Gegen Ende der 1960er-Jahre begann ein überschaubares, jedoch unabgeschlossenes Kapitel westlicher Architekturgeschichte. Ein paar wenige Architekt*innen bezogen die späteren Nutzer*innen ihrer Gebäude in die Entwurfs-, Planungs- und Bauprozesse ein. Halbfertige und wachsende Häuser entstanden, Planungsraster und offene Bauteilsysteme wurden entwickelt, Strategien für die Selbstplanung und den Eigenbau verbreiteten sich. In diesem Kontext bildete das Design Methods Movement ab 1962 für etwa zehn Jahre eine diskursive und soziale Klammer für die Auseinandersetzungen um das Entwerfen in den Bereichen Architektur, Design und Planung.
Das Design Methods Movement war jedoch eine so unbeliebte Bewegung, dass sogar ihre Begründer*innen sich bald von ihr distanzierten. Hartnäckige Auseinandersetzungen über die Art und Weise des Entwerfens legten die politische Dimension von Gestaltung sowie die Notwendigkeit sehr weitgehender Partizipation offen. Die Entwurfsmethodik problematisierte sich selbst und hinterfragte die neutrale Expert*innenrolle von Entwerfer*innen zugunsten offenerer und intensiverer Beziehungen zur gesellschaftlichen Wirklichkeit – eine durchaus destruktive zentrale Forderung am Ende der Bewegung.
Jesko Fezers Buch Umstrittene Methoden folgt den Konflikten um die Begründbarkeit des Entwerfens von der HfG Ulm über Horst Rittel und Christopher Alexander bis zum Design Methods Movement und den dort engagierten Architekten wie John Habraken und die S.A.R, Yona Friedman oder die Architektur Machine Group. Dort wie auch im späteren deutschsprachigen Methodendiskurs um 1968, der von Jürgen Joedicke und der neugegründeten ARCH+ geprägt wurde, sowie im kaum aufgearbeiteten Feld der methodisch motivierten Anwaltsplanung – vom Architects’ Renewal Committee Harlem und Urban Planning Aid Boston bis zur portugiesischen SAAL – lässt sich eine verdrängte engagierte und (selbst-)kritische Gestaltungspraxis rekonstruieren.
Im ARCH+ Salon spricht Jesko Fezer anhand der Thesen seines neuen Buches Umstrittene Methoden – Architekturdiskurse der Verwissenschaftlichung, Politisierung und Mitbestimmung in den 1960er Jahren mit Roberta Burghardt über parteiische Gestaltung und diskutiert Argumente für ein gesellschaftlich emanzipiertes Entwerfen.
Info: Kapazität begrenzt, first come first serve.