„Architektur ist das Ordnen von sozialen Beziehungen durch Gebautes“, so der Philosoph Christian Posthofen. Und also ist Architektur auch ein sozialer Kampfplatz: Wem gehört und wer nutzt das Gebaute? Wer plant es, wer braucht es – und wozu? Hinter Enteignung und Mietendeckel, Baugruppen und Förderprogrammen steht die Frage, wie sozial das Gebaute ist, wem es nützt und wem nicht, welche Beziehungen zwischen Menschen und ihrer Umwelt Architektur gestaltet.
Und das öffentliche Bauen? Wer entscheidet über das Programm, die Finanzierung, die Gestaltung, wenn neue Schulen und Rathäuser, Straßen und Plätze entstehen? Wer bestimmt, wie wir – öffentlich – zusammenleben? Wem gehört die Stadt, wem das Dorf? Das Gespräch an diesem Abend will neue Perspektiven und progressive Beispiele einer neuen öffentlichen Architektur im Bürger*innenauftrag aufzeigen. Es sollen Projekte und Debatten aus Vergangenheit und Gegenwart Wege aufzeigen, wie neue Bauherrschaften aus allen Teilen der Gesellschaft das öffentliche Bauen zu ihrer Sache machen können, um soziale Beziehungen neu zu gestalten.
Diskussionsrunde in deutscher Sprache mit u. a.
Ilka Ruby, Verlegerin und Kuratorin, Ruby Press
Christoph Schäfer, Künstler, Stadtplaner, Planbude
Alexander Koch, Direktor Gesellschaft der Neuen Auftraggeber
Anh-Linh Ngo, Herausgeber / Editor-in-chief ARCH+
Ticket: 5 Euro
Zum Vorverkauf
In Kooperation mit den Neuen Auftraggebern
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1992 hat in Frankreich die Initiative Nouveaux Commanditaires (dt.: Neue Auftraggeber) damit begonnen, die Art und Weise, in der zeitgenössische Kunst entsteht, um einen neuen Ansatz zu erweitern. Bürgerinnen werden von Mediatoren darin unterstützt, bei international renommierten Künstlerinnen ein eigenständiges Werk für ihr unmittelbares Lebensumfeld in Auftrag zu geben. Jedermann kann so zum Auftraggeber bedeutender Kunstwerke werden – das ist das Credo der Neuen Auftraggeber. Weit über dreihundert, oft mehrjährige Produktionen wurden bisher in Frankreich in Auftrag gegeben. Bildende Kunst, Architektur, Musik, Theater – alle Sparten sind vertreten. Die Finanzierung erfolgte hierbei meist über private und öffentliche Förderer. In Deutschland stecken die Neuen Auftraggeber noch in den Kinderschuhen. Gerade in strukturschwachen und ländlichen Regionen gibt es zahlreiche interessierte Bürgerinnen, die an einem kommunalen Prozess mitwirken würden, der ihnen eine Stimme verleiht. Durch die Projekte werden sie in die Lage versetzt, auf Herausforderungen in ihrer Gemeinschaft mit den Mitteln zeitgenössischer Kunst zu reagieren.
Auftraggeber kann jeder Bürger sein. In der Regel finden dabei Menschen zusammen, die in ihrer Kommune oder Nachbarschaft für ein dringendes, öffentlich relevantes Anliegen oder ein Thema eintreten wollen. Mediatorinnen beraten und unterstützen die Auftraggeber bei der Suche nach einem für das jeweilige Projekt geeigneten Künstler, der einen Vorschlag ausarbeitet. Wenn dieser die Bürgerinnen überzeugt, werden aus regionalen und überregionalen Quellen die notwendigen Finanzmittel für die Umsetzung akquiriert. Dabei kooperieren die Mediatoren mit kulturellen Einrichtungen in der Region. Ein umfassendes und dauerhaftes bürgerliches Engagement ist eine Grundvoraussetzung für den Erfolg dieser lokalen Beteiligungsprojekte.
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