Vor dem Hintergrund von Klimawandel und Anthropozän müssen wir Geschichte neu denken und die Räume der Gegenwart neu lesen – wie das geht und welche neuen Sichtweisen dabei entstehen, diskutieren die Literaturwissenschaftlerin Eva Horn und der Architektur- und Designtheoretiker Friedrich von Borries im ARCH+ Salon anhand der Thesen ihrer neuen Bücher.
Ausgangspunkt sind dabei zwei aktuelle Publikationen. In Klima – Eine Wahrnehmungsgeschichte (S. Fischer, 2024) knüpft Eva Horn an ein scheinbar ad acta gelegtes Wissen über das Klima an und zeigt, welche enge Verbindung zwischen Kulturen und ihrem Klima einmal bestanden hat. Von Theorien über den Einfluss von Luft und Temperatur auf Körper und Seele über das Bild des „Luftmeers“ bis zu den Fantasien „kontrollierter“ Klimata: Unter Rückgriff auf Medizingeschichte, Philosophie, Kunst und Literatur entwirft Eva Horn eine große Imaginationsgeschichte des Klimas, die die Debatte um die Klimakrise neu begründen und unser atmosphärisches Sensorium schulen kann.
Friedrich von Borries nimmt in seinem neuen Buch Architektur im Anthropozän – Eine spekulative Archäologie (Suhrkamp, 2024) die Perspektive zukünftiger Archäolog*innen ein, die sich auf die Suche nach den charakteristischen Bauten unserer Zeit machen. Sie stoßen nicht nur auf repräsentative Architektur-Ikonen, sondern auch auf Müllverbrennungsanlagen und Serverparks, mehrstöckige Schweineställe und Saatgut-Tresore, die viel über unsere zerstörerische Produktions- und Lebensweise verraten. Friedrich von Borries zeichnet dabei ein Psychogramm fortgeschrittener Industriegesellschaften und wagt einen Ausblick auf eine zukünftige Architektur, in deren Mittelpunkt nicht allein der Mensch und seine Bedürfnisse stehen.
Die Veranstaltung moderiert Anh-Linh Ngo.
Die Veranstaltung ist bereits ausgebucht!
Eva Horn:
Klima – Eine Wahrnehmungsgeschichte
616 Seiten
S. Fischer Verlag
ISBN: 978-3-10-397432-4
Erscheinungstermin: 30.10.2024
Eva Horn ist Professorin für Literaturwissenschaft und Kulturgeschichte am Institut für Germanistik der Universität Wien. Seit Jahren beschäftigt sie sich mit Fragen einer Kultur- und Literaturgeschichte der Natur und mit dem Konzept des Anthropozäns. Sie ist Gründerin und Leiterin des Vienna Anthropocene Network und hat in den USA, Deutschland, der Schweiz und Österreich unterrichtet. Für ihre Bücher und Essays hat sie 2020 den Heinrich-Mann-Preis erhalten.
Friedrich von Borries
Architektur im Anthropozän – Eine spekulative Archäologie
464 Seiten
Suhrkamp Verlag
ISBN: 978-3-518-43202-0
Erscheinungstermin: 18.11.2024
Friedrich von Borries (*1974) ist Professor für Designtheorie an der Hochschule für bildende Künste Hamburg (HFBK). Er war u.a. Generalkommissar des Deutschen Beitrags auf der XI. Architekturbiennale in Venedig. Als Wissenschaftler und Gestalter bewegt er sich in den gesellschaftspolitischen Schnittfeldern von Stadtentwicklung, Architektur, Design und Kunst und veröffentlicht regelmäßig sowohl Sachbücher als auch Romane.