In einer der wenigen grundlegenden Schriften, die je über Architektur verfasst wurden, argumentiert Adolf Loos:
„Unsere kultur baut sich auf der erkenntnis von der alles überragenden größe des klassischen altertums auf. Die technik unseres denkens und fühlens haben wir von den römern übernommen. Von den römern haben wir unser soziales empfinden und die zucht der seele. Es ist kein zufall, dass die römer nicht im stande waren, eine neue säulenordnung, ein neues ornament zu erfinden. Dazu waren sie schon zu weit vorgeschritten. Sie haben das alles von den griechen übernommen und haben es für ihre zwecke adaptiert. Die griechen waren individualisten. Jedes bauwerk musste seine eigene profilierung, seine eigene ornamentierung haben. Die römer aber dachten sozial. Die griechen konnten kaum ihre städte verwalten, die römer den erdball. Die griechen verschwendeten ihre erfindungskraft in der säulenordnung, die römer verwendeten sie auf den grundriss. Und wer den großen grundriss lösen kann, der denkt nicht an neue profilierungen. Seitdem die menschheit die größe des klassischen altertums empfindet, verbindet die großen baumeister ein gemeinsamer gedanke. Sie denken: So wie ich baue, hätten die alten römer auch gebaut. Wir wissen, dass sie unrecht haben. Zeit, ort, zweck und klima, das milieu, machen ihnen einen strich durch diese rechnung.“1