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ARCH+ features 100: Architektur als Experiment. Ludwig Leos Umlauftank

Ausstellungseröffnung: Donnerstag, 24. September 2020, 19:00 Uhr
Anmeldung bis zum 21. September unter features@archplus.net 
Laufzeit der Ausstellung: 25. September bis 25. Oktober 2020
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag, 10–18 Uhr

Ort: BHR OX bauhaus reuse
www.bauhaus-reuse.de

Der spektakulär aufragende Umlauftank 2 in Blau und Rosa an der Straße des 17. Juni in Berlin ist eine Ikone des experimentellen Entwerfens der internationalen Spätmoderne. Die Anlage für schiffstechnische Modellversuche funktioniert ähnlich wie ein Windkanal – aber mit Wasser. Sie wurde Mitte der 1960er-Jahre von dem jungen Ingenieur Christian Boës konzipiert, durch den Architekten Ludwig Leo im Rahmen einer künstlerischen Oberleitung gestaltet und 1974 offiziell eröffnet. Von Anfang an war der Umlauftank 2 (kurz: UT 2) nicht nur eine faszinierende Maschine. Leos Entwurf war immer auch Projektionsfläche und Versprechen – eine assoziationsreiche und komplexe Architektur, die irritierende ästhetische Erfahrungen und unendlich viele Bedeutungen zu provozieren vermag.

Die Ausstellung Architektur als Experiment zeigt anhand weitgehend unbekannter, historischer Fotos und Pläne sowie drei neu produzierter Filme den technikgeschichtlichen Kontext, den architektonischen Entwurfsprozess und die denkmalgerechte Instandsetzung des Umlauftanks 2. Sie geht von der Hypothese aus, dass er nur im West-Berlin des Kalten Krieges so gebaut werden konnte, wie er gebaut wurde. Denn in der insularen Frontstadt gab es den politischen Behauptungswillen, die nötigen Subventionen und den Mut zu einer radikalen Architektur, die es ermöglichten, dass inmitten des Zentrums die bis heute weltweit größte Anlage für schiffstechnische Modellversuche ihrer Art gebaut wurde.

Im Herbst 2017 schloss die Wüstenrot Stiftung die denkmalgerechte Instandsetzung des Gebäudes ab, die von den Büros HG Merz und adb Ewerien und Obermann durchgeführt wurde. Seitdem sind der Umlauftank 2 und sein historischer Entstehungskontext wieder in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt – und damit auch die Frage nach dem gesellschaftlichen Wert experimentellen Denkens. Denn der Umlauftank 2 erzählt von einem Berlin, das erstaunlich weit zurückliegt und heute – vor dem Hintergrund des neuerlichen Konservatismus in der Berliner Architektur seit 1989 – zunehmend als Sehnsuchtsort einer experimentellen Spätmoderne begriffen wird, die aus dem Lokalen heraus wirkte und dabei internationale Maßstäbe zu setzen vermochte.

Teil der Ausstellung ist der 45-minütige Animationsfilm Ludwig Leo Werkfilm, der sieben Projekte Leos aus den Jahren 1956–73 anhand montierten und digital in Bewegung gebrachten Archivmaterials aus dem Baukunstarchiv der Akademie der Künste in Berlin zeigt. Im Zentrum stehen Leos vielschichtige Zeichnungen aus den 1960er-Jahren. Der Film wird zur Ausstellungseröffnung Open Air gezeigt werden.

Eine Ausstellung der Wüstenrot Stiftung zum Abschluss der denkmalgerechten Instandsetzung des Umlauftanks, kuratiert von BARarchitekten (Antje Buchholz, Jack Burnett-Stuart, Michael von Matuschka, Jürgen Patzak-Poor) und Gregor Harbusch, in Zusammenarbeit mit ARCH+.

Parallel zur Ausstellung erscheint bei Spector Books die zweisprachige (dt./engl.) Publikation Ludwig Leo. Umlauftank 2 der Wüstenrot Stiftung. Sie ist dem Prozess der Instandsetzung gewidmet und beleuchtet die Rolle des Denkmalschutzes für junge Bauwerke.

Außerdem erscheint zur Ausstellung ARCH+ features 100: Architektur als Experiment – Ludwig Leos Umlauftank. Darin spricht Pablo von Frankenberg mit der Wissenschaftshistorikerin Anke te Heesen und der Schriftstellerin Felicitas Hoppe über das Verhältnis von Architektur, Wissenschaft und Poesie. Und Anh-Linh Ngo diskutiert mit der Denkmalpflegerin Kerstin Wittmann-Englert, dem Berliner Landeskonservator Christoph Rauhut und dem Geschäftsführer der Wüstenrot Stiftung Philip Kurz über die denkmalpflegerischen Herausforderungen junger Baudenkmale.

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Initiativpartner ARCH+ features


In Kooperation mit

 

BHR OX bauhaus reuse ist ein temporärer Pavillon auf der Mittelinsel des Ernst-Reuter-Platzes, 10587 Berlin. Der Zugang erfolgt über den Fußgängertunnel vom U-Bahnhof.

Für die Eröffnung ist eine Anmeldung bis zum 21. September unter features(@)archplus.net notwendig.

Aufgrund der Covid-19-Regulierungen ist nur eine begrenzte Anzahl an Gästen zugelassen. Wir bitten die üblichen Vorsichtsmaßnahmen wie Mundschutz und Abstandhalten zu respektieren. Eine Bestätigung Ihrer Anmeldung erhalten Sie am 22. September. Die Eröffnung findet im Außenraum statt.

Wegen der Einschränkungen müssen wir das ursprünglich geplante Begleitprogramm anpassen. Der Umlauftank 2 ist derzeit geschlossen, eventuelle Besichtigungstermine werden wir kurzfristig bekanntgeben. Ludwig Leo Werkfilm wird im Rahmen der Eröffnung open-air auf dem Ernst-Reuter-Platz gezeigt. Es ist geplant, die Vorführung im Kino mit anschließender Diskussion im nächsten Jahr nachzuholen.

Filmstill aus „Ludwig Leo Werkfilm“ (Antje Buchholz, Gregor Harbusch 2019), Grundriss aus dem Wettbewerb für das Französische Gymnasium in Berlin, 1966 / © Originalmaterial: Ludwig-Leo-Archiv im Baukunstarchiv der Akademie der Künste, Berlin / Morag Leo

Im Anschluss ist in Leipzig der zweite Teil der Ausstellung zu sehen, der aufgrund des Lockdowns auf folgenden Termin verschoben wurde:

Architektur als Experiment. Ludwig Leo (1924–2012)
Eröffnung: Freitag, 4. Dezember 2020, 18 Uhr
Die neue Laufzeit der Ausstellung wird in Kürze angekündigt.
Öffnungszeiten: Freitag 13:30–17:30 Uhr, Samstag 15–17 Uhr sowie auf Anfrage unter info(@)halle9-technesphere.de

Ort: Halle 9 / Techne Sphere Leipzig, Niemeyerstraße 2-5, 04179 Leipzig, Instagram

Die Leipziger Ausstellung unterscheidet sich in der Konzeption und im Untertitel von der Ausstellung in Berlin. Sie integriert auch die ältere Ausstellung Ludwig Leo Ausschnitt, die ebenfalls im Auftrag der Wüstenrot Stiftung von BARarchitekten und Gregor Harbusch kuratiert wurde und in den Jahren 2013–15 in Berlin, Stuttgart und London zu sehen war.