2018 jährt sich Bruno Tauts Todesjahr zum achtzigsten Mal. Aus diesem Anlass hat ARCH+ seinen Grundlagentext zur Architekturtheorie neu aufgelegt. Der „schöne Gebrauch“ und die Idee einer Architektur der „guten Beziehungen“ – aller Teile zum Ganzen und aller Anforderungen zur Gesellschaft – führt Taut zur Theorie einer „Architektur der Relativität“, die jede Formvorgabe und jede einseitige wissenschaftliche Herleitung als Formalismus ablehnt.
Taut entwarf die Thesen zunächst 1936 im japanischen Exil als „Architekturüberlegungen“ und fasste sie danach in dem Essay „Wie kann eine gute Architektur entstehen?“ zusammen. In der Türkei erweiterte er seine Gedanken schließlich für Unterrichtszwecke zur Architekturlehre. Sie erschien kurz nach seinem Tod im Jahr 1938 als Mimari Bilgisi in türkischer Übersetzung.
Am 6. März wird die Schauspielerin Jenny Schily, Urenkelin von Bruno Taut, dessen Text in einer Lesung lebendig werden lassen. Manfred Speidel, intimer Kenner von Tauts Werk, spricht anschließend über die zukunftsfähigen Thesen Tauts.
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JENNY SCHILY ist Schauspielerin und lebt in Berlin. Neben diversen Produktionen am Maxim-Gorki Theater, der Schaubühne in Berlin, und dem Theater am Turm in Frankfurt, wirkte sie in diversen Fernseh- und Kinofilmen mit, u.a. 1999 in Die Stille nach dem Schuss von Volker Schlöndorff.
MANFRED SPEIDEL (geb. 1938) ist Architekturtheoretiker. Ab 1966 Forschungsaufenthalt in Japan und 1973 Promotion an der Waseda Universität in Tokio. Von 1975 bis 2003 hielt er die Professur für Architekturtheorie an der RWTH Aachen inne, wo er den Schwerpunkt seiner Forschung auf die Geschichte der modernen Architektur Europas und Japans, Architekturanthropologie, und Experimentellen Lehmbau legte. Er realisierte Ausstellungen über japanische Architektur in Düsseldorf 1983, über Bruno Taut in Japan 1994, in Magdeburg 1995 und 2007 im Watarium, Tokio. In bislang 13 Bänden gibt er im Gebr. Mann Verlag Berlin das literarische Gesamtwerk von Bruno Taut heraus.