eingemeindungen der Neuzeit nötig wurden. Seine Städtebauprinzipien gingen in Planungen von Hamburg bis München ein und wurden sogar von Werner Hegemann 1922 zur Grundlage der einflußreichen amerikanischen Entwurfslehre American Vitruvius genommen.“34 Doch wenige Jahre später folgte ein „ebenso jäher Absturz“.35 Aus Sigfried Giedions 1941 erschienenem Buch Raum, Zeit, Architektur zitierend, schreibt Mönninger: „Die führende moderne Bauavantgarde bekämpfte Sitte und degradierte ihn zu ‚einer Art Troubadour, der mit seinen mittelalterlichen Liedern das Getöse der modernen Industrie übertönen wollte‘.“36 Demgegenüber bemüht sich der Autor um eine komplexere  „geistesgeschichtliche Einordnung Sittes“.37

Kritisch rapportiert Mönninger hierbei Fehls mit Sitte einsetzende Chronologie des „reaktionären Modernismus“ in Bau- und Stadtbaukunst im deutschsprachigen Raum – „aus der Perspektive solcher disziplingeschichtlich beschränkten, aber zugleich ideologiekritisch generalisierenden Untersuchungen“, so der Autor, „lassen sich nur allzu leicht große Teile des 19. Jahrhunderts wie auch heutige konservative Architekturströmungen als Vorstadien oder Nachwehen des Nationalsozialismus interpretieren“38 –, bestätigt aber im Grunde unfreiwillig Fehls Sitte-Verortung, und zwar mit vielen, bis dato wenig bis nicht bekannten Einsichten und Zitaten. So zeigt er auf, warum Sitte, ein aus einem katholisch-liberalen Elternhaus39 kommender Atheist40, nicht zufällig im auflagenstarken Neuen Wiener Tagblatt viele seiner Aufsätze publizierte. Das Blatt, dem ebenso wie Sitte selbst eine „deutsch-liberale Haltung“41 zuzuschreiben ist, verfolgte nicht nur eine antimarxistische, sondern auch eine antikatholische Linie – mit dem Ziel, den deutschsprachigen Teil von Österreich-Ungarn, der sich vor einem slawischen Übergewicht innerhalb der Donaumonarchie fürchtete, davon zu überzeugen, sich von Rom loszusagen und in Richtung einer „Großdeutschen Lösung“ unter Einbindung des stark protestantisch geprägten Preußen bzw. des Deutschen Reiches hinzuwirken. Entsprechend rekurriert Sitte beispielsweise immer wieder auf Richard Wagner, dessen anarchistisch-sozialistischem Umtriebe er zwar nicht teilt, dafür aber dessen Germanophilie: „Der Mittelpunkt des deutschen Kunstwerks der Zukunft“, schreibt er 1875 in seinem Aufsatz „Richard Wagner und die Deutsche Kunst“, „kann nicht Apollo, der schöne Mensch, nicht Christus, der leidende Mensch sein, sondern nur Siegfried, der starke Mensch.“42 Sitte modelliert sein Stadtideal auch an Richard Wagners erstem Bühnenbildner, dem Maler Josef Hoffmann (1831–1904; nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Architekten späterer Zeiten).43 Und 1899 deutet er in einem Brief an den Architekten und Schriftsteller Ferdinand von Fellner-Feldegg nicht nur „meine projectierten national Wagnerisch künstlerischen Arbeiten“44 an, sondern auch die wegen seines frühen Todes nur Idee gebliebene Absicht, eine gesamteuropäische Kunst- und Kulturgeschichte zu schreiben, als „große[s] Arbeitsprogramm[] für deutsches Kulturschaffen“.45

Sittes großdeutscher Nationalismus fand seine ökonomische Basis in einem Wirtschaftsliberalismus, den Mönninger – und auch hier arbeitet er unbeabsichtigt einer Bestätigung Fehls zu – als Verteidigung einer „‚harmonia mundi‘ des Sozialen“46 beschreibt: „Zwischen den Polen des monarchischen Obrigkeitsstaates und der gefürchteten sozialdemokratischen Umwälzung“, so der Autor, „setzte Sitte seine Hoffnungen auf einen fragilen Zwischenzustand“.47 Und zwar folgenden: „Er wollte die zu diesem historischen Zeitpunkt aufscheinende soziale Differenzierung und Arbeitssteilung des zellular gedachten Gesellschaftskörpers als naturgegeben verteidigen und damit als ewigen Kreislauf stillstellen.“48 Dass dieser „Gesellschaftskörper“ allerdings zuweilen in Großstädten mit „fiebrige[r], kranke[r] Sinnlichkeit“ oder „dumpfige[r] staubige[r] Atmosphäre“49 haust, ordnet Sitte zwar als „widerlich“50 ein – aber machte aus ihm deswegen noch lange nicht einen Sozialreformer, im Gegenteil: Hinter den Protesten des Wiener Städtebautheoretiker gegen die „Geraderichtung von alten Straßen und gegen die Geometrisierung des Stadtplans“51 verbirgt sich, so Mönninger, ein Plädoyer für die Konservierung einer „quasinatürliche[n] Bodenökonomie“.52 Besonders deutlich wird dies in seinem postum erschienenen Aufsatz „Enteignungsgesetz und Lageplan“ (1904): Darin wendet sich Sitte gegen Enteignungspläne „nach alter geometrischer Schablone“.53 Sitte: „Interessant ist zu sehen, wie stetig bei der Straßenführung nach Eigentumsgrenzen Straßennetze ganz von selbst entstehen, die ganz den Typus unserer unregelmäßig gegliederten Altstädte zeigen, neben denen dann die schematischen Regelungen gerade in ihrer gewaltsamen Willkür höchst auffallend erscheinen.“54 Man könnte bei Sitte also von einer Geburt der romantisch-malerischen Stadt aus dem Geiste sowohl althergebrachter Parzellenkonservierungen als auch der Vermeidung der Bodenfrage sprechen. Warum referiert Mönninger dies alles so profund (sowie in übrigens größter sprachlicher Vollendung) – und findet dennoch nicht zu kritischer Distanz zu Sitte? Weil für ihn, der von 1986 bis 1994 Redakteur im Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und anschließend unter anderem für den Spiegel tätig war (bevor er 2007 auf eine Professur für Geschichte und Theorie der Bau- und Raumkunst an der Hochschule für Bildende Künste in Braunschweig berufen wurde), Sitte auch Mitte der 1990er-Jahre (und vermutlich noch heute) noch ein Vorbild zu sein scheint. „Heute wie vor hundert Jahren“, schreibt Mönninger in der Schlusspassage seiner Einleitung, „wendet sich der Diskurs in den gesamten Kunst- und Gesellschaftswissenschaften wieder vom Regulativ des Geschichtsdenkens ab und bevorzugt deregulierte naturale Deutungsmuster der Selbstorganisation in Kultur, Wirtschaft und Gesellschaft. So könnte man das heutige Fin de siècle in die Erbfolge des vorangegangenen stellen und Schlüsse ziehen, die über Sittes Lebenswerk weit hinaus reichen.“55 Hierauf wird zurückzukommen sein.

Abb. 4
Abb. 5

Politisch neutral? Zu Kunst des Städtebaus – Neue Perspektiven auf Camillo Sitte (2005), herausgegeben von Klaus Semsroth, Kari Jormakka, Bernhard Langer

Sieben Jahre nach der Veröffentlichung von Mönningers Dissertation erschien als „Supplement“56 der erwähnten Sitte-Gesamtausgabe ein von Klaus Semsroth, Kari Jormakka, Bernhard Langer herausgegebene Band Kunst des Städtebaus – Neue Perspektiven auf Camillo Sitte (2005) [Abb. 4]. Er ist aus einem Symposium hervorgegangen, das das Institut für Städtebau der TU Wien anlässlich von Sittes 100. Todestages im Jahre 2003 veranstaltet hatte.57 Bei den abgedruckten Aufsätzen zu Sitte, denen auch Mönninger eine vertiefende Betrachtung seiner bereits aus Vom Ornament zum Nationalkunstwerk bekannten Engführung von Naturdenken und (neoliberaler) Selbstorganisation beigesteuert hat, überwiegt ein nachsichtiger Tonfall, dessen Grundbass Semsroth in seinem Vorwort vorgibt. Darin versucht er Gerhard Fehl – ohne ihn namentlich zu nennen – quasi als durchgeknallten Irrläufer der Sitte-Forschung zu markieren: „Die Planungsgeschichtsschreibung der Nachkriegszeit ordnete Sitte gar den Vorläufern des Nationalsozialismus zu.“58 Entlang dieser ausschließenden publizistischen Linie wird Sitte beispielsweise bei Stanford Anderson als goutierbarer Vorläufer des New Urbanism à la Andreas Duany und Elizabeth Plater-Zyberk,59 bei Kari Jormakka als löblicher Innovator des städtetouristischen Blicks,60 bei Riitta Nikula als heroischer Inspirator finnischer Nationalromantiker wie Lars Sonck61 oder bei Anthony Vidler als geeigneter Stichwortgeber für die Historiografie von Platzängsten und anderen Phobien gewürdigt.62 Insbesondere Letzterer verteidigt Sitte ausdrücklich gegen den Verdacht, nur eine „Figur der nostalgischen Reaktion“63 zu sein – sicherlich in Unkenntnis der deutschsprachigen Debatten. Neben meinungsarmen Aufsätzen von Christiane Crasemann Collins,64 Ruth Hanisch,65 Sonja Hnilica,66 Heleni Porfyriou,67 und Gabriele Reiterer68 finden allein Bernhard Langer und Ákos Moravánsky zu einer gewissen Sitte-Distanz. So lässt Moravánsky die Wirkungsgeschichte des Sitte‘schen Städtebaus im „Bilderlebnis als Glücksbringer“ enden69, „was ja vor allem in der shopping mall realisiert wurde“.70 Und Langer, der den Wiener eindeutig „im konservativen Bereich“71 verortet, sieht in seinem theoretischen Werk primär – und zurecht – eine „kulturalistische Reaktion auf sozioökonomische Umstrukturierungsprozesse“.72

Als uninformiertester Text des Bandes kann wohl Wolfgang Sonnes Aufsatz „Politische Konnotationen des malerischen Städtebaus“ gelten. Darin verwahrt sich der Professor für Geschichte und Theorie der Architektur an der Fakultät für Architektur und Bauingenieurwesen der TU Dortmund dagegen, Sitte „in das Fahrwasser politischer Argumentation“ zu bugsieren“.73 Der Wiener, so Sonne, „konzipierte seinen Städtebau als politisch neutrale Strategie“.74 Mehr noch: „Keine Äußerung im Buch oder in städtebaulichen Artikeln benennt explizit politische Motive oder Deutungen.“75 Sonne weiter: „Auch die Auswahl seiner Beispielstädte lässt sich nicht politisch – etwa deutsch-national – deuten: In seiner Schrift untersucht er vor allem italienische Städte, denen er dann noch ein gesondertes Kapitel zu nordeuropäischen Städten beigibt.“76 Mit derlei Sätzen fällt Sonne weit hinter die Sitte-Analysen Mönningers zurück, den er zwar in einer Fußnote kurz erwähnt, aber offenbar nicht gelesen hat. Denn Sonne äußert sich abfällig über den „jüngste[n] Versuch“ in der Sitte-Forschung, „die Absenz slawischer Beispiele als Ausdruck deutsch-nationaler Reichsideologie zu deuten“,77 bezieht sich hier aber auf einen Aufsatz von Andrew Herscher von 2003, nicht aber auf Mönninger, der ebendiese politischen Implikationen von Sittes theoretischem Projekt fünf Jahre zuvor schlüssig dargelegt hatte. Sonne aquarelliert einen „sauberen“, autonomieästhetisch freigestellten und letztlich unhistorischen Camillo Sitte, der sich angeblich „nicht um irgendeine national-chauvinistische Kulturbeschwörung, sondern um eine praktische Verbesserung der städtischen Form“78 bemühte. Man könnte auch sagen: Sonne diminuiert Sitte zu einem unterkomplexen Stadtformalisten, um genau diese Karikatur der eigenen unterkomplexen Agenda vorzuspannen, die da lautet: Arbeit an „schönen Städten“, die „durch ihre maßstäbliche Räumlichkeit auf den wahrnehmenden Menschen bezogen sind.“79

Auf intellektuell deutlich höherem Niveau als Sonnes Text ist der Beitrag „Ideologie und Stilbegriff“ des Professors für Kunstgeschichte an der Universität Wien, Mario Schwarz, zu verorten, der in einem lesenswerten, stark Mönninger-gestützten Beitrag den praktizierenden Architekten Sitte in den Fokus nimmt und dabei einige der politischen Bezüge seines Werkes virtuos zu vermessen versteht. Es gehört zu den Paradoxien Sittes, dass er, der bereits in seinem ersten, 1869 erschienen Wanderer eine dezidiert kritische Haltung gegenüber der römisch-katholischen Kirche einnahm und vom „kunstmörderischen Einfluss des Christentums“80 schreibt, gleichzeitig seine größten und wichtigsten Bauten im Bereich der Sakralarchitektur entstanden. Neben den Pfarrkirchen von Temesvar (1884) und Privoz/Odrefurth (1894–1899) ist hier insbesondere sein Debüt als Architekt zu erwähnen: die Wiener Mechitaristenkirche [Abb. 5], deren Planung Sitte um 1873 von seinem Vater, dem Architekten Franz Sitte, übernommen hatte. Mit der Übergabe an den Sohn vollzog sich beim Entwurf ein stilistischer Shift weg von der Neugotik hin zur Neo-Frührenaissance, den Schwarz mit einer Verschränkung biografischer und kulturpolitischer Gründe erklärt: einmal mit der immer stärker sich abzeichnenden Prägung durch Henrich Ferstel, Sittes Lehrer an der Wiener Technischen Hochschule; sodann mit der Reverenz-Erweisung an den „ideologischen Angelpunkt“81 des Mechitaristenordens, „nämlich das ökumenische Konzil von Ferrara (1431–1447) mit dem Unionsdekret vom 22. November 1439, mit dem sich die armenische Kirche mit der römischen vereinigt hatte“.82 Vor diesen Hintergründen verarbeitete Sitte einerseits Stilbezüge des italienischen Quattrocento, namentlich der Architektur Leon Battista Albertis, Michele Sanmichelis, Sebastiano Serlios und Bernardo Rosselinos83 – um andererseits allerdings ebendiese fremdländischen Einflüsse zu verschweigen und durchweg von „deutscher Renaissance“ zu sprechen.84 Sittes „Feindseligkeit gegenüber dem Katholizismus“, so schreibt Schwarz unter Zuhilfenahme von Mönningers Vorarbeit, „steht in engem Kontext mit den pangermanischen Bestrebungen Bismarcks und dessen Kulturkampf gegen Rom, der auch in Österreich in deutschnationalen Kreisen große Beachtung fand.“85 Dies hinderte den Architekten freilich nicht daran, ausgerechnet den katholischen Sakralbau als Testfeld seiner wagnerianisch und deutschnational inspirierten Suche nach einer „Zukunfts-Religion für Atheisten“ (Mönninger)86 zu zweckentfremden.87

Abb. 6

Das Schöne als Widerstandspotential: Zu Karin Wilhelms und Detlef Jessen-Klingenbergs Formationen der Stadt – Camillo Sitte weitergelesen (2006)

Wie Mönninger und Semsroth, so gehen auch Karin Wilhelm und Detlef Jessen-Klingenberg in ihrem 2006 veröffentlichten Buch Formationen der Stadt – Camillo Sitte weitergelesen mit Fehl hart ins Gericht [Abb. 6]. Und ähnlich wie der Autor von Vom Ornament zum Nationalkunstwerk, der Sitte für die neoliberale Gegenwart zu einem historischen Beispiel für einen an Deregulierung und Selbstorganisation interessierten Städtebautheoretiker aufzubauen versucht, sehen auch Wilhelm und Jessen-Klingenberg frappante Ähnlichkeiten zwischen den „Diskussionen zur Stadt- und Gesellschaftsentwicklung der liberalen Ära in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts“ und „unseren neoliberalen Debatten des 21. Jahrhunderts“.88 Doch geht es ihnen in ihrer Sitte-Apologie keinesfalls um eine Verteidigung des Neoliberalismus, sondern vor allem um eine Rationalitätskritik in Kombination mit einer Kritik an einem an Kunst bzw. Schönheit nicht sonderlich interessierten Planungs- und Städtebaudiskurs. Entsprechend werfen sie Fehl eine „im heiligen Ernst der protestantischen Ethik vorgetragene Schönheitsphobie“89 vor; mehr noch: „Daß das autonom gedachte Schöne als Widerstandspotential gegen die Kraft der rationalisierten Ökonomie und Politik in Stellung gebracht werden könnte, […] ist dieser deutschen Interpretenleistung offensichtlich unzugänglich.“90 Ferner monieren Wilhelm und Jessen-Klingenberg, dass Fehl „die Formierungsmaßnahmen der Raumkontrolle durch den hygienischen Städtebau unhinterfragt positiv ins Feld“91 führe und ein Sitte-Bild „von einseitig negativer Nachhaltigkeit“92 zeichne: „Daß Fehl das Städtebau-Buch des österreichischen Gewerbeschuldirektors und Kirchenbaumeisters, trotz einiger relativierender verbaler Volten, noch 1995 zum Vorprogramm der reichsdeutschen ‚Kleinstadt, Steildach, Volksgemeinschaft‘-Mentalität nationalsozialistisch-völkischer Prägung erklärte, hat das Image Camillo Sittes als Großmeister der konservativ-nationalistischen Antimoderne in der Architektenöffentlichkeit unserer Tage zementiert.“93

Damit kritisieren Wilhelm und Jessen-Klingenberg vor allem die deutschsprachige Debatte um Sitte – und insbesondere die gerade hierzulande „kolportierten Interpretationsmuster der architektonischen Avantgarde, allen voran Le Corbusiers“,94 der 1925 in der Einleitung seines Buches Urbanisme den Autor von Der Städtebau zum Gründer einer „Religion des Eselsweges“95 machte. Der bereits erwähnte Giedion sollte später darauf aufbauen. Demgegenüber führen Wilhelm und Jessen-Klingenberg die angelsächsische Sitte-Rezeption als positives Beispiel an, für die ein Name maßgeblich war: Werner Hegemann (1881–1936). Der Architekturkritiker, Stadtplaner und Publizist mit SPD-Parteibuch, der 1930 dann mit seinem Buch Das steinerne Berlin bekannt wurde, der sich an der Propagierung eines dritten Architekturweges zwischen Funktionalisten (Le Corbusier, Ernst May, Bruno Taut) und „Retrospektiven“96 versuchte, dabei zum Fürsprecher einer architektonischen Rückbesinnung auf die Zeit um 1800 wurde und zeitweilig sogar Paul Schultze-Naumburg sowie Paul Schmitthenner unterstützte (von denen er sich nach 1933 politisch distanzierte)… – dieser Werner Hegemann hatte bereits 1922 in den USA mit Elber Peets den American Vitruvius publiziert, einen ganz Sitte verpflichteter Thesaurus mit 1.200 Abbildungen und vielen Skizzen von Plätzen, Baugruppen etc., die Peets während einer Europareise anfertigte. Jessen-Klingenberg fasst in seinem Aufsatz „Camillo Sitte als ‚leidenschaftlicher Verehrer des Barock‘. Zur Rezeption im Umfeld Werner Hegemanns“ zusammen: „Hegemanns Interpretation des Städtebaubuches ist […] nach Le Corbusiers Urbanisme in den weiteren Auseinandersetzungen in Deutschland nahezu spurlos untergegangen […]. In Amerika hingegen bildete sein American Vitruvius die Grundlage für eine im Laufe des 20. Jahrhunderts währende Debatte um Camillo Sitte, die vor allem in den vierziger und fünfziger Jahren an Aktualität gewann […].“97 Dass der American Vitruvius Ende der 1980er-Jahre neu aufgelegt wurde – und zwar mit einem Vorwort von Léon Krier – wird von Jessen-Klingenberg zwar erwähnt, aber in seiner reaktionären Dimension kaum adäquat gedeutet.98

Aufbauend auf dem von Jessen-Klingenberg dargelegten Atlantikertum Hegemanns stellt Karin Wilhelm in ihrem Aufsatz „Ordnungsmuster der Stadt – Camillo Sitte und der moderne Städtebaudiskurs“ mit dem Blick über den großen Teich die jüngere Geschichte der Sitte-Rezeption in eine emanzipatorische Entwicklung. Das tut sie vor allem, indem sie – gegen die Kontrastfolien von New Urbanism und Léon Krier argumentierend – den Kanadier Alvin Boyarsky (1928–1990) zum Kronzeugen für ein Sitte-Revival macht. Boyarsky, der zwischen 1971 und 1990 Chairman der Londoner Architectural Association School of Architecture (AA) war, hatte 1959 seine bis heute unveröffentlicht gebliebene Abschlussarbeit an der Cornell University mit dem Titel Camillo Sitte: „City Builder“ geschrieben.99 Laut Wilhelm habe Boyarsky Sitte zum „Antipoden Le Corbusiers“100 und „Pragmatiker der Städtebautheorie“ gemacht,101 der „Städtebau nicht als ein Konzept zur Imagination der Stadt, wie sie sein sollte, betrachtet, sondern als das, was sie ist“.102 Mit dieser Lesart habe Boyarsky „die epistemologische Wende in der Städtebautheorie der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts begleitet“.103 Nicht zuletzt Rem Koolhaas habe ihr Tribut gezollt: „In einem Erinnerungsbuch, das nach Boyarskys Tod 1990 entstanden ist, bekennt er den Einfluss, den dieser auf ihn gehabt habe.“104 Inwieweit Koolhaas von Boyarsky mehr als die publizistische Arbeit mit Postkarten übernommen hat und was das alles mit Sitte zu tun haben könnte, wird allerdings nicht deutlich. Die Annahme, dass Boyarskys unveröffentlichte Sitte-Analyse an der AA „unterschwellig“105 zu einem neuen Realismus im Städtebau beigetragen habe, ist interessant, bleibt jedoch spekulativ, zumal Krier selbst in den frühen 1970er-Jahren zum Boyarsky-Trupp der AA gehörte. Abschließend bleibt festzuhalten: Natürlich verdient Sittes Werk eine Ausleuchtung von Ambiguitätstoleranzen, aber die möglichen „progressiven“ Gehalte Sittes scheinen in den letzten Jahren gegenüber seiner regressiven Potentiale – unter der deutschen Flagge der „Stadtbaukunst“ segelnd – an Boden verloren zu haben.

Abb. 7

Bildbasierte Aufhübschungen des Status quo: Zu Karl Henricis Beiträge zur praktischen Ästhetik im Städtebau (1904), neu herausgegeben von Matthias Castorph (2018) 

Deutlich wird diese Tendenz etwa beim publizistischen Mehrfachschlag des Münchner Architekten und Hochschullehrers Matthias Castorph, der in den letzten Jahren mit Neuherausgaben bekannter Texte hervortrat, die allesamt von Architekten, Städtebauern und Theoretikern der Sitte-Linie im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts geschrieben wurden: Karl Henricis Beiträgen zur praktischen Ästhetik im Städtebau (1904), Theodor Fischers Sechs Vorträge über Stadtbaukunst (1920) und Cornelius-Gurlitts Handbuch des Städtebaus (ebenfalls 1920). Beginnen wir mit Henrici, den Gerhard Fehl mit vielen Zitatbelegen als nationalistischen Brückenbauer zwischen Sitte und dem Nationalsozialismus verortete [Abb. 7]. Fehl tat dies auch im Widerspruch zu seinem Aachener Fakultätskollegen Gerhard Curdes (geb. 1933), dem Professor für Städtebau und Landesplanung der RWTH Aachen zwischen 1971 und 1998, der gemeinsam mit Renate Oehmichen im Jahre 1981 das Buch Künstlerischer Städtebau um die Jahrhundertwende – Der Beitrag von Karl Henrici veröffentlicht hatte. Darin wenden sich Curdes und Oehmichen gegen einen 1980 in der Stadtbauwelt veröffentlichten Aufsatz Fehls, nämlich „Stadtbaukunst versus Stadtplanung – Zur Auseinandersetzung Camillos Sittes mit Reinhard Baumeister“, und werfen ihm mangelnde Ausgewogenheit vor.106 Die apologetische Publikation von Curdes und Oehmichen bestätigt indes nur Fehls Treffsicherheit bezüglich Henrici. So beklagt sich dieser in seinem Aufsatz „Von welchen Gedanken sollen wir uns beim Ausbau unserer deutschen Städte leiten lassen?“ (1894) in kaum verhüllten antisemitischen Codes über den „krassen berechnenden Materialismus […], der kein Vaterland kennt und dem nur gerecht ist, was sich ziffernmäßig berechnen und buchen lässt.“107 Oder er wendet sich gegen „riesendicke Folianten und Bilderbücher aus allen Zeiten und aus der ganzen Welt […], die wir alle durchpauken mussten, dass wir uns ganz und gar in dieser großen neu erschlossenen Welt verloren und daran zu denken vergessen haben, die kleinere Welt, in der wir kleben, so auszubauen und zu schmücken, wie es uns aus der eigenen deutschen Seele quillt!“108 Was sich hier artikuliert, macht Ernst Bornemann in seinem in der Curdes-Oehmichen-Publikation abgedruckten Aufsatz „Karl Henrici und sein Lebenskreis – Erinnerungen eines Enkels“ deutlich, wenn er ausführt, dass ihm insbesondere das Buch Rembrandt als Erzieher von Julius Langbehn, das erstmals 1890 erschien und in den beiden Folgenjahren 39 Auflagen erlebte, „seelischen Rückhalt“109 gegeben habe: völkischer Kulturpessimismus nämlich. Mit großer Breitenwirkung wandte sich Langbehn darin gegen Liberalismus, Rationalität und Wissenschaftlichkeit und arbeitete an der Fundierung eines „deutschen Nationalcharakters“ nicht in einem als slawisch, französisch und jüdisch dominiert wahrgenommenen Preußen, sondern in einem an den Niederlanden orientierten „Niederdeutschtum“ mit seinem Säulenheiligen Rembrandt.

Castorph ficht das alles nicht an, beklagt in seinem kurzen „Vorwort zur Neu-Herausgabe“, dass sowohl „der Autor als auch die Inhalte […] über 100 Jahre nach Erscheinen der Texte praktisch vergessen“110 seien – und glaubt behaupten zu können, dass „aktuell keine Auseinandersetzung mit seinen vielschichtigen Themen und Thesen“111 stattfinde. In einer Fußnote schreibt er beiläufig, dass die „letzte umfassende wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Person und Werk […] vor fast 40 Jahren an der RWTH Aachen“112  erfolgte – eben mit der Curdes-Oehmichen-Publikation –, doch Fehls Kritik daran, hinter der sich eine für heutige Debatten paradigmatische Auseinandersetzung zwischen Planungstheorie und Städtebau im Sinne von Stadtbaukunst verbirgt, erwähnt er gar nicht. Castorph stellt die Neuauflage von Henricis Beiträgen zur praktischen Ästhetik im Städtebau unterkomplex als „Lesebuch der undogmatischen Thesen Henricis“ vor,113 als „Rückbesinnung auf schon früh formulierte – intelligente und im Kern zeitlose Gedanken, deren Rezeption ein umfassendes städtebauliches Vokabular und städtebauliche Werkzeuge für unsere Zeit wieder verfügbar machen kann“.114 Zwar seien die Texte Henricis sprachlich „etwas aus der Zeit gefallen“,115 da „etwas gewunden“,116 doch es sei Zeit, die „verkürzende Darstellung und ‚Klassenbildung‘ der städtebaulichen Haltungen in ‚malerisch‘ oder ‚funktional‘ innerhalb der Stadtbaugeschichte“117 endlich aufzuheben. Immerhin, so Castorph, habe Henrici schon vor mehr als einem Jahrhundert noch heute aktuelle Fragen gestellt wie diese: „Wie lassen sich die Wohnungsnot der arbeitenden Klasse, die ‚Wohnungsfrage‘ lösen bzw. lindern? Als politisch denkender Planer interessiert er sich dann auch für Ursache und Wirkungen des ‚Spekulantentums‘ und der damit verbundenen ‚Bodenfrage‘.“118

Doch die Antworten, die Henrici darauf mit seinen Beiträgen zur praktischen Ästhetik im Städtebau liefert, waren konservative, rechte – sie sind es heute umso mehr –, und etwaige Hoffnungen, in ihm einen bis dato übersehenen Marxisten vorzufinden, sind unbegründet. Ganz im Geiste Sittes werden bei Henrici Eigentums- und Bodenfragen mit bildbasierten Aufhübschungen des Status quo beantwortet: „Wirksamer aber wird das Spekulationsfieber bekämpft und der unvernünftigen Steigerung der Bodenpreise vorgebeugt werden, wenn man sich entschließt, die Bebauungspläne von vornherein so einzurichten oder dahin abzuändern, dass die Grundbesitzer möglichst wenig beunruhigt werden und es ihnen leicht gemacht wird, entweder ihren Fleck zu behalten und selbst zu bebauen, oder ihn wenigstens unmittelbar an den zu verkaufen, der da selbst bauen und wohnen will.“119 So sollten alle sozial an ihrem Platz blieben – und dies sollte auch baulichen Ausdruck finden: „Ich halte es für einen Irrtum zu glauben, dass man den gewöhnlichen Arbeiter beglücken und ihm wahrhaft helfen könne mit Wohnungseinrichtungen, die über das für seine Lebenshaltung Notwendige hinausgehen, oder die zu seinen Lebensgewohnheiten nicht passen.“120 Im nächsten Satz schreibt er dann: „Der zu enge Hut taugt nicht, weil er Kopfschmerzen bereitet, der zu weite Hut taugt ebenso wenig, weil er beim leisesten Wind vom Kopf fliegt.“121 Im vielleicht klarsten Kapitel des Buches, einem Aufsatz, der unter dem Titel „Betrachtungen über die Pflege des Heimatlichen im ländlichen und städtischen Bauwesen“ 1904 in der Deutschen Monatsschrift veröffentlicht wurde, macht Henrici besonders deutlich, worum es ihm geht: um Heimatstiftung für eine deutschtümelnde bürgerliche Welt: „In jedem einzelnen Fall, wo Auge und Gemüt verletzt werden durch den Missklang, den das Neue in den alten Bestand hineingebracht hat, wird sich nachweisen lassen, dass es nur der Fähigkeit und des guten Willens bedurft hätte, um den Ton zu treffen, auf welchen durch Natur und Kunst die Umgebung eingestimmt war, und damit im einzig wahren und besten Sinne des Wortes Heimatkunst zu betreiben.“122 Summa summarum muss konstatiert werden, dass Castorphs Henrici-Neuherausgabe, die nach dem Motto „Das alte Buch und ich – dazwischen nichts“ verfährt und den jüngeren Forschungs- und Debattenstand um den Aachener Städtebauer ignoriert, bewusst oder unbewusst ultrakonservativen zeitgenössischen Stadtbaukunst-Positionen in die Hände spielt.

Abb. 8

Gegen Raster-Städte: Zu Cornelius Gurlitts Handbuch des Städtebaus (1920), neu herausgegeben von Matthias Castorph (2020)

Sechzehn Jahre nach Henricis Beiträgen zur praktischen Ästhetik im Städtebau erschien das ebenfalls von Sitte stark geprägte Handbuch des Städtebaus (1920) von Cornelius Gurlitt (1850–1938), dem zwischen 1893 und 1920 an der TH Dresden wirkenden Professor für Architekturgeschichte. Sitte wird darin als „Prophet“ bezeichnet, „der im eigenen Land nichts gelte“123 – mit der Konsequenz, dass Wien, die historisch „vornehmste und größte alte deutsche Stadt“, so sehr in die Fänge der Verkehrsplaner und anderer Platz-Plattmacher geraten sei, „daß es sachkundiger Führer bedarf, wenn man Spuren von Alt-Wien erkennen will“.124 Von besseren Zeiten sei nur die „Flauheit“ einer „Linienführung“ übrig geblieben, mit der weder das Bild einer „gut angelegten modernen, noch das einer alten Stadt“ herzustellen gelang“.125 Gurlitts Handbuch, das bereits kurz vor dem Ersten Weltkrieg fertig gestellt worden war, aber kriegsbedingt erst 1920 zu seiner Emeritierung erscheinen konnte,126 wurde bis auf wenige Ausnahmen jahrzehntelang ignoriert. Doch im Jahre 2020 – exakt 100 Jahre nach der Erstveröffentlichung – legte Matthias Castorph eine Neuedition vor [Abb. 8]. Gurlitts Kernaussagen, so der Herausgeber, seien „offensichtlich zeitlos“.127 Sie könnten, wenn wir uns mit ihnen beschäftigten, „unseren Möglichkeitsraum im städtebaulichen Entwurf wieder deutlich erweitern“.128 Castorph, der zum Zeitpunkt der Veröffentlichung noch Professor für Stadtbaukunst und Entwerfen an der TU Kaiserslautern war, seit 2021 aber an der TU Graz das Institut für Entwerfen im Bestand und Denkmalpflege leitet, sieht in dem Handbuch einen produktiven Umgang mit all jenen städtebaulichen Themen präfiguriert, die seit dem frühen 20. Jahrhunderts nichts an Aktualität eingebüßt haben: „Wie sollen wir beispielsweise mit dem ungebremsten Veränderungsdruck der Städte, mit der Wohnungsnot und den steigenden Mieten in den prosperierenden Großstädten, dem ungebremsten Wachstum des Verkehrs mit allen negativen Folgen, den architektonisch-räumlichen-gestalterischen Unzulänglichkeiten der gebauten Umwelt und den Herausforderungen der Umweltzerstörung in Zeiten des Klimawandels umgehen?“129 „Für das heutige Handeln“, glaubt der Herausgeber, seien „die theoretischen Ansätze wertvoll, die den technischen und wirtschaftlichen Betrachtungen hinterlegt sind.“130

Wie sehen nun Gurlitts theoretischen Ansätze aus? Der Städtebau, so der Autor wenig theoriegläubig, solle sich vor allem „wie jede Kunst […] vor dem Systematisieren“ hüten.131 Zwar spricht er sich gegen Rasterstädte aus, denn: „Der Wind durchstreicht die Stadt, von welcher Richtung er auch kommen mag: sie wird zugig.“132 Doch gleichzeitig konstatiert er: „Nicht ob breite oder schmale, gerade oder gekrümmte Straßen, ob offene oder geschlossene Plätze, ob rechtwinklige oder spitze Blockecken, ob individuell oder typisch ausgebildete Schauseiten, ob regelmäßige oder malerische Straßenbilder ‚richtig‘ sind, gilt es zu entscheiden, sondern ob diese oder jene Form unter den gegebenen Umständen anzuwenden ist.“133 Dabei spricht er sich im Unterschied etwa zu Sitte gegen die Verwendung malerischer Bilder im Städtebau aus, da sie „das Wesen städtebaulicher Kunst nicht wiederzugeben vermögen, nämlich daß ihre Reize im Umherwandeln erkannt werden, durch ‚Abtasten‘ der plastischen Gegenstände mit dem sich fortbewegenden Augen“.134 Gurlitt weiter: „Die Kunst des Städtebauers wird ausgeübt auf dem Papier. Er schafft nicht Stadtbilder, Straßenbilder, Platzbilder. Er schafft nur die Grundlage für diese.“135 Konkret wird der Autor vor allem bei städtebaulichen Detailfragen, etwa bei Empfehlungen wie jenen, dass ein Umschalthaus wie ein Umschalthaus aussehen solle, „nicht wie ein Waffenschrank“.136 Oder dass ein öffentliches Abort besser nicht als „eine kleine Ritterburg“ zu entwerfen sei.137 Überhaupt nimmt die stadtbaukünstlerische Bewältigung von Notdurftverrichtungen aller Art in dem Handbuch großen Raum ein. So beobachtet Gurlitt ethologisch korrekt, dass Straßenhunde „die Ecke, den Pfahl erst beriechen, ehe sie ihn bepissen, und daß sie an einem bereits bepissten Ort selten vorbeilaufen, ohne ihn in ihrer Weise zu begrüßen“.138 Um derlei Konzentrationsprozesse zu fördern, empfiehlt er, „Laternenpfähle mit aufzulockernden Erdreich zu umgeben und das zu tun, was sie zu Hundebedürfnisanstalten geeignet macht“.139 Zweifellos: Hunde würden Gurlitt kaufen.

Aber sollten, wie vom Herausgeber insinuiert, auch Menschen zugreifen, die nach städtebaulichen Reaktionen auf Wohnungsnot, Verkehrswende und die drohende Klimakatastrophe suchen? Sie würden enttäuscht werden. Denn Gurlitts Handbuch des Städtebaus bietet – wie die gesamte Tradition der Stadtbaukunst seit 1900 bis heute – rein formale Reaktionen auf gesellschaftliche Herausforderungen. So schreibt Gurlitt: „In diesem Buche wurde versucht, die Grenzen einzuhalten, in denen sich die Arbeit des Städtebauers zu vollziehen hat, den Gebieten gegenüber, die anderen Berufszweigen zuzuweisen sind.“140 Damit meint er vor allem „Fragen der Boden- und Wohnungspolitik“,141 aber auch allgemein „die Sozialpolitik und die aus ihr sich ergebende Gesetzgebung“.142 Der Autor schneidet zwar Themen wie Bodenreform,143 Terraingesellschaften144 oder Zuwachssteuer an,145 doch werden diese eher rapportiert als kommentiert – und als Gebiete jenseits des eigentlichen Städtebaus ausgewiesen. Problematische Entwicklungen wie die Bodenspekulation oder überteuerte Wohnungen hat Gurlitt zwar auf dem Schirm, will aber gleichzeitig an die „Anforderungen wohlhabenderer Kreise und die Vorbereitung für den Bau aufwändiger Wohnhäuser“ denken.146 Entsprechend empfiehlt er auch, bei der Neuanlage von Straßen so gut als möglich bestehende Grenzen zu berücksichtigen, um nicht in Eigentumsstrukturen einzugreifen: „Die Erde ist an Einzelbesitzer verteilt.“147 Wie viele deutsche Konservative in den 1920er-Jahren setzte auch Gurlitt schon früh auf die Rosskur der extremen Rechten, um sich sozialistischer oder auch nur sozialdemokratischer Tendenzen zu erwehren. Dies wird im Handbuch vor allem in einer kurzen Schlusspassage deutlich, in der er ausführt: „Gerade weil die Zukunft unseres Volkes umdüstert vor uns liegt, soll der Städtebau zum Ausdruck großer Hoffnungen, zum Mittel für fernliegende wirtschaftliche und künstlerische Ziele werden. Entstanden aus dem Vertrauen auf unsere völkische Kraft soll er dieses Vertrauen durch Taten für die kommenden Geschlechter bekunden. Er sei der Ausdruck des festen Willens auf einen kräftigen Aufschwung.“148 Es kann vor dem Hintergrund dieser Äußerung kaum verwundern, dass Gurlitt später ein Unterstützer Adolf Hitlers wurde – und dies, obwohl er wegen der Herkunft seiner Mutter im Nationalsozialismus als „Halbjude“ galt und es daher zu seinem Tod im Jahre 1938 keine offiziellen Würdigungen gab. Fritz Schumacher sollte zwar im Jahre 1941 noch ein Kapitel des Handbuchs in seinem Lesebuch für Baumeister abdrucken,149 aber abgesehen davon wurde es still um Gurlitt. Dies dürfte bei einem Autor, der kaum zu aktualisieren, nur zu historisieren ist, auch weiterhin so bleiben.

Abb. 9
Abb. 10
Abb. 11
Abb. 12

Editorischer Mäusefraß: Zu Theodor Fischers Sechs Vorträgen über Stadtbaukunst (1920), neu herausgegeben als „textvergleichende Ausgabe“ von Matthias Castorph, Svenja Hollstein und Roman Wiens (2022)

Im selben Jahr wie Gurlitts Handbuch des Städtebaus erschienen die ebenfalls von Sitte stark beeinflussten Sechs Vorträge über Stadtbaukunst des Münchner Hochschullehrers und Architekten Theodor Fischer (1920), und auch diese Publikation liegt nun in einer von Matthias Castorph gemeinsam mit Svenja Hollstein und Roman Wiens herausgegebenen Edition vor. Und zwar in einer „textvergleichenden Ausgabe“ [Abb. 9]. Sie stellt den vorläufigen Höhepunkt einer ganzen Theodor-Fischer-Publikationswelle dar, mit der in den letzten Jahren die ebenfalls von Castorph herausgegebenen Neuauflagen der Sechs Vorträge von 2008, 2012 und 2020 als kompakte Taschenbücher mit neuer Typografie, zusätzlichen Fischer’schen Vortragsskizzen sowie (in der zweiten Auflage) auch mit weiteren Schlüsseltexten zum Städtebau veröffentlicht wurden [Abb. 10–11].150 Selbst ein von Castorph arrangiertes und vom Schauspieler Stefan Hunstein eingesprochenes Hörbuch der Sechs Vorträge ist 2012 erschienen [Abb. 12]. Und noch weitere Theodor-Fischer-Publikationen haben die Herausgeber in petto. So sitzt Castorph an einer Untersuchung über die Bildquellen der 21 Federzeichnungen der Sechs Vorträge, Wiens an einer Analyse der allgemeinen Rolle von Abbildungen in Fischers Vorlesungen und Hollstein an einer Aufklärung über die Frage, welche Konsequenzen die Theodor-Fischer-Lehre für das heutige Entwerfen haben könnte.151 Die Herausgeber verzichten ebenso, wie Castorph dies bereits bei den Henrici- und Gurlitt-Neuauflagen getan hat, auf einen deutenden, geisteswissenschaftlichen Zugriff auf Fischer: „Von einer Wiedergabe der Inhalte der Vorträge, einer Darstellung der Person und einer Kommentierung des Werks kann an dieser Stelle mit Verweis auf die einschlägige Forschungsliteratur abgesehen werden.“152 Demgegenüber stellen sie gleichsam „naturwissenschaftliche“ Fragen zur Evolution seiner Sechs Vorträge: „Wie erarbeitete Theodor Fischer diese doch knappe, aber umfassende und pointierte Schrift zur Stadtbaukunst? Welche Anpassungen und Änderungen lassen sich im Laufe der Entstehungsgeschichte des Textes nachverfolgen?“153

Fischers 93-seitiges Büchlein, das nach der Erstausgabe nochmals in einer zweiten und dritten unveränderten Auflage 1922 und 1941 erschien, war aus Aufsätzen hervorgegangen, die der Professor für Baukunst an der TH München mitten im Ersten Weltkrieg für die Hochschulkurse der deutschen Sechsten Armee im Winter 1917/18 schrieb und im Februar 1918 im zeitweiligen Hauptquartier dieser Armee im französischen Tournay auch vortragen wollte – wozu es aber „aus militärischen Gründen“154 nie kam. In dem Buch entfaltet Fischer eine „Praktische Ästhetik“ der Stadtbaukunst, die sich zwar in der Tradition Camillo Sittes und seinem „bahnbrechenden Buch“155 verortet, gleichzeitig aber auch Offenheit signalisiert: „Ich werde Sie […] weder davon zu überzeugen suchen, daß die freie, malerische Form der Stadt das Richtige sei, noch Ihren Glauben an die alleinseligmachende Wirkung der Regelmäßigkeit zu stärken mich bemühen. Wohl aber will ich versuchen, Ihnen zu zeigen, daß beide Formen, um diese Extreme zunächst einmal festzuhalten, gut und schön sein können, wenn sie aus der Entwicklung notwendig entstanden sind […]“.156 Vor allem aber sind die Sechs Vorträge vom Impuls der Entpolitisierung durchzogen: Gegen das „ganze verwickelte Kapitel der Bodenpolitik mit den Stacheldrähten des Bürgerlichen Gesetzbuches und den Wolfsgruben des Hypothekenwesens“157 bringt Fischer das antihistoristische Ideal der „schöne[n] Form“158 in Stellung, „die sich aus der klaren Erfüllung der vom heutigen Leben gestellten Aufgaben und aus den neuen Konstruktionen entwickelt“.159 Schöne Formen entstehen für Fischer aus dem „Jungbrunnen des Realismus“,160 zu dem auch die tradierten, aber von den Enteignungs- und Zwangsumlegungsdiskussionen seiner Zeit bedrohten Parzellengrenzen gehören: „Die Jahrhunderte haben unserem Boden Linien und Runzeln aller Art eingegraben, die ehrwürdig sein sollten. Was erzählt ein alter Feldweg, was erzählt der Lauf der Grundstücks- und Gemarkungsgrenzen, was berichtet der und jener Hag und Rain, was diese alte Mauer und jener alte Graben? Das alles soll gleichgemacht, nivelliert werden. Der alte Boden, der die Geschicke so vieler Geschlechter getragen und ertragen hat, soll mit einem Schlag, mit einem Federzug irgendeines Beamten neu und unberührt gemacht werden, damit der Geometer leichte Arbeit hat.“161 So interessiert Fischer als sozial empfindender Mensch an der Wohnungsfrage war,162 so wichtig war ihm aber auch die Feststellung, dass „unser Interesse doch zunächst der Formfrage und nicht der sozialen Frage“163 gelten solle. Grundiert war dieser Ästhetizismus von der Suche nach einem nationalistisch inspirierten Bauen, das die „Einheit gleicher Gesinnung“, ja die „soziale und die nationale Gesinnung“164 hochhalten soll. Dass Fischer damit mit mindestens einem Bein im Antisemitismus stand, wird an einer Passage deutlich, in der er die von ihm kritisierte Gegenwartsarchitektur als gebautes „Bild demokratisch gelöster Ichsucht, des Kampfes aller gegen alle“ kritisiert165 – und ausgerechnet mit Blick auch auf Albert Schmidts 1887 eingeweihte Münchner Hauptsynagoge die folgenden Fragen stellt: „Sind wir das, was uns der unerbittliche Spiegel zeigt? Sind wir eine Menge – eine Menge, kein Volk – hart sich stoßender, eigensüchtiger Individuen, ohne Takt, ohne einen einigenden großen Gedanken?“166

Die nun vorliegende „textvergleichende Ausgabe“ arrangiert nun in drei Spalten die Druckfassung von 1920 neben dem eigenhändigen Manuskript sowie dem korrigierten Typoskript (die beide im Architekturmuseum der TU München verwahrt werden), und zwar so, dass durchnummerierter Satz nach durchnummeriertem Satz verglichen werden können. Dass dabei der Wiederabdruck einer ganzen Doppelseite der Erstausgabe (die Seiten 38 und 39) vergessen wurde, und dadurch die Publikation als verlässliches Referenzwerk quasi unbrauchbar wurde, ist dabei noch das kleinere Problem – verglichen mit dem viel grundsätzlicheren Malus, dass der Textvergleich insgesamt keinerlei Erkenntnisgewinn produziert. Über mehr als 150 Seiten werden in ratlos machender Pedanterie minimalste Textveränderungen und bis dato zurecht ignorierte Redundanzstreichungen rapportiert. So ließ Theodor Fischer die Formulierung „Kaufladen mit Schweinswürsten“ als „Kaufladen mit Würsten“ drucken.167 Auch sei der Weltgeschichte anheim gegeben, dass der Autor in der Druckfassung den Satz „Der Herr erleuchte die Schwaben!“ ersatzlos strich.168 Zu den noch auffälligsten, aber ebenso belanglosesten Textveränderungen gehört passenderweise das Entfallen des Satzes „Aber wo bleibt der Regisseur, der aus dem Zusammenspielen erst ein Ganzes macht, das der Mühe lohnt?“169 Historisch-kritische Gesamtausgaben berühmter Schriftsteller*innen, schrieb einmal Alexander Cammann zur Vollendung der von Otthein Rammstedt herausgegebenen Georg-Simmel-Gesamtausgabe in 24 Bänden, gelten in den Geisteswissenschaften als „Königsdisziplin, die vor sich hin staubende Gedanken und vergessene Zusammenhänge ans Licht bringt“.170 Doch die textvergleichende Ausgabe von Fischers Sechs Vorträgen über Stadtbaukunst fördert nur Staub und wenige Gedanken oder Zusammenhänge zutage. Der zurecht verehrte Architekt Fischer ist eben kein gewichtiger Intellektueller wie Simmel, bei dem historisch-kritische Tiefenbohrungen Sinn machen, auch nicht ein Sitte, welcher zwar nie in der Liga eines Simmel spielte, aber auf einem gewissen Sprach-, Bildungs- und Abstraktionsniveau ein publizistisches Werk in gebotener Komplexität veröffentlichte. Wenn sich die Stadtbaukunstforschung wenigsten mit einem Bruchteil ihres Zeitpensum den politisch-ökonomischen Rahmenbedingungen von Städtebau widmen würde statt dem editorischen Mäusefraß strukturell konservativer und teils auch eindeutig reaktionärer Schriften von Henrici, Gurlitt oder auch Fischer, dann wäre für den aktuellen Urbanismusdiskurs nicht nur hierzulande schon viel gewonnen.

1 Hierfür stehen etwa die Situationisten um Guy Debord, aber auch Henri Lefebvre, Pier Luigi Cervellati oder Alexander Mitscherlich. Vgl. Stephan Trüby: „Vom Recht auf Stadt zur gerechten Stadt“, in: Marlowes, 28. Juni 2021 (Stand: 30. Januar 2023)

2 Hierfür stehen Namen wie Wolf Jobst Siedler sowie Léon und Rob Krier. Vgl. Stephan Trüby 2021 (wie Anm. 1)

3 Eine Nachfolgeinstitution nennt sich seit 1990 Camillo Sitte Lehranstalt, seit 2018 Camillo Sitte Bautechnikum, wo rund 150 Lehrende im Rahmen einer Tages- und berufsbegleitenden Abendschule ca. 1.300 Schüler*innen und Studierende ausbilden.

4 Vgl. hierzu Stephan Trüby: „In Verlautbarungsgewittern. Kritik des Deutschen Instituts für Stadtbaukunst“, in (ders.): Rechte Räume. Politische Essays und Gespräche, Basel: Birkhäuser, 2020, S. 151ff.

5 Camillo Sitte: Der Städtebau nach seinen künstlerischen Grundsätzen – Ein Beitrag zur Lösung moderner Fragen der Architektur und monumentalen Plastik unter besonderer Beziehung auf Wien, Basel 2002 [1889], S. 25

6 Ebd., S. 37

7 Ebd., S. 93

8 Vgl. Gerhard Fehl: Kleinstadt, Steildach, Volksgemeinschaft – Zum „reaktionären Modernismus“ in Bau- und Stadtbaukunst, Braunschweig/Wiesbaden 1995, S. 43

9 Ebd.

10 Ebd., S. 66

11 Ebd., S. 27

12 Vgl. ebd., S. 30 f.

13 Vgl. ebd., S. 34

14 Ebd., S. 40

15 Sitte 2002 (wie Anm. 5), S. 102

16 Fehl 1995 (wie Anm. 8), S. 42

17 Ebd. S. 64

18 Vgl. ebd., S. 39

19 Karl Henrici: „Nachruf auf Camillo Sitte“ (1904), zit. nach Fehl 1995 (wie Anm. 8), S. 64

20 Karl Henrici zit. nach Fehl (wie Anm. 8), S. 99

21 Fehl 1995 (wie Anm. 8), S. 100

22 Karl Henrici zit. nach Fehl (wie Anm. 8), S. 102

23 Ebd.

24 Karl Henrici (1891), zit. nach ebd.

25 Karl Henrici (1894), zit. nach Fehl 1995 (wie Anm. 8), S. 127

26 Fehl 1995 (wie Anm. 8), S. 126

27 Heinz Wetzel: Wandlungen im Städtebau, Stuttgart 1942, zit. nach Fehl 1995 (wie Anm. 8), S. 164

28 Werner Lindner (1944), zit. nach Fehl 1995 (wie Anm. 8), S. 138

29 Fehl 1995 (wie Anm. 8), S 58

30 Vgl. Jeffrey Herf: Reactionary Modernism: Technology, Culture, and Politics in Weimar and the Third Reich, Cambridge 1986

31 Fehl 1995 (wie Anm. 8), S. 95

32 Michael Mönninger: Vom Ornament zum Nationalkunstwerk. Zur Kunst- und Architekturtheorie Camillo Sittes, Braunschweig / Wiesbaden 1998, S. 9

33 Ebd.

34 Mönninger 1998 (wie Anm. 32), S. 10

35 Ebd.

36 Ebd.

37 Ebd. S. 18 (Fußnote 10)

38 Ebd. S. 17 f. (Fußnote 5)

39 Vgl. ebd., S. 23

40 Vgl. ebd., S. 173

41 Ebd., S. 24

42 Camillo Sitte: „Richard Wagner und die Deutsche Kunst“ (1875), zit. nach Mönninger, 1998 (wie Anm. 32), S. 88

43 Vgl. Mönninger, Vom Ornament zum Nationalkunstwerk, a. a. O., S. 53.

44 Camillo Sitte: „Brief an Ferdinand von Feldegg vom 6. Dezember 1899“, zit. nach Mönninger 1998 (wie Anm. 32), S. 198

45 Ebd., S. 199

46 Mönninger 1998 (wie Anm. 32), S. 15

47 Ebd.

48 Ebd., S. 15 f.

49 Camillo Sitte, zit. nach Mönninger, 1998 (wie Anm. 32), S. 35

50 Ebd.

51 Mönninger, 1998 (wie Anm. 32),  S. 13

52 Ebd.

53 Vgl. Camillo Sitte: „Enteignungsgesetz und Lageplan“ (1904), in: Mönninger, 1998 (wie Anm. 32),  S. 212

54 Ebd.

55 Mönninger, 1998 (wie Anm. 32), S. 17

56 Klaus Semsroth: „Vorwort“, in: Klaus Semsroth, Kari Jormakka, Bernhard Langer (Hg.): Kunst des Städtebaus – Neue Perspektiven auf Camillo Sitte, Wien 2005, S. IX

57 Vgl. ebd., VIII

58 Ebd. S. VII

59 Vgl. Stanford Anderson: „Camillo Sitte – Methoden der Rezeption“, in: Semsroth, Jormakka, Langer 2005 (wie Anm. 56)

60 Vgl. Kari Jormakka: „Der Blick vom Turm“, in: Semsroth, Jormakka, Langer 2005 (wie Anm. 56)

61 Riitta Nikula: „Camillo Sitte und Finnland“, in: Semsroth, Jormakka, 2005 (wie Anm. 56)

62 Vgl. Anthony Vidler: „Stadtängste und Städtebau“, in: Semsroth, Jormakka, Langer 2005 (wie Anm. 56)

63 Anthony Vidler: „Stadtängste und Städtebau“, in: Semsroth, Jormakka, 2005 (wie Anm. 56), S. 257

64 Vgl. Christiane Crasemann Collins: „Sitte: Übertragung und Verbreitung über den Atlantik. Die frühen Boten: Raymond Unwin, John Nolen und Werner Hegemann“, in: Semsroth, Jormakka, Langer (Hrsg.): Kunst des Städtebaus, a. a. O.

65 Vgl. Ruth Hanisch: „‘Die Ursache der schönen Wirkung‘. Eine Parallellektüre von Camillo Sittes Schriften zu Kunstgewerbe und Städtebau“, in: Semsroth, Jormakka, Langer (Hrsg.): Kunst des Städtebaus, a. a. O.

66 Vgl. Sonja Hnilica: „Die ‚Grenzen der Kunst‘ und andere Metaphern im modernen Städtebau“, in: Semsroth, Jormakka, Langer (Hrsg.): Kunst des Städtebaus, a. a. O.

67 Vgl. Heleni Porfyriou: „Camillo Sitte und das Primat des Sichtbaren in der Moderne“, in: Semsroth, Jormakka, Langer (Hrsg.): Kunst des Städtebaus, a. a. O.

68 Vgl. Gabriele Reiterer: „Wahrnehmung – Raum – Empfindung. Anmerkungen zu Camillo Sittes Städtebau“, in: Semsroth, Jormakka, Langer (Hrsg.): Kunst des Städtebaus, a. a. O.

69 Ákos Moravánsky: „Erzwungene Ungezwungenheiten. Camillo Sitte und das Paradox des Malerischen“, in: Semsroth, Jormakka, Langer (Hrsg.): Kunst des Städtebaus, a. a. O., S. 62.

70 Ebd.

71 Bernhard Langer: „Künstlerischer Städtebau vs. Junkspace“, in: Semsroth, Jormakka, Langer (Hrsg.): Kunst des Städtebaus, a. a. O., S. 92.

72 Ebd. S. 91

73 Wolfgang Sonne: „Politische Konnotationen des malerischen Städtebaus“, in: Semsroth, Jormakka, Langer 2005 (wie Anm. 56), S. 63

74 Ebd., S. 64

75 Ebd., S. 65

76 Ebd.

77 Ebd., S. 65 f.

78 Ebd., S. 66

79 Ebd., S. 89

80 Camillo Sitte: „Zur Gernelli-Ausstellung“, in: Der Wanderer, 27. April 1969, zit. nach Mario Schwarz: „Ideologie und Stilbegriff“, in: Semsroth, Jormakka, Langer 2005 (wie Anm. 56), S. 178

81 Mario Schwarz: „Ideologie und Stilbegriff“, in: Semsroth, Jormakka, Langer 2005 (wie Anm. 56), S. 174

82 Ebd.

83 Vgl. ebd.

84 Vgl. ebd., S. 176

85 Ebd., S. 178

86 Ebd., S. 181

87 Vgl. ebd., S. 182

88 Karin Wilhelm, Detlef Jessen-Klingenberg: „Vorbemerkung“, in dies. (Hrsg.): Formationen der Stadt – Camillo Sitte weitergelesen, Basel 2006, S. 13

89 Ebd., S. 10

90 Ebd.

91 Ebd.

92 Ebd., S. 8

93 Ebd.

94 Detlef Jessen-Klingenberg: „Camillo Sitte als ‚leidenschaftlicher Verehrer des Barock‘ – Zur Rezeption im Umfeld Werner Hegemanns“, in: Wilhelm, Jessen-Klingenberg  2006 (wie. Anm. 88), S. 97

95 Ebd.

96 Ebd., S. 107

97 Ebd., S. 115

98 Vgl. ebd., S. 105

99 Vgl. Karin Wilhelm: „Ordnungsmuster der Stadt – Camillo Sitte und der moderne Städtebaudiskurs“, in: Wilhelm, Jessen-Klingenberg 2006 (wie Anm. 88), S. 86

100 Ebd.

101 Ebd.

102 Ebd.

103 Ebd., S. 89

104 Ebd.

105 Ebd., S. 88

106 Gerhard Curdes: „Entwicklung der Entwurfsauffassung von Karl Henrici“, in: Gerhard Curdes, Renate Oehmichen (Hg.): Künstlerischer Städtebau um die Jahrhundertwende – Der Beitrag von Karl Henrici, Stuttgart 1981, S. 11

107 Karl Henrici: „Von welchen Gedanken sollen wir uns beim Ausbau unserer deutschen Städte leiten lassen?“ (1894), in: Curdes, Oehmichen 1981 (wie Anm. 106), S. 132

108 Ebd.

108 Ernst Bornemann: „Karl Henrici und sein Lebenskreis. Erinnerungen eines Enkels“, in: Curdes, Oehmichen 1981 (wie Anm. 106), S. 6

109 Matthias Castorph: „Vorwort zur Neu-Herausgabe“, in: Karl Henrici: Beiträge zur praktischen Ästhetik im Städtebau, München 2018 [1904], S. 9

110 Ebd.

111 Ebd. (Fußnote 2)

112 Ebd., S. 10

113 Ebd.

114 Ebd.

115 Ebd.

116 Ebd., S. 12

117 Ebd., S. 11

118 Karl Henrici: „Der Erlass von Baupolizeivorschriften für die Umgebungen und Vororte von Großstädten“ (1892), in ders. 2018 (wie Anm. 110), S. 139 f.

119 Karl Henrici: „Über billige Wohnungen, kleine Häuser, Mietskasernen, Staffelbauordnungen und dergleichen“ (1902), in ders. 2018 (wie Anm. 110), S. 147 f.

120 Ebd., S. 148

121 Karl Henrici: „Betrachtungen über die Pflege des Heimatlichen im ländlichen und städtischen Bauwesen“ (1904), in ders. 2018 (wie Anm. 110), S. 270

122 Cornelius Gurlitt: Handbuch des Städtebaus, München 2020 (1920), S. 306

123 Ebd.

124 Ebd., S. 307

125 Matthias Castorph: „Vorwort“, in: Gurlitt 2020 (wie Anm. 123), S. 12

126 Ebd., S. 7

127 Ebd.

128 Ebd. S.7 f.

129 Ebd. S. 7

130 Gurlitt 2020 (wie Anm. 123), S. 31

131 Ebd., S. 274

132 Ebd., S. 31

133 Ebd., S. 34

134 Ebd.

135 Ebd., 258

136 Ebd.

137 Ebd., S. 61

138 Ebd.

139 Ebd., S. 435

140 Ebd., S. 31

141 Ebd.

142 Ebd., S. 442

143 Ebd., S. 436

145 Vgl. ebd., S. 440

146 Ebd., S. 463

147 Ebd., S. 492

148 Ebd., S. 542.

149 Castorph 2020 (wie Anm. 126), S. 10

150 Vgl. Matthias Castorph, Svenja Hollstein, Roman Wiens: „Vorab“, in: Theodor Fischer: Sechs Vorträge über Stadtbaukunst. Textvergleichende Ausgabe, hg. von Matthias Castorph, Svenja Hollstein, Roman Wiens, München 2022, S. 9

151 Vgl. ebd., S. 11

152 Ebd., S. 9

153 Ebd., S. 11

154 Theodor Fischer: Sechs Vorträge über Stadtbaukunst, München / Berlin 1920, S. 3

155 Ebd., S. 52

156 Ebd., S. 6

157 Ebd., S. 6

158 Ebd., S. 8

159 Ebd., S. 8

160 Ebd., S. 12

161 Ebd., S. 52

162 Vgl. ebd., S. 30 ff.

163 Ebd., S. 32

164 Ebd., S. 93

165 Ebd., S. 92

166 Ebd., S. 87

167 Vgl. Fischer 2022 (wie Anm. 150), S. 133

168 Vgl. ebd., S. 180

169 Vgl. ebd., S. 124

170 Alexander Cammann: „Georg Simmel – Herrlicher Wahnsinn“, in: Die Zeit, 25.5.2016, www.zeit.de/2016/23/georg-simmel-gesamtausgabe-raten-zu (Stand: 24.2.2023)