Wien – Das Ende des Wohnbaus (als Typologie)

Die Frage kann nicht sein, ob, sondern wie genau Architektur Gesellschaft gestaltet. Dies geschieht nicht nur durch die symbolischen Formen der Architektur, als die man Volumen, Raumeinteilungen, Anordnungen, Farben, Materialauswahl und sichtbare Funktionen betrachten kann. 

Das Atelierhaus C.21 ist eines der wenigen frei finanzierten Projekte in dieser Ausgabe. Das vom Architekten Werner Neuwirth gemeinsam mit dem Entwickler Robert Hahn im Sonnwendviertel realisierte Gebäude ist eine Ausnahmeerscheinung, die sich der herkömmlichen Dichotomie von Wohnen und Arbeiten, ihren Standards und ökonomischen Logiken zu entziehen versucht.

Diese Arbeit ist in einer Lehrveranstaltung von Christina Lenart und Michael Obrist im Rahmen des Projekts „Diskursraum Wohnbau Wien“ am Forschungsbereich Wohnbau und Entwerfen der TU Wien entstanden. Grafik: Aline Eriksson, Maria Groiss, Antonia Löschenkohl, Lukas Spreitzer

Vor dem Hintergrund geopolitischer, demografischer und territorialer Entwicklungen

Recht, Finanzen und Boden

Innovationen und Visionen im Wiener Wohnungsbau

In internationalen Diskussionen wird das Wiener Wohnungssystem vor allem mit sozialem Wohnbau assoziiert. Dabei wird immer wieder betont, wie groß dieser Sektor im Vergleich zu anderen Städten ist und welche positiven Auswirkungen dies für die Stadt mit sich bringt: vergleichsweise niedrige Mieten, moderate Wohnkostenbelastung und eine geringe sozialräumliche Segregation.

Noch ist das Hotel nicht eröffnet, doch die Vertreibung der einstigen Bewohner*innen der Wiener Innenstadt bereits spürbar. Ermittelt man den Wert vom Bauernmarkt 1 mit den derzeitig marktüblichen Kaufpreisen im 1. Bezirk, lässt sich eine Wertsteigerung der Immobilie um das Zehnfache auf rund 35 Millionen Euro berechnen.

Soziale Durchmischung wird als stadtpolitisches Ziel in Wien großgeschrieben. In kämpferischer Vision platzierte schon das Rote Wien der Zwischenkriegsjahre Gemeindebauten nahezu über den gesamten Stadtraum verteilt.

Heute gibt es erfolgreiche Initiativen, Modelle und Projekte zu Frauen und Wohnen, jedoch müssen Wohnbau- und Frauenpolitik zukünftig noch stärker zusammengedacht und gefördert werden – bis Frauen beim Wohnen gleichberechtigt sind.

Das „Wiener Modell“ gilt heute über Europa hinaus als Vorbild für sozialen Wohnungsbau und damit für einen sozialstaatlichen Umgang mit krisenhaften Erscheinungen der großstädtischen Wohnversorgung, die durch Stadtwachstum und Kapitalisierung von urbanem Raum verschärft wurden.

Woran lässt sich Innovation im geförderten Wiener Wohnbau Innovation festmachen? Welche Projekte jüngerer Zeit besitzen zumindest ein allgemeines Innovationspotential? Diesen Fragen soll hier nachgegangen werden, wenn auch vorausgeschickt werden muss, dass wir als Autoren keine neutrale oder unvoreingenommene Position einnehmen.

„Wir brauchen ethische Standards, die Antworten darauf geben, was wir als Gesellschaft überhaupt wollen.“

– Bettina Götz

Voraussetzung für eine niedrige Kostenmiete sind zwei Faktoren: eine niedrige Rendite (für gemeinnützige Bauträger ist sie auf 3,5 Prozent beschränkt) und günstige Grundstücke, die durch den wohnfonds_wien bereitgestellt werden.

Mit Statements von Silvia Forlati, Peter Fattinger, Florentina Dohnalik, Mara Reinsperger, Mariana Gutierrez Castro, Beatrix Rauscher, Angelika Fitz, Lina Streeruwitz, Bernd Vlay, Julian Junker und Christoph Laimer

Von Baustoffen, technischen Entwicklungen und deren Auswirkungen auf den Wiener Wohnungsbau der letzten 200 Jahre

Wohnservicestellen und institutionen der Stadt Wien

„Die These, dass Wien von Segregation nicht betroffen ist, stimmt nicht, denn hier passiert es in einer speziellen, aber auf den ersten Blick weniger sichtbaren Weise.“

– Christoph Reinprecht

Über eine halbe Million Mitglieder zählen Österreichs Wohnbaugenossenschaften. Im Verhältnis zur Einwohnerzahl des Landes ist das mehr als das Doppelte gegenüber der Schweiz und ein Drittel mehr als in Deutschland.

Gemeinschaftliche und selbstorganisierte Bau­projekte stehen hoch im Kurs, denn sie geben zeitgemäße Antworten auf die Wohnungsfragen des 21. Jahrhunderts.

Selbst Wien, das für seinen umfassenden kommunalen und gemeinnützigen Wohnungsbestand bekannt ist, bleibt von Wohnungs- und Obdachlosigkeit nicht verschont. 2018 verzeichnete Statistik Austria in der 1,9 Millionen Einwohner*innen Stadt rund 13.000 registrierte Wohnungslose^[1], wobei diese Zahl jene beinhaltet, die in Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe untergebracht oder obdachlos sind.