Die titelgebende Idee, die Stadt Rom als ein System von Ruinen zu denken, mag zunächst widersprüchlich erscheinen. Dieser Widerspruch entsteht nicht durch den Versuch, eine Stadt als System zu denken,1 sondern durch die Annahme, dass wir in ihren Ruinen ein System erkennen können und dass ein solches System unser Bild von Rom prägt. Im Kern dieses Paradoxons liegt die strenge semantische Beziehung zwischen der Idee des Systems und der Vorstellung von perfekter Form, idealem Wert und harmonischer Schönheit. Wie können wir etwas als System begreifen, das jeglicher Idealform spottet und in ausdrücklichem Widerspruch zu den intakten und kohärenten Strukturen der Harmonie und Symmetrie steht, die seit der Antike gemeinhin als Attribute sowohl des Systematischen als auch des Schönen gesehen werden?2