Berlin gilt heute als kreativ, smart und innovativ. Über die Umwege von Subkultur, Kunst und Kreativität ist die Stadt doch noch zur Global City geworden. Denn in Berlin weiß man sich als Hort der Künstler*innen, Kulturschaffenden und Start-Ups zu inszenieren. Diese Inszenierung Berlins als Innovations- und Kreativlabor ist dabei Teil einer „Kulturalisierung des Urbanen“ (Andreas Reckwitz), in der städtische Kreativität und Kultur gezielt mobilisiert und als Ressource verwertet werden. Wie so oft frisst die Revolution ihre Kinder: Der Mythos des kreativen Berlin führt seinerseits zu Verdrängung und Exklusion, zu Institutionalisierung und Kommodifizierung. Was ist dran an der Erzählung vom kreativen Berlin? Welche positiven und negativen urbanen Impulse hat die Szene entfaltet? Und wie können unabhängige kreative Räume erhalten und neu gebildet werden und zur Förderung einer Stadt für alle beitragen?
Selektive Blicke in die Geschichte, Gegenwart und Zukunft der Stadt sollen ausloten, wie das urbane Berlin heute zusammengesetzt ist. Politiker*innen, Architekt*innen, Stadttheoretiker*innen, Künstler*innen und Aktivist*innen diskutieren die Politiken des Raums im Neuen Berlin: Was tun gegen geschichtsvergessene Bestrebungen? In welcher Verfassung sind urbane soziale Bewegungen derzeit, wie lässt sich ihr Verhältnis zu Parteipolitik emanzipatorisch fassen? Welche Zusammenschlüsse, Planungsansätze und Architekturen werden benötigt, um ein solidarisches Berlin der Offenheit zu gestalten?
Mittwoch, 2. Oktober 2019, 19 Uhr
Mythos der Kreativität
Diskussion mit Florian Hertweck (Architekt, Universität Luxemburg), MetroZones – Zentrum für städtische Angelegenheiten (Berlin), Nina Scholz (Journalistin und Autorin, Berlin), Schroeter & Berger (Gestalter, Berlin)
Dienstag, 8. Oktober 2019, 20 Uhr
Die Inszenierung des Urbanen
Screening aus der Sammlung des n.b.k. Video-Forums, ausgewählt von Kristina Paustian (n.b.k. Video-Forum), mit einem Kommentar von Sophia Gräfe (Medien- und Kulturwissenschaftlerin, Leibniz-Zentrum für Literatur-und Kulturforschung, Berlin)
Filme von Denis Beaubois, in the event of Amnesia the city will recall… (1997); Arno Brandlhuber / Christopher Roth, Are You Happy? (2012); KP Brehmer, Walkings Nr. 1–6 (1969–1970); Niklas Goldbach, Habitat C3B (2008); Allan Kaprow, Sweet Wall (1970); Holly Zausner, The Beginning (2003)