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ARCH+ Salon

ARCH+ Salon: Hans Scharoun und die Entwicklung der Kleinwohnungsgrundrisse

Die Wohnhochhäuser Romeo und Julia 1954–1959
Buchvorstellung von Markus Peter und Ulrike Tillmann, mit anschließendem Gespräch mit Arno Brandlhuber

Hans Scharouns Beitrag zur Wohnbaudiskussion besticht durch eine Vielgestaltigkeit, die ein hohes Maß an Benutzungsmöglichkeiten produziert. Auf kleinstem Raum entstehen spezifische Orte, die durch zirkulierende Bewegungsabläufe miteinander verbunden sind.

In Verbindung mit den Auffaltungen der Fassade, die nicht nur unterschiedlich gerichtete Ausblicke und mehrseitigen Lichteinfall ermöglichen, ergeben sich Räume für ausdifferenzierte Wohnfunktionen wie beispielsweise den für Scharoun obligatorisch mitgedachten Arbeitsplatz. Der vielfältige Einsatz von Schließmöglichkeiten erlaubt eine dauernde Mutation der räumlichen Beziehungen und ermöglichen, das von Scharoun zu Grunde gelegte dialogische Prinzip der Isolierung und Bindung innerhalb der Wohnung.

Das Begriffspaar repräsentierte für ihn das gesellschaftliche Problem der Wohnung. Über die Pflege des Familienlebens und der Freundschaften hinaus, bedeutete Bindung hier auch die Bindung an die Gesellschaft und die sich stellenden gemeinsamen Aufgaben. Das Prinzip der Isolierung sollte dagegen die störungsfreie Erledigung einer Arbeit durch den Einzelnen und die bestmögliche Erholung durch Rückzug ermöglichen. In diesem Beziehungsgeflecht von Bindung und Isolierung ging es Scharoun um Möglichkeiten, die strikte Trennung von Wohnen und Schlafen zu unterlaufen (wie dies im Gegensatz Alexander Klein auf Grundlage seiner Bewegungsanalysen Ende der 20er-Jahre zu etablieren versuchte), und darum, an das Ideal einer „Bindung von Lebens- und Wirtschaftsraum“ anzuknüpfen um Arbeiten und Wohnung in einen neuen räumlichen und ideelichen Zusammenhang zu bringen, wie er es ausdrückte. Scharoun ging es darum, so präzisierte Norbert Huse in der Diskussion mit den Autor*innen, Wohnungen, und damit eine Form des Zusammenlebens in der Familie, im Haus und letztlich auch in der Stadt zu entwerfen.

Im Gespräch mit Arno Brandlhuber soll Scharoun als Meister seines Faches herangezogen werden, um Verfahren der Wohngrundrissgestaltung zu diskutieren.

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Die Anzahl der Sitzplätze ist begrenzt, eine Anmeldung bis 9. März ist erforderlich unter features[@]archplus.net.

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Markus Peter ist Professor für Architektur und Konstruktion an der ETH Zürich und führt seit 1987 sein eigenes Büro mit Marcel Meili, ab 2016 Meili, Peter & Partner Architekten AG in Zürich.

Ulrike Tillmann ist Architektin und Architekturhistorikerin. 2006–2009 war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl Peter Märkli / Markus Peter an der ETH Zürich.

Arno Brandlhuber ist Architekt und Stadtplaner und führt seit 2006 Brandlhuber+ in Berlin. Seit 2017 ist er Professor für Entwurf und Architektur an der ETH Zürich. Gemeinsam mit Olaf Grawert, Nikolaus Hirsch und Christopher Roth kuratiert er den Deutschen Pavillon der 17. Architekturbiennale 2020 in Venedig.

Hans Scharoun und die Entwicklung der Kleinwohnungsgrundrisse
Die Wohnhochhäuser Romeo und Julia 1954–1959

Markus Peter, Ulrike Tillmann. Mit Fotografien von Georg Aerni
In Kooperation mit der Akademie der Künste, Berlin
Gestaltet von Floyd E. Schulze
232 Seiten, 106 farbige und 152 sw Abbildungen
ISBN 978-3-03860-156-2
Park Books

Englische Ausgabe:
Hans Scharoun and the Development of Small Apartment Floor Plans.
The Residential High-Rises Romeo and Julia 1954–1959
ISBN 978-3-03860-157-9
Park Books