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Cover von ARCH+ features 7: Jürgen Mayer H. / Metropol Parasol
ARCH+ features

ARCH+ features 7: Andre Santer/J. MAYER H.

und Release ARCH+ 204: Die Krise der Repräsentation
Ort: .HBC, Karl-Liebknecht-Str. 9, Berlin
Datum: Samstag, 22. Oktober 2011, 19 Uhr
Ab 21:30 Uhr ARCH+ Release Party mit DJ Sami Khatib

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Am 22. Oktober 2011 fand die 7. Veranstaltung der ARCH+ features statt. Nach nur einem Jahr hat sich das neue Format fest im Architekturdiskurs etabliert. ARCH+ feature 7 präsentiert als Abschluss der laufenden Reihe das Büro J. MAYER H. mit dem Projekt Metropol Parasol. Der ausführliche Artikel zu Metropol Parasol erschien in ARCH+ 204: Krise der Repräsentation.
 

 

Ein Raum öffentlicher Ereignisse

Im Sommer 2004 gewann der Berliner Architekt Jürgen Mayer H. einen internationalen Wettbewerb für die Plaza de la Encarnación im historischen Stadtkern von Sevilla. Das Projekt beinhaltet die Errichtung eines Bauensembles auf einem Grundstück, das seit dem Abriss der Hauptmarkthalle im Jahr 1973 brachlag. Riesige Bogengitterwerke bilden einen Baldachin, der eine Reihe von Einrichtungen überdacht und zudem mehrere weitläufige, begehbare Plattformen trägt. In einem Gespräch mit dem Architekten verglich Terence Riley die schwammartigen Formen des Entwurfs mit Pilzen. So ist neben dem in der Projektbeschreibung angesprochenen Bild von einem riesigen Sonnenschirm des Öfteren metaphorisch von einem öffentlichen Raum die Rede, der wie Pilze aus dem Boden schießt. Ferner wurden die kurvigen Konstruktionen als „spekulative Wolke“ beschrieben, ein Begriff, der sich auf die instabile Wirkung bezieht, die von dem scheinbar viskos fließenden Bauwerk ausgeht.

Die Idee, ein Gebäude als Wolke zu gestalten, wurde bereits in den 1920er Jahren von Künstlern des russischen Konstruktivismus formuliert. El Lissitzky entwarf 1924-25 das berühmte Projekt Wolkenbügel, in dem die Architektur „an den Wolken aufgehangen“ werden sollte. Allerdings sollte dieser horizontale Wolkenkratzer eine geringstmögliche Bodenberührung haben und gewissermaßen aufgestelzt über dem Moskauer Nikitskije Worota Platz schweben. In Schäume, dem dritten Band der Sphären-Trilogie, unterstreicht der Philosoph Peter Sloterdijk die „antigrave Tendenz des Neuen Bauens“, in der sich „Sowjetmacht plus Levitation“ verbinde. Für El Lissitzky bedeutete zukunftsgeleitetes Denken, „die Überwindung des Fundaments und der Erdgebundenheit … [dies] verlangt die Überwindung der Schwerkraft an sich. Verlangt den schwebenden Körper, die physisch-dynamische Architektur.“ Ein ähnlicher Luftbau, ebenfalls von El Lissitzky, war die Tribüne für Lenin von 1924 (Proun Nr. 85), ein weiterer Iwan Leonidows Projekt von 1927 für das Lenin-Institut nebst Bibliothek in Moskau, ein weiterer die Fliegende Stadt, die Gregori Krutikow in seiner 1928 an der Kunsthochschule „Wchutein“ vorgelegten Dissertation präsentierte.

Doch das Projekt Metropol Parasol ist nicht bloß ein weiteres Beispiel von „Air Architecture“, wie sie etwa in Yves Kleins atmosphärischer Architektur Gestalt annimmt, oder im von Diller + Scofidio für die Expo 02 am schweizerischen Neuenburgersee entworfenen Blur Building oder in sonstigen Anläufen der Baukunst, sich in die Luft zu erheben. Ziel des Projekts ist vielmehr auch die Gestaltung eines öffentlichen Raums. Der Entwurf für die Plaza de la Encarnación ist keine rein formale und technische Übung, sondern folgt konkreten funktionalen und urbanistischen Vorgaben. …

Der vollständige Artikel von Georges Teyssot mit Oliver Jacques über Metropol Parasol erschien in ARCH+ 204: Krise der Repräsentation.
 

Cover von ARCH+ features 7: Jürgen Mayer H. / Metropol Parasol. Mit einem Essay von Georges Teyssot mit Olivier Jacques. Motiv: Die Prozession der diesjährigen Semana Santa passiert den Metropol Parasol in Sevilla. / Foto: Paco Cazallo


Fortsetzung der Reihe ARCH+ features

Ein besonderer Fokus der vergangenen Veranstaltungen mit BAR architektenFrancis Kéré und Jörg StollmannMatthias Rick von raumlabor berlin, ifau und Jesko Fezer mit Heide & von BeckerathFlorian Heilmeyer und die Berliner Architekturentwicklung bildeten stadtentwicklungspolitische Fragestellungen. Allerdings stand dabei immer auch die Frage nach Architektur als soziale Form im Mittelpunkt, eine Frage, die wir mit der letzten Veranstaltung mit Ludloff und Ludloff Architekten und der Theoretikerin Christa Kamleithner explizit behandelt haben. Daran knüpften wir im Gespräch mit Andre Santer vom Büro J. MAYER H. an, der das Projekt Metropol Parasol geleitet hat. Welche Rolle spielt die architektonische Form für die soziale Interaktion? Was vermag ein Architekturentwurf städtebaulich zu leisten?

Bereits am 18. November 2011 findet die Auftaktveranstaltung zur Fortsetzung der Reihe in Wien statt. Aufgrund des Erfolgs führen wir die Reihe in Zukunft auch außerhalb Berlins durch. Geplant sind neben deutschen auch europäische Stationen wie Wien, Zürich und Rotterdam. Wir freuen uns, zum ARCH+ feature 8 mit Christian Schöningh, Die Zusammenarbeiter, Berlin, Andreas Rumpfhuber, Expanded Design, Wien und Adolf Krischanitz, Wien/Zürich in das von Krischanitz neugestaltete 21er Haus, dem ehemaligen Expo-Pavillon von Karl Schwanzer in Wien, einladen zu können. Das ARCH+ feature ist die theoretische Auftaktveranstaltung zur ersten Ausgabe der EXPERIMENTDAYS Wien. Im Mittelpunkt steht der Austausch zwischen Berliner und Wiener Architekten über neue Ansätze im Wohnungsbau.

18. November 2011, 19 Uhr
ARCH+ features 8: 

Christian Schöningh, Die Zusammenarbeiter, Berlin
Andreas Rumpfhuber, Expanded Design, Wien
diskutieren mit Adolf Krischanitz, Wien/Zürich