In ARCH+ 201/202 über Berlin baten wir Florian Heilmeyer, die gegenwärtige Architekturentwicklung in Berlin jenseits der offiziellen Architekturdoktrin der Stimmann-Ära unter die Lupe zu nehmen. In seinem Beitrag "Raumrohlinge" beschreibt er, wie sich in Berlin aus einer Praxis der Aneignung eine architektonische Strategie entwickelt hat:
"In diesem Sinne sehen wir hier vielleicht wirklich Prototypen einer Architektur, die sich die instabile, vielschichtige Identität Berlins als integralen Bestandteil aneignet. Eine Architektur, die nicht mehr „fertig“ sein muss und die auch typologisch nicht mehr eindeutig den alten Kategorien zuzuordnen ist. Die Ideen für eine solche Architektur sind nicht in Berlin entstanden – sie sind nur endlich in Berlin angekommen, wo sie so gut zu der rohen Unfertigkeit der Stadt passen. Eine Architektur, die aus dem Provisorischen und Improvisierten gelernt hat, wie man Räume auch mit wenig Mitteln programmieren kann – und die daraus gewisse, fantasievolle Glücksmomente entwickelt. Die Alt und Neu nicht als Gegensätze, sondern als gleichwertige Bausteine versteht. Eine Architektur, die das Provisorische nicht als leere Kulisse der 1990er Jahre rekonstruiert, sondern spezifische und robuste Räume für heute und morgen schafft."
Diese These haben wir für das ARCH+ feature aufgriffen und gemeinsam mit Heilmeyer und den im Berlinheft vorgestellten Architekturbüros diskutiert. In Spiegelung der im Vorfeld kontrovers diskutierten Kunstausstellung "Based in Berlin", die am 8.6. im Monbijoupark eröffnete, sind wir in zwei Diskussionsrunden der Frage nachgegangen, ob es tatsächlich eine Berlin-spezifische Architekturentwicklung gibt und wenn, was sie ausmacht.